Meister der Assassinen
Vergangenheit nach München geschleudert wurde, wobei er ihr seine Ziele offenbarte. Die wir ja aktuell erfahren haben.«
»Genau darauf will ich hinaus.«
»Ich zweifle nicht an ihren Worten, Cedric, missverstehe mich da nicht. Doch lass mich dir eine Frage stellen. Hast du den Schattenlord gesehen ?«
»Ich konnte den Nachhall seiner Anwesenheit in Morgenröte spüren.«
»Dazu sage ich, dass du das einfach interpretiert hast, weil es naheliegend ist. Du hast mit deinen elfischen Sinnen etwas gespürt, was dich erschreckt hat, und automatisch angenommen, es sei der Schattenlord gewesen.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Cedric mit zusammengezogenen Brauen.
»Hast du einen Beweis dafür erhalten, dass es sich um den Schattenlord gehandelt hat?«, fragte Rimmzahn zurück.
»Der Beweis ist, dass ich seinen Nachhall gespürt habe.«
»Den du ... schon früher gespürt hast und damit eindeutig identifizieren konntest?«
Cedric zögerte. »Nein«, musste er zugeben.
Rimmzahn zeigte ein nachsichtiges Lächeln, und einige in der Runde nickten.
Simon trat hinzu. »An Lauras Aussage gibt es keinen Zweifel.«
Rimmzahn hob einen Finger. »An ihrer Aussage, dass sie Schreckliches durchgemacht hat? Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel. Und wir haben alle ihren Todeskampf nach der Flucht aus Morgenröte mitbekommen. Aber ihr versteht einfach nicht, worauf ich hinauswill.«
»Dann klär uns doch bitte auf«, rutschte es Cedric heraus. Man sah ihm an, dass er sich am liebsten die Zunge abgebissen hätte.
Rimmzahn lächelte fein. » Niemand hat den Schattenlord jemals gesehen. Es gibt damit keinen gesicherten Beweis für seine Existenz.«
Cedric presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch schmale Striche waren.
»Auch Augen können getäuscht werden«, wandte Simon ein.
»Selbstverständlich«, stimmte Rimmzahn zu. »Aber das steht gar nicht zur Debatte, weil einfach keiner etwas gesehen hat.«
»Aber Laura hat sich ihre Erlebnisse nicht eingebildet«, fuhr Simon fort. »Du hast selbst zugegeben, dass es jeder von uns mitbekommen hat.«
»Ich glaube, es handelt sich hier um ein Massenphänomen«, erklärte Rimmzahn. »Jemand - ihr sogenannten Sucher - hat das Gerücht von einem tödlichen, abgrundtief bösen Wesen aufgebracht. Von da ab wurde jedes schlechte Erlebnis sofort dem Schattenlord zugeschrieben, ohne dass es kritisch hinterfragt wurde. Wir befinden uns hier in einem magischen Land. Was Laura widerfahren ist, kann ganz andere Gründe haben. Aber weil die Erklärung so nahelag, hat niemand genauer darüber nachgedacht oder geforscht. Wir kennen das aus der Kriminalistik, wo ...«
»Ich muss gehen«, stieß Cedric hervor, drehte sich um und stampfte davon. Simon folgte ihm nach kurzem Überlegen.
Rimmzahn wandte sich seiner Versammlung zu. »Versteht ihr, genau darum geht es mir: Die Sache mit diesem Buhmann, den noch nie jemand gesehen hat, erscheint mir zu einfach. Laura war bisher die Einzige, die Auseinandersetzungen mit ihm hatte. Weil sie über bestimmte Fähigkeiten verfügt, die er angeblich nutzen will. Es ist alles hervorragend und nachvollziehbar erklärt - und kann doch Fiktion sein.«
»Glaubst du etwa, dass Laura lügt?«, kam ein Ruf aus dem Publikum.
»Zum dritten Mal: selbstverständlich nicht«, verwahrte sich Rimmzahn. »Sie glaubt daran. Und ich bin überzeugt, dass sie tatsächlich ein Spielball von Mächten Innistìrs ist. Aber ich halte mich an Fakten, und es gibt keinen gesicherten Beweis, dass der Schattenlord ihr Leid verursacht hat oder dass er überhaupt existiert. Alles basiert rein auf Vermutungen und Hörensagen.«
Er machte eine Pause und lehnte sich leicht zurück.
Seine Zuhörer sahen sich an. Viele Mienen hellten sich auf. »Das könnte ja bedeuten ...«, setzte jemand an, und ein anderer führte fort: »... dass wir einander gar nicht zu verdächtigen brauchen ...«
»Ja!«, rief Sandra. »Weil der Schattenlord dann gar nicht in einem von uns steckt und Böses will!«
Das löste eine erregte Diskussion aus, der Rimmzahn schweigend lauschte. Anerkennend nickte er Sandra zu, die rot vor Freude wurde. Sein schweifender Blick traf zufällig auf Maurice, der ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Wut und Enttäuschung anstarrte. Er blickte weiter in die Runde.
Nach einer Weile hob Rimmzahn die Hände und bat um Gehör. »Betrachten wir die Angelegenheit also objektiv. Jemand fängt an zu behaupten, es gibt den Schattenlord und er ist böse.
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