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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Berücksichtigung des skurrilen und einigermaßen verrückten Briefs an Margarita Nikolajewnas Ehemann, dem zufolge sie nun eine Hexe sei, sowie der Tatsache, dass die verschollene Natascha ihre sämtlichen Anziehsachen in der Wohnung gelassen hatte, kamen die Beamten zu folgendem Ergebnis: Sowohl die Hausdame als auch das – mädchen sind – genauso wie viele andere – Opfer einer hypnotischen Einwirkung und in dem Zustand von den Gangstern geraubt. Hinzu kam die vermutlich richtige Erkenntnis, ein möglicher Grund dafür sei vielleicht die große Schönheit der beiden Vermissten.
    Kein plausibler Grund fand sich indes für die Entführung eines Geistesgestörten (welcher sich selbst als »Meister« bezeichnete) aus der psychiatrischen Klinik. Die Motive waren nicht zu eruieren, wie auch der Name des entführten Kranken. Er blieb verschollen und wurde nur noch unter der toten Chiffre geführt: 118 von Block 1.
    Nun, so klärte sich beinahe alles, und die Ermittlungen fanden ein Ende, wie ja schließlich alles ein Ende findet.
    Es verstrichen etliche Jahre, und allmählich vergaßen die Menschen Woland, Korowjew et cetera. Vieles im Leben derjenigen, die durch Letztere zu Schaden gekommen waren, hat sich seitdem verändert. Und wie winzig und unerheblich diese Veränderungen auch sein mögen, sie verdienen dennoch eine Erwähnung.
    So zum Beispiel Pierre Bengalski. Er hatte in der Klinik drei Monate verbracht, sich erholt und dieselbe verlassen, war jedoch gezwungen, seinen Dienst im Varieté zu quittieren – und das zu einem Zeitpunkt, wo das Publikum in Scharen herbeiströmte. Zu frisch war noch die Erinnerung an die Séance der Schwarzen Magie. Bengalski verließ das Varieté, weil es zu unerträglich wäre, jeden Abend vor zweitausend Leuten zu erscheinen, die einen unvermeidlich wiedererkennen und hämische Fragen stellen würden: Na, wie fühlt man sich besser – mit oder ohne Kopf?
    Außerdem war eine große Portion seines einstigen Frohsinns dahin, der für die Branche so wichtig ist. Stattdessen bekam er die ungute und höchst lästige Angewohnheit, im Frühjahr bei Vollmond unruhig zu werden, sich an die Gurgel zu fassen, sich umzublicken und loszuweinen. Zwar klangen diese Anfälle auch wieder ab, doch allein schon die Tatsache, dass er sie hatte, machte ihn für den Beruf untauglich. Er zog sich zurück aus der Öffentlichkeit und lebte fortan nur von Erspartem (was, gemäß seiner bescheidenen Kalkulation, für fünfzehn Jahre ausreichen dürfte).
    Er zog sich zurück und stieß nie wieder mit Warenucha zusammen, der hingegen allgemeine Popularität und Beliebtheit zu erringen vermochte, dank seiner – selbst unter Theaterdirektoren – einzigartigen Hilfsbereitschaft und Höflichkeit. So nennen ihn die Freikartenschnorrer nicht anders als ihren Herrn und Gönner. Wann auch immer jemand beim Varieté anruft, meldet sich stets seine sanfte, aber traurige Stimme mit dem Satz: »Ich höre.« Und auf die Bitte hin, Warenucha ans Telefon zu holen, beeilt sich dieselbe Stimme zu antworten: »Am Apparat, womit kann ich dienen?« Diese Höflichkeit macht ihm aber auch schwer zu schaffen!
    Stjopa Lichodejew kommt nicht mehr in den Genuss, vom Varieté aus zu telefonieren. Gleich nach seiner Entlassung aus der Klinik, wo er acht Tage verbracht hatte, wurde er mit sofortiger Wirkung nach Rostow versetzt und übernahm dort die Leitung eines großen Nahrungsmittelgeschäfts. Es kursieren Gerüchte, wonach er ganz aufgehört hat, Portwein zu trinken – nur noch Wodka (mit einem Extrakt aus Johannisbeerknospen, was seiner Gesundheit sehr förderlich ist). Es heißt, er sei ziemlich schweigsam geworden und meide tunlichst die Gesellschaft von Frauen.

    Stepan Bogdanowitschs Suspendierung aus dem Vorstand des Varieté brachte Rimski nicht die schon seit Jahren heißersehnte Genugtuung. Nach der Klinik und einer Kur in Kislowodsk bat der Finanzdirektor – ein Tattergreis mit wackelndem Kopf – um Entlassung aus seinem Amt. Interessanterweise wurde dieses Gesuch nicht von Rimski selbst ins Varieté gebracht, sondern von seiner Frau Gemahlin. Rimski selbst war nicht imstande gewesen, sogar bei Tageslicht jenes Gebäude zu betreten, wo er das vom Mond durchflutete angeschlagene Fenster gesehen hatte – und dahinter den langen, zum unteren Riegel strebenden Arm.
    Nach Beendigung der Arbeit beim Varieté trat Grigorij Danilowitsch eine neue Stelle an – bei einem Kinderpuppentheater in Samoskworetschje. Dort war es

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