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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Märchenstunde? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du mit dieser Scheiße durchkommst!!!«
    »Beherrschen Sie Ihre Ausdrucksweise, oder Sie lernen mich von der unfreundlichen Seite kennen.«
    »Haha. Und was sollen das für erdrückende Beweise sein?!«
    »Wir haben Fotos von Ihnen mit Reimann. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Quittungen, Belege und wir haben ein Viertel Pfund Kokain bester Qualität.«
    »Bin ich hier im falschen Film?!! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nichts mit Drogen am Hut gehabt. Ein Glas Cava ist das Äußerste. In meinem Job ist ein klarer Kopf überlebenswichtig. Was sind das überhaupt für beschissene Methoden? Franco ist tot, dachte ich. Wenn ihr glaubt, dass ich mir von euch irgendetwas unterschieben lasse, dann habt ihr euch geschnitten. Ich habe einen Anwalt. Und jetzt raus!«
    »Sie haben keinen Anwalt«, Calvet beugte sich vor, »Sie haben nichts weiter als diese dicke dumme Ersatztussi, der Fusté den Fall angehängt hat, als er merkte, dass mit Ihnen beim besten Anwalt keine Lorbeeren zu gewinnen sind.«
    »Raus!«, Barbara schrie. »Raus hier. Sie widerliches Arschloch, alle beide, verschwindet von hier, Scheißbande!!«
    »Die Sprache der Gosse passt gut zu Ihnen«, Calvet senkte die Stimme zu einem Flüstern, »du kleine dreckige, verfickte Nutte.« Er stand auf und hob die Stimme zum Amtston an. »Botía, Sie veranlassen umgehend die Verlegung dieser des Mordes verdächtigen Person ins Gefängniskrankenhaus.«
    An Barbaras Bett gab es einen Alarmknopf, den sie aber mit ihren Bandagen nicht bedienen konnte. Sie schrie.
    In der Tür erschien ein Polizist, den Barbara noch nie gesehen hatte, gleich hinter ihm Yolanda, die hereinstürmte und sich schützend vor ihr Bett stellte. Und dann, deutlich überarbeitet und über die Unterbrechung seiner Visite irritiert, der Stationsarzt, Dr. Rios. »Was ist hier los?«
    »Calvet, Untersuchungsrichter. Die Patientin ist rechtsmäßig wegen Verdacht auf Brandstiftung und Doppelmord verhaftet und über ihre Rechte aufgeklärt. Ihr Gesundheitszustand ist stabil. Es besteht dringende Fluchtgefahr. Wir können sie hier nicht ausreichend sichern. Deshalb lasse ich sie ins Frauengefängnis WAD RAS verlegen. Die haben dort eine hervorragend ausgestattete Krankenabteilung. Ich hoffe, Sie unterschreiben das.«
    »Nein, das ist unmöglich«, Yolanda ereiferte sich. »Die schweren Brandwunden sind noch lange nicht verheilt, sie können sich jederzeit infizieren und entzünden. Und außerdem muss die Patientin später ganz dringend täglich Bäder und Bewegungsübungen machen, wenn sie die Funktion der Hände wiederherstellen will.«
    »Na, ich weiß nicht, ob wir bei einer Taschendiebin gerade darauf so gesteigerten Wert legen sollten«, Calvet lachte in sich hinein, Toni Botía grinste.
    Rios studierte Barbaras Krankenblatt. »Von mir aus. Ich habe da keine Bedenken. Die Patientin ist absolut stabil.«
    »Dr. Mendoza ist da anderer Meinung.« Yolanda hatte sichtlich Mühe, ihrem Chef so entgegenzutreten.
    Er übersah und überhörte sie. »Das unterliegt ausschließlich meiner Kompetenz und allein schon, im Interesse unserer anderen Patienten kann ich eine Verlegung nur begrüßen. Die Halle unten ist ständig von Neugierigen, Fotografen und Reportern blockiert.«
    »Okay«, Barbara nickte Yolanda beruhigend zu. »Ich schaff das schon.« Sie dachte nur daran, dass sie im Knast um vieles sicherer war als im Krankenhaus, dass sie endlich ausschlafen konnte.
    Sie war so müde.

28
    Dagmar versuchte, nicht durch die Nase zu atmen, aber der Geruch nach Lysol, vergammeltem Fisch und Männerpisse drang durch alle Poren ein. Eine Stahltür nach der anderen quietschte vor ihr auf und krachte hinter ihr wieder zu. Der Wachmann, der sie begleitete, war so fett, dass die Knöpfe seiner Uniformjacke bei jeder Bewegung abzuspringen drohten und seine Schenkel aneinander rieben. Er schepperte wichtigtuerisch mit einem gigantischen Schlüsselbund. Sah sie nicht an, versuchte aber auch nicht, den kleinen, aber deutlichen Ständer unter seinem Wanst zu verbergen.
    Die letzte Tür. Auch hier in Augenhöhe ein Fenster. Schlüsselklappern. Er blieb stehen, griff sich an den Sack, nicht provozierend, sondern eher im Reflex, und ließ Dagmar vorgehen. Ein niedriger Raum mit einem schmalen vergitterten Fenster knapp unter der Decke, einer Halogenlampe, einem Tisch mit einer von Zigaretten vernarbten Resopalplatte, vier verschiedenen Plastikstühlen. Über dem Tisch

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