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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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diesem
uralten Meuchelmörder zu verdanken haben? Wie viele Leichen hat er zum Beispiel
bei dieser unheimlichen Sache mit den Vögeln hinterlassen ?« 2
    »Vielleicht zwanzig oder
dreißig«, sagte ich, »aber nur, weil...« »Hinweg !« schrie die Kröte, »hinweg! Laßt einen alten Mann mit Würde sterben .«
    »Alt ?« fragte Meister Li. »Wenn mein ältester Enkelsohn nicht einen falsch gekochten
Kugelfisch gegessen hätte, wäre er ungefähr in Eurem Alter.«
    »Li Kao, das Problem mit
Euch ist, Ihr weigert Euch einfach, an Alter zu sterben«, fauchte die
Kröte und zitierte dann Konfuzius. »Wer so alt ist wie du und nicht stirbt,
wird einfach ein Ärgernis .« Zu mir sagte er: »Ich
dagegen werde in heiterer Ruhe dahinscheiden, in der Gewißheit der Heiligkeit
meiner Seele. Mein Junge, sieh nur, wie meine reine
Seele mir durch die Augen scheint. Sie ist wie eine verdammte Blume !«
    Es ist gefährlich, mit
Meister Li das Zitierspiel zu spielen. »Wenn ich zurückkomme, nachdem ich
die Blumen zertreten habe, duften die Hufe meines Pferdes«, sagte er leise.
Die Kröte wurde blaß. »Also Li Kao, Ihr müßt nicht beleidigt sein, wenn keine
Beleidigung beabsichtigt war. Ich suche nur den richtigen Weg, der mich in das
gesegnete Reich der reinen Seelen führen wird .« Der
Gedanke an seine neu gefundene Reinheit machte ihn kühn. »Hinweg !« schrie er. »Hinweg, lebender Haufen uralter Knochen. Und
nehmt den Schwefelgestank der Sünde mit Euch .«
    Er drehte sich um und sah
mich mit funkelnden Augen an. »Und nehmt auch diesen wandelnden Kran mit .« Meister Li stand auf und verbeugte sich, und ich folgte
seinem Beispiel. Wir drehten uns um und gingen über das Gras davon. Hinter uns
wurde der ruhige Chor der »Geeh - geeh -geehs« immer leiser.
    3.
    Die Reise in das Tal der
Seufzer dauerte nicht lange, und drei Tage später erstieg ich einen Hügel,
hinter dem das Tal lag. Es war früh am Morgen. Ich wischte den Tau von einem
großen flachen Stein. Wir setzten uns und warteten darauf, daß der Nebel sich
lichtete. Als das geschah, erkannte ich, daß das Tal der Seufzer an eine
Schüssel mit einem ausgebrochenen Stück erinnerte; das fehlende Stück war die
Spalte im Süden, die den Blick auf andere Täler in der Ferne freigab. An der
Innenseite der Schüssel wand sich ein idyllischer, von Bäumen und Blumen
gesäumter Streifen nach unten - meiner Ansicht nach zu idyllisch. Kein
vernünftiger Bauer würde so viel gutes Land an Blumen verschwenden, wenn man
dort etwas Nützliches hätte anbauen können. Auffällige Verschwendung ist ein
prahlerisches Zeichen für Reichtum und Macht, und das macht mich immer nervös.
»Die Bauern werden dafür bezahlt, daß sie auf diesem Land nichts anbauen«,
sagte Meister Li, der meine Gedanken las, »es ist die sogenannte Prinzentrift,
und wie es dazu gekommen ist, das ist eine sehr lange Geschichte .« Mit einer großen Geste über das Tal fragte er: »Reich
oder arm ?« In Gedanken grub ich meine Zehen in die
Erde. »Weder noch«, sagte ich, »es scheint gute Erde zu sein, aber es ist nicht
allzuviel davon da. Zuviel Steine und Schiefer an den Hängen, und das Marschland
im Westen ist salzig. Vermutlich ernährt das Tal eine kleine Zahl von Bewohnern
ganz gut, aber dann bleibt wenig übrig .«
    »Völlig richtig«, sagte
Meister Li, »der erste Feudalherr des die Bauern Tag und Nacht im Kreis,
während Prinz Liu Sheng mit einem munteren Scherz auf den Lippen und einem
freundlichen Winken für alle und jeden sich in einer seidenen Sänfte durch das
Salzbergwerk tragen ließ. Schließlich war das Salzvorkommen erschöpft. Aber der
Prinz hatte inzwischen eine dünne, aber reiche Eisenerzader entdeckt. Die
Männer wurden zu Arbeitskolonnen zusammengekettet und gruben endlose Schächte
und Tunnel; die Frauen blieben an die Räder gefesselt. Nun betätigten sie damit
die riesigen Blasebälge von Hochöfen. Und es dauerte nicht lange, bis das ganze
Reich von Prinz Liu Shengs Eisenhütte sprach. Damals wurde er als der Lachende
Prinz bekannt. Sein Sinn für Humor brachte ihn fast um, denn er lachte sich
beinahe tot, wenn er die komischen Verrenkungen der Frauen am Rad beobachtete.
Die Ketten waren glühend heiß. Und eine Weile war der »Tanz der Bauern des
Prinzen Liu« am Hof der letzte Schrei.
    Der Lachende Prinz nutzte
sein wissenschaftliches Genie und erfand irgendwie eine Behandlungsmethode,
durch die er mit Säuren und anderen Mitteln sein Eisen weniger spröde machte
als das

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