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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
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»Gold.«
    »Echtes?«
    Er flüsterte: »Mein Liebster Besitz.«
    Auch wenn Albert anerkennend nickte und die Unterlippe vorstülpte, war er skeptisch. Der Stein in seiner Hand entsprach exakt seiner Vorstellung von Gold, und gerade das weckte sein Misstrauen.
    »Von wem hast du das?«, fragte Albert und gab Fred das Gold zurück.
    Zufrieden verstaute Fred den Stein wieder in der Blechbüchse.
    »Von wem du das hast, hab ich gefragt«, wiederholte Albert.
    Fred sagte: »Das ist meins.«
    »Hast du’s jemandem gestohlen?«
    »Ich stehle nie.«
    »War das immer hier? Wieso hast du’s mir nie gezeigt?«
    »Wenn ich tot werde, dann darfst du es haben«, sagte Fred und sah ihn aufgeregt an; das Grün seiner Augen schimmertewie das Wasser eines Sees, von dem man nicht weiß, ob er tief genug ist, um hineinzuspringen. »Du bist dann reich.«
    Albert erwiderte seinen Blick und wünschte sich einmal mehr, er hätte Fred einfach eine Frage stellen und Fred sie ihm einfach beantworten können, ein ganz normales Gespräch, das wünschte er sich, bei dem Fred seinen Fragen nicht auswich, und am meisten wünschte er sich, er könnte Fred glauben und würde nicht an jeder seiner Aussagen zweifeln.
    »Hm«, machte Albert.
    »Hm«, machte Fred.
    Im selben Moment krähte der Hahn des Nachbarn. Fred verzog das Gesicht und kurbelte das Seitenfenster hoch. »Der weiß nie, wann er aufhören soll!«
    Albert tippte auf die stehengebliebene Uhr neben dem Tacho. »Es ist spät. Das Sandmännchen ruft.«

Papaaa
     
    In dieser Nacht fand Albert keinen Schlaf. Er betrachtete einen fingernagelgroßen, sternförmigen Leuchtaufkleber auf dem Balken über dem Bett. Den hatte er, als er jünger war, jeden Abend so lange angesehen, bis ihm die Augen zugefallen waren; er hatte es als tröstlich empfunden, dass dieses winzige Licht für ihn leuchtete, trotzig gegen die Schwärze einer Nacht auf dem Land anleuchtete.
    Aus einer Schublade im Bettkästchen entnahm er einen angegilbten Zeitungsartikel. Die zweite Aprilausgabe des
Oberlandboten
von 1977.   Gleich auf Seite 1 begann ein Bericht von Frederick A.   Driajes, den Albert als Kind oft vor dem Schlafengehen gelesen hatte. Er trug den Titel:
     
    Der Tag, an dem der Bus die Haltestelle angegriffen hat
     
    An dem Tag, an dem der Bus die Haltestelle angegriffen hat, war der Regen so stark wie sonst nie. Jeder Tropfen war einzeln! Ich warte nie in dem Haus aus Holz, das man gebaut hat, damit die Leute nicht naß werden. Da drin hängt ein großes Bild von einem Clown von einem Zirkus, der
Rusch
heißt. Seine Augen sind schwarz und glänzen und man kann alle seine Zähne sehen. Ich warte lieber im Regen. Dafür habe ich ja meinen Poncho! Die Haltestelle von Königsdorf ist genau bei der Hauptstraße. Jeder, der durch Königsdorf fährt, fährt da vorbei. Die Autos haben alle Farben. Aber ich zähle nur die, die grün sind wie meine Augen. Einmal habe ich fast fünfzig grüne gezählt   – das sind schon fast über fünfzig grüne Autos! Da ist auch noch ein Schild. Auf dem steht 479.   Weiter weg steht der Glockenturm von der Kirche. Wenn es zwölfmal gongt, ist es zwölf Uhr und ich gehe nach Hause zum Mittagessen. Der 479, der um 6:30   Uhr kommt, war der Bus, der die Haltestelle angegriffen hat. Er ist aber schon um 6:15   Uhr gekommen! Der 479 ist bestimmt dreihundert Kilometer schnell gerast. Weil ich jeden Tag an der Haltestelle warte, kann ich das gut rechnen. Selbst wenn ich noch nie mit einem Bus gefahren bin. Ich werde nie mit einem Bus fahren. In einem Bus kann man tot werden.
    Außer mir war da auch noch der Herr Strigl. Der Herr Strigl ist ein kleiner Mann mit Schnurrbart. Er arbeitet als Fahrlehrer. Aber er hat zu schnell gearbeitet und muß jetzt mit dem Bus fahren. Auchdie Frau Winkler hat auf den Bus gewartet mit ihrem kleinen Kind. Mama sagt, die Frau Winkler ist ambrosisch. Wenn man einen ambrosischen Menschen sieht, dann ist das, wie wenn man gar nichts anderes sieht. Man kann nichts anderes sehen. Und wenn man doch etwas anderes sieht, dann sieht das wie gar nichts aus. Und dann hat auch noch ein Mann in einem Mantel auf den Bus gewartet. Mama kennt ihn nicht. Ich habe immer komische Sachen über ihn gedacht. Der Mann war wie die Spinne in meinem Zimmer. Ich stelle mir immer vor, daß sie über mein Gesicht geht, wenn ich schlafe. So war das auch mit dem Mann im Mantel. Ich habe nicht gedacht, daß er nachts über mein Gesicht geht, ich habe nur gedacht, daß er etwas

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