MeIster der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
tellergroße dunkelrote Fleck musste Blut sein. An den Rändern trocknete es bereits, aber die Mitte war noch feucht. Stammte es von einem Tier? Hoffentlich nicht von einem Menschen. Wie kam es dorthin? Es gab nur eine logische Erklärung – jemand musste ihre Matratze damit besudelt haben. Jemand, der Zugang zu ihrer Wohnung hatte, der ihr eins auswischen wollte – ob nun aus Eifersucht oder aus Rache – oder versuchte, ihr Angst einzujagen, damit sie sofort ihre Koffer packte und in ihre Heimatstadt floh, und diese Person war erst vor kurzem in ihrem Schlafzimmer gewesen. Aber nicht jeder kam so einfach an Blut heran.
Blaine, schoss es ihr in den Sinn. Fetzen ihres Gesprächs mit Milow tauchten in ihrer Erinnerung auf.
»Zwischen uns hat es sofort gefunkt. Eigentlich bin ich nur deinetwegen mit zu der SM -Party gekommen. Und dann so was!«, hatte ihr bester Freund euphorisch erzählt. »Kannst du dir vorstellen, dass er in einem Schlachtbetrieb arbeitet?«
»Tatsächlich?« Sie wusste noch genau, dass sie sich Blaine als Patrick Bateman aus »American Psycho« mit Blut verschmiertem nackten Oberkörper und einem Beil in der Hand vorgestellt hatte. Nun grauste ihr vor diesem Bild!
»Er wollte wissen, ob es mir unangenehm sei, dass er keinen Bürojob hat. Ist das nicht süß? Ich sagte ihm, dass ich auch nur abends durch die Clubs tingele und Adam-Lambert-Songs nachsinge, worauf er meinte, dann würden wir uns ja bestens ergänzen – er könnte kräftig zupacken, und ich sei sicherlich gut mit dem Mund.«
Blaine hatte täglich mit Blut zu tun und konnte sicherlich ein, zwei Liter entwenden, ohne dass es auffiel. Vielleicht hatte er mit ihr noch eine Rechnung offen, weil sie ihn im Wilde Side geohrfeigt hatte. So eitel und selbstverliebt wie er sich auf der Party gegeben hatte, kam er womöglich nicht über die Schmach hinweg, von ihr zurückgewiesen worden zu sein. Er könnte sich heimlich Milows Zweitschlüssel von ihrer Wohnung geborgt und sich Zugang verschafft haben, denn an der Haustür hatte sie keinerlei Einbruchspuren entdeckt. Wenn das zutraf, lag es nah, dass er auch den Brief von ihrer Granny Clodagh gestohlen und ihr Laptop durchsucht hatte. Bisher waren das alles nur Spekulationen, doch das Blut in ihrem Bett wies direkt in seine Richtung.
Kate presste die Hände auf ihren Brustkorb, ihr Herz galoppierte. Sie wollte so gerne glauben, dass Ronan unschuldig war.
11
Eigentlich hätte Kate, nach dem grausigen Fund in ihrem Bett und der Gewissheit, dass jemand sich mindestens zweimal Zugang zu ihrer Wohnung verschafft hat, auf ihrer Couch sitzen und weinen sollen. Doch es war Milow, der sich an diesem Freitagabend die Augen ausheulte, ihren Vorrat an Taschentüchern aufbrauchte und sich wie ein Häufchen Elend zusammenkauerte.
»Was ist denn los?«, fragte Kate einfühlsam, rückte näher zu ihm und nahm seine Hand, nicht ganz uneigennützig, denn auch sie brauchte Streicheleinheiten. Eigentlich hätte sie nicht die Nerven für die Probleme anderer haben müssen, aber seltsamerweise beruhigte es sie, sich um Milow zu kümmern, vielleicht weil es sie von ihren eigenen Sorgen ablenkte. Harrison Faulkner war so nett gewesen, ihr zwei Tage frei zu geben.
Milow schlief nun schon die zweite Nacht auf ihrem Sofa, um sie zu beschützen. Nachdem sie das Blut gefunden hatte, hatte sie zuerst ihn und dann bei der Metropolitan Police angerufen. Während er innerhalb von zwanzig Minuten bei ihr gewesen war, hatten die Vertreter der Met drei Stunden gebraucht, weil Kates Fall auf der Skala der Dringlichkeit nicht gerade weit oben gestanden hatte. »Sie schweben nun mal nicht akut in Gefahr.« Das machte Kate immer noch sauer. Auch, dass die Polizistin Milow während der Untersuchung und der Befragung vor die Tür geschickt hatten, weil er ebenfalls als Verdächtiger galt, da er einen Ersatzschlüssel besaß und es keine Einbruchspuren gab. Lächerlich!
Ein weiteres Mal schnäuzte er seine Nase und winkte ab. »Du hast schlimmere Probleme. Bei mir geht es nur um eine Peinlichkeit, dagegen ist jemand in deine Privatsphäre eingedrungen und bedroht dich.« Langsam beruhigte er sich wieder, doch Kate ahnte, dass er das, was ihn belastete, verharmloste, sonst hätte er nicht geweint.
»Die Polizisten gehen davon aus, dass der Einbrecher mir nur einen gehörigen Schrecken einjagen wollte.« Sie hatten dieses Gespräch in der Nacht und am Morgen bereits geführt, aber Kate musste wieder und wieder darüber reden,
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