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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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verschluckte sich am Rauch seiner Zigarette. »Die ist doch genauso eine Hure wie du! Scheiße, wo bin ich hier hingeraten?!!!«
    »In den Knast«, Dagmar stand auf und klappte ihre Mappe zu. »Und da wirst du auch bleiben. Jetzt seid ihr in Untersuchungshaft. Aber, wenn ihr erst verurteilt seid, dann kommen die wirklich harten Bandagen. Ihr seid jung, hübsch und nett. Sie werden euch zerfetzen wie Wölfe das Reh. Kein Verteidiger kann euch dann helfen. Und ich habe absolut keine Lust, mich weiter mit zwei stinkend blöden und pubertären Dumpfbacken herumzuärgern.« Sie war an der Tür und hatte die Hand schon am roten Knopf, als Mustaf endlich Laut gab.
    »Nein. Bitte. Er hat's nicht so gemeint. Bitte!«
    Dagmar blieb stehen, die Hand immer noch in Knopfhöhe. Mustaf gab Saïd einen Tritt. Der starrte wütend vor sich hin. Mustaf trat noch einmal zu. Saïd knirschte mit den Zähnen. »Ja, okay, tut mir Leid.«
    Zögernd kam Dagmar an den Tisch zurück. »Na gut. Lassen wir’s mal dabei. Aber eins sollte euch klar sein. Nur noch eine einzige winzige frauenverachtende Bemerkung, und ich bin raus. Klar?«
    Sie nickten. Eifrig jetzt. Wären sie Hunde gewesen, sie hätten die Pfötchen gehoben und mit dem Schwanz gewedelt.
    Dagmar entspannte sich und holte die Papiere aus der Tasche. »Also. Die Nacht von San Juan. Ihr sitzt im Café an der Plaça de L'Angel, und da seht ihr plötzlich den schwarzen Porsche.«
    Saïd und Mustaf rauchen. Starren sich an. Schweigen. Dann gibt Mustaf sich einen Ruck.
    »Das war nicht nur ein Porsche. Das war ein 911 GT2.  Das ist der absolute Wahnsinn. Vier-hundert-zwei-und-sechzig PS!«
    »Gib dir keine Mühe«, Saïds Stimme troff vor Verachtung. »Das kapiert die nie.«
    »Fast zweihunderttausend Euro. Das kapier’ ich schon.«
    »Darum ging's doch gar nicht«, Saïd steckte sich eine neue Zigarette an. Mustaf nahm sich auch eine. Weitere Brandflecken im Resopal.
    »Diese Tussi stieg aus und ließ den Porsche einfach stehen. Mitten auf der Laietana, direkt vor unserer Nase. Ehrlich, so war's.«
    »Mitten im Stau?!« Dagmar gab Mustaf Feuer.
    »Wir haben nicht an den Stau gedacht. Wir haben nur den 911 gesehen.«
    »Und dass die Frau schwer verletzt war, das habt ihr auch nicht bemerkt.«
    »Na ja, sie hat vielleicht ein bisschen freakig ausgesehen. Aber ehrlich gesagt«, Mustaf strahlte Charme aus, »Frauen interessieren uns nicht so sehr.«
    »Im Gegensatz zu schwarzen Porsches und Kokain.«
    »Damit haben wir nichts zu tun!« Mustaf hob beschwörend die Hände.
    »Und so viel!«, grunzte Saïd. »Woher hätten wir denn das Geld dafür hernehmen sollen?!«
    »Na schön«, Dagmar stand auf. »Ich finde euch beide extrem widerlich. Aber in gewisser Weise glaube ich euch.« Sie packte ihre Papiere zusammen. Ruhig. »Ich denke, ich kann da was tun.« Sie war an der Tür und drückte endlich den roten Knopf. »Und geht unter die Dusche, verdammt noch mal, bevor der Richter euch zu riechen bekommt.«

29
    Der gelbe Ladekran bewegte sich wie computergesteuert, obwohl hoch oben in der sonnenglänzenden Kabine ein ameisenkleiner Mann saß. Keine romantischen Säcke und Holzkisten. Nur Container. Stapelbar wie Bierkästen. Und sehr viel größer. Blau, grün und braun. Pia kam sich vor wie in einem gigantischen Legoland. Das Schiff war lang und kompakt. Hoher Vorbau, kleines Heck, sonst flach, schwarz und alt. Hupen, Schreie und das rostige Kreischen der Winden. Die Morgensonne brannte ungehindert von einem blitzblauen Himmel. Funkelnde Reflexe auf dem Meer. Und ein Nebel von Chemikalien, Diesel und Staub.
    Der Staumeister trug eine graue Uniform hatte ein Klemmbrett in der Hand. Pia musste schreien. »Hallo? Kripo Barcelona. Ich brauche eine Auskunft!« Sie zeigte ihren Ausweis vor. Noch hatte sie ihn. »Der Hafenmeister hat mich zu Ihnen geschickt.«
    »Na und?« Er wandte den Blick nicht von den Containern.
    »Bei Ihnen hat vor etwa drei Wochen ein Mann namens Rodriguez Polan nach Arbeit gefragt. Um die sechzig. Er soll randaliert haben, weil er nichts bekam.«
    »Oh Gott«, er wandte sich ihr kurz zu. »Sie glauben doch nicht, dass ich mich an all diese Typen erinnere. Die kommen und gehen. Säufer, Penner. Um die sechzig, sagen Sie? Die meisten sind jünger. Ah, da fällt mir was ein. Ja, könnte so drei Wochen her sein. Der kam aus Asturien. Schrie hier rum. Wollte auf mich losgehen, die anderen haben ihn festgehalten. Der soll sich hier bloß nicht mehr blicken lassen.« Er wandte

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