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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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ich
bete zu den sechshundert namentlich bekannten Göttern !« rief er voll Inbrunst. »Ich bete
zu den Göttern der zehn Richtungen und den untergeordneten Vertretern der zehn
Richtungen, zu den Sternen der fünf Richtungen und zu den untergeordneten
Sternen der fünf Richtungen, zu den himmlischen Streitern und Weisen, zu den
zehn höchsten Gottkönigen, zu den Göttern der Sonne, des Mondes und der neun
Sterne erster Ordnung!«
    Die fliegenden Händler
wurden munter. »Würmer zu verkaufen !« schrien sie.
    »Zu den Göttern, die die
himmlischen Tore bewachen«, röhrte der Meisterschreier. »Zu den sechsunddreißig
Donnergöttern, die den Himmel bewachen, zu den achtundzwanzig Sternen erster
Ordnung des Zodiakus, zu den Göttern, die die bösen Geister unterwerfen, zum
Gottkönig des Fliegenden Himmels und dem Gott des großen langen Leben Buddhas,
zu den Göttern Tien Kan und To Tze, zu den großen Weisen der Trigrame, zu den
Torgöttern und den Küchengöttern, zu den göttlichen Generälen des Monats, der
Woche, des Tages und der Stunde!«
    »Würmer !« schrien die Händler. »Habt Erbarmen mit armen hilflosen Würmern, die höchst
ungerechterweise zum grausamen Tod am Angelhaken verurteilt worden sind !« »Zu den Göttern der neun Flüsse !« kreischte der Heilige. »Zu den Göttern der fünf Berge und der vier Ecken!
Ich bete zu den Göttern der Brunnen, Quellen, Gräben, Bäche, Hügel, Wälder,
Seen, Flüsse und der zwölf Flußquellen! Ich bete zu den hiesigen Schutzgöttern!
Zu Chuang huangs und ihren Untergebenen! Zu den Göttern der kleinen Beamten! Zu
den Göttern der lebenden Bäume und der gefällten Bäume! Zu den geistigen
Offizieren und Soldaten unter dem Kommando der Priester! Zu den Schutzgeistern
der Tabus, der Befehle, der heiligen Schriften und des rechten Weges der
Religion!«
    »Ihr Herren, denkt an eure
armen alten weißhaarigen Großmütter, die vielleicht als Würmer wiedergeboren
worden sind !« rief ein besonders einfallsreicher
Händler. »Komm her !« brüllte Meister Li und kaufte zu
meinem Erstaunen ein Eimerchen Würmer.
    »Ich bete zu den Göttern
der vier Jahreszeiten und der acht Feste !« quäkte seine Heiligkeit. »Ich
bete zu ...« Meister Li griff nach oben, riß die offenen Kiefer noch weiter
auseinander und schüttete den Inhalt des Eimerchens hinein. Stille senkte sich
über das Auge der Ruhe. Die Kröte hielt die Fälschung kaum fingerbreit vor die
Augen. »Die Fälschung einer Fälschung«, murmelte er. »Das ist durchgepaust, und
zwar erst vor kurzem. Der Stümper hat Druckstellen hinterlassen, wo er zu fest
aufgedrückt hat .« Er gab Meister Li das Pergament
zurück. »Die Pause stammt von einem Amateur«, sagte er verächtlich. »Eine
ungewöhnliche Fälschung wie diese, die Gelehrte an ihrem Verstand zweifeln
läßt, ist ein Vermögen wert. Aber eine Pause kann nicht einmal ein Kind zum
Narren halten, das noch nicht schreiben kann. Wenn der Dummkopf versucht hat,
sie dem falschen Mann zu verkaufen, betrachtet er vermutlich bald die hübschen
Fische aus allernächster Nähe, die um seine schweren Steinsandalen
herumschwimmen .« Ich hatte plötzlich ein flaues Gefühl
im Magen. Aber wenn Meister Li an den toten Falschspieler auf dem Grund des
Kanals dachte, ließ er es sich nicht anmerken. »Höchst interessant«, sagte
Meister Li ruhig. »Hsiang, der Text ist offenbar gestohlen worden. Gibt es
irgendwelche Gerüchte ?«
    »Meint Ihr das im Ernst? Li
Kao, wenn ein Sammler verlauten läßt, daß er etwas von dieser Qualität besitzt,
dann klopfen die Vertreter des Kaisers innerhalb eines Tages an seine Tür. Auf
der ganzen Welt kann es keine so gute Fälschung mehr geben wie diese hier«,
sagte die Kröte. »Und macht Euch nicht die Mühe, nach dem Fälscher zu suchen.
Der Erhabene Jadekaiser hat ihn in den Himmel gerufen, und er erledigt
mittlerweile die göttliche Korrespondenz .« Meister Li
kratzte sich an der Stirn und zog an seinem Bart. »Eine letzte Frage. Ich kann
mir sehr viele Männer vorstellen, die einen Mord begehen würden, um diese
Handschrift zu bekommen. Aber der Mordfall, den man mir übergeben hat, scheint
sehr geschmacklos zu sein. Könnt Ihr Euch einen Mann vorstellen, der zu
Methoden greift, die den schlimmsten Übertreibungen der chinesischen Oper
angemessen sind ?«
    »Ja«, erwiderte die Kröte,
ohne nachzudenken.
    »Wer?«
    »Ihr«, sagte die Kröte. Und
zu mir: »Junge, ist dir bekannt, daß ganze Friedhöfe ihre Existenz

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