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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Messer, um sich dem unbekannten Übel hinter sich nicht mit leeren Händen stellen zu müssen. Aber als er sah, was sich hinter ihnen abspielte, sorgte selbst die Klinge in seiner Hand nicht dafür, dass er sich besser fühlte. Auf der anderen Seite der Lichtung erhob sich dort, wo noch vor Sekunden Renaud gestanden hatte, eine riesige schwarze Wolke wie ein Turm über dem Boden. Schwaden von dunklem Staub, schwarz und funkelnd wie Vulkanglas, wirbelten unnatürlich schnell in den windlosen Himmel, bis die wabernden Massen die Sonne verdunkelten. Das Heulen der Wolke erreichte seinen Höhepunkt, als hätte sie nur darauf gewartet, dass er sich umdrehte, und dann fing sie an, sich in Bewegung zu setzen.
    »Eli«, sagte Josef über die Schulter, »was auch immer du tust, könntest du es ein wenig schneller tun?«
    Eli warf ihm einen bösen Blick zu, bevor er sich wieder dem Findling zuwandte. Josef trat einen Schritt zurück und drückte Nico gegen den Stein. Die Wolke hielt nicht direkt auf sie zu. Stattdessen glitt sie am Rand der Lichtung entlang, nah am Wald. Die Bäume bogen sich zur Seite, als der wabernde schwarze Staub näher kam. Sie hoben ihre Äste hoch in die Luft, als wollten sie ausweichen. Dann berührte der kreischende Sturm einen Baum, der das Unglück hatte, zu weit auf die Lichtung zu ragen, und Josef erkannte, warum. Sobald die wirbelnden schwarzen Partikel die Äste berührten, lösten sie sich auf. Der Zyklon glitt über den Baum hinweg, als gäbe es ihn nicht, und verwandelte ihn mühelos zu Sägemehl, ohne dabei auf seinem Weg zu der Gruppe am Findling auch nur einen Moment innezuhalten.
    »Eli«, sagte Josef wieder, »es eilt.«
    »Ich habe es!«, schrie Eli. »In Ordnung. Jetzt!«
    »Jetzt was?!«, brüllte Josef verzweifelt. Die Wolke hatte sie schon fast erreicht und füllte sein Sichtfeld vom Boden bis zum Himmel aus. Sie war das Letzte, was er sah, bevor der Stein ihn verschluckte.

Kapitel 14
    M iranda war nicht klar, dass sie ohnmächtig geworden war, bis sie steif, wund, dreckig und verklebt wieder aufwachte. Sie lag auf Gins Pfote, und sobald sie sich bewegte, schob sich seine lange Schnauze vor ihr Gesicht.
    »Wie fühlst du dich?«
    Miranda dachte darüber nach, dann zog sie eine Grimasse. »Als wäre ich verprügelt, gefressen und dann wieder hochgewürgt worden.«
    Sie ignorierte seinen angewiderten Blick und zog sich an seinem Fell in die Höhe. »Das ist ja gut gelaufen«, murmelte sie, während sie sich mit einer noch annähernd sauberen Ecke ihres Reitmantels die Erde aus dem Mund wischte. »Irgendwie bin ich nicht überrascht, dass Coriano dort war. Ich wüsste ja nur zu gerne, was der Versklaver ihm bezahlt, wenn er dafür sogar seinen guten Ruf am Geisterhof in den Wind schießt.«
    »Ich glaube nicht, dass es bei diesem Mann immer um Geld geht«, sagte Gin nachdenklich. »Für mich riecht er eher nach Blut als nach Gold.«
    Miranda verzog das Gesicht. »Nun, das ist ein Problem, um das wir uns später kümmern.« Zusammen mit dem Berg von Problemen, die sie sowieso schon hatten. »Im Moment sollten wir darüber nachdenken, was wir gegen Renaud unternehmen können.«
    Gin legte die Ohren an. »Männer wie er sollten keine Magier sein dürfen. Sandstürme mögen ja dumm sein, aber kein Geist verdient das, was er ihm angetan hat. Das ist schlimmer, als von einem Dämon verschlungen zu werden. Dann ist man zumindest tot und nicht vollkommen wahnsinnig in der Tasche eines Irren eingepfercht.«
    Miranda sah auf. »Ist er noch in der Gegend?«
    »Ich kann nichts hören, aber wer weiß, ob er ihn nicht einfach wieder in seine Tasche gesteckt hat.«
    Miranda stöhnte und rieb sich die Schläfen. »Ein Versklaver, der ein Hühnchen mit jemandem zu rupfen hat und dieses Hühnchen nun auf einem Thron rupfen kann – viel schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden.«
    »Warte«, sagte Gin. »Was ist mit der Banage-Sache? Das Ding, weswegen er uns hergeschickt hat, damit wir Eli davon abhalten, es zu bekommen?«
    Miranda wurde bleich. »Gregorns Pfeiler …« Sie biss sich auf die Fingerknöchel und dachte fieberhaft nach. »Nein«, sagte sie schließlich. »Ich glaube nicht, dass er davon weiß. Gregorns Pfeiler ist ein ziemlich obskurer Teil der Magiegeschichte. Banage war sich nicht einmal sicher, ob Eli davon weiß, aber ihm ist nichts anderes eingefallen, was Eli in Mellinor interessieren könnte. Außerdem lebte Renaud sechzehn Jahre lang als Magier in dieser Burg. Wenn er

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