Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
ziemlich real angefühlt.«
»Hört mir zu«, bat Miranda und ging in die Hocke, um nicht so bedrohlich über ihm aufzuragen. »Es war mein Blitzgeist, aber er hat nicht auf meinen Befehl gehandelt. Euer Bruder Renaud ist ein Versklaver, ein Magier, der die reine Stärke seiner Seele einsetzt, um schwächere Geister dazu zu zwingen, ihm zu Willen zu sein. Er hat meinen Blitzgeist benutzt, um es so aussehen zu lassen, als hätte ich versucht Euch umzubringen, und nutzt die Situation nun, um sich widerrechtlich Euren Thron anzueignen.«
Der König sah sie verwirrt an. »Ein was?«
»Ein Versklaver«, wiederholte Miranda. Als es immer noch nicht so aussah, als würde dem König etwas dämmern, fügte sie hinzu: »Ein böser Magier.«
Gin lachte leise über diese Vereinfachung, und der König wurde rot im Gesicht, weil er offensichtlich dachte, er würde ausgelacht. »Und ich nehme an, es war auch Renaud, der deinem Hund befohlen hat, sich auf mich zu setzen«, sagte er und deutete anklagend auf Gin.
»Unglücklicherweise war das seine eigene Idee«, knurrte Miranda. »Aber es war nur zu Eurem Schutz!«, fügte sie schnell hinzu.
Der König kauerte auf dem Boden und musterte sie misstrauisch. Vorsichtig setzte Miranda sich ihm gegenüber und bemühte sich, so harmlos wie möglich zu wirken.
»Ich weiß, dass Ihr im Moment wenig Grund habt, Magiern zu trauen«, sagte sie sanft, »aber ich bin bereit, jeden Eid zu schwören, dass ich auf Eurer Seite stehe.«
»Meine Seite?«, blaffte der König. »Ihr Magier habt alles ruiniert! Wie kannst du erwarten, dass ich glaube, du könntest auf meiner Seite sein?«
Miranda antwortete ehrlich: »Weil in dieser Situation gerade die Tatsache, dass ich eine Magierin bin, mich zu Eurer besten Verbündeten macht.« Sie hob ihre dreckigen Hände, an denen ihre Ringe immer noch sanft glühten. »Ich bin Mitglied des Geisterhofes. Das bedeutet, dass ich einen Eid geschworen habe, das Gleichgewicht zwischen Geistern und Menschen zu bewahren und alles in meiner Macht Stehende zu tun, um jegliche Misshandlungen zu verhindern. Ohne die leitenden Regeln des Geisterhofes hat Euer Bruder sich der Versklavung zugewandt. Er zwingt der Welt seinen Willen auf und fügt den Geistern, die er missbraucht, dauerhaften Schaden zu. Bei meinen Eiden, bei meinem Leben, ich kann ihn nicht weiter frei schalten und walten lassen.«
Sie blickte so ernst wie möglich drein, und der König kratzte sich nachdenklich den dreckigen Bart. »So schlimm steht es also, ja?«
»Lasst es mich so ausdrücken.« Miranda lehnte sich ein wenig vor. »Ich wurde mit dem eiligen Befehl hierhergeschickt, Eli aufzuhalten, bevor er den Ruf der Magierwelt noch weiter schädigen kann. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich Renaud vor Gericht bringe oder Eli in flagranti erwische, würde ich mich sofort für Renaud entscheiden. Alles andere würde mich meine Geister kosten.«
Der König beäugte sie misstrauisch. »Ich bin immer noch nicht überzeugt. Aber lasst mich sagen, dass ich die Geschichte von Renauds Betrug nicht allzu unglaubwürdig finde.«
Miranda biss sich auf die Lippe. »Ich verstehe, dass es schwierig für Euch sein muss, diese Dinge über Euren Bruder zu erfahren …«
»Nicht so schwierig, wie Ihr vielleicht denkt.« Der König seufzte schwer. »Ihr vergesst, dass ich mit dem Bastard aufgewachsen bin. Er war der Liebling meiner Mutter, ohne Frage, und das wusste er genau. Vater hatte nichts mit uns zu tun, bis wir alt genug für die Jagd waren, also hatte Renaud den Großteil unserer Kindheit das Sagen. Man könnte sagen, es bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten zu glauben, dass er seine Magie missbraucht.«
Miranda riss die Augen auf. »Ihr wusstet, dass er ein Magier ist?«
»Oh, am Anfang natürlich nicht«, meinte Henrith und wedelte wegwerfend mit der Hand. »Aber als es herauskam, war ich nicht überrascht. Er faselte ständig etwas von seinem Geburtsrecht und seinem Erbe und der richtigen Ordnung, aber er schien nie wirklich daran interessiert zu sein, König zu werden. Vater wusste nicht recht, was er mit ihm anfangen sollte. Tatsächlich glaube ich, mein Bruder hat ihm ein wenig Angst gemacht. Ich habe immer vermutet, dass er im Geheimen erleichtert war, als Renaud sich als Magier entpuppte und ihm so die Möglichkeit verschaffte, die Thronfolge neu zu regeln.« Der König zwinkerte ihr zu. »Ich war immer der Liebling meines Vaters.«
Miranda unterdrückte den Impuls, die Augen zu
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