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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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nämlich von Ex-Baron Maigel. Jawohl, die beiden waren jetzt tot. Die verkohlten Gebeine des Letzteren wurden nach dem Löschen des Feuers aus der Wohnung Nr. 50 auf der Gartenstraße geborgen. Es gab also Opfer, und diese Opfer schrien geradezu nach einer Untersuchung.
    Doch Opfer gab es auch nachdem Woland die Hauptstadt verlassen hatte. Wie traurig es auch klingen mag, die Rede ist von schwarzen Katern.
    An die hundert dieser friedlichen, dem Menschen ergebenen und nützlichen Tiere wurden abgeschossen oder auf eine andere Weise ausgemerzt, und zwar an verschiedenen Orten des Landes. Um ein Dutzend Kater, oft stark verstümmelt, landeten in unterschiedlichen Städten bei der Miliz. So brachte zum Beispiel in Armawir jemand einen vollkommen unschuldigen Kater aufs Revier mit gefesselten Vorderpfoten.
    Er hatte dem Kater aufgelauert, als dieser verstohlen (waskönnen Kater eigentlich dafür, dass sie verstohlen wirken? Es liegt nicht an ihrer Bösartigkeit, sondern schlicht daran, dass sie befürchten, ein Wesen, das größer und stärker ist – zum Exempel ein Hund oder ein Mensch – ihnen schadet oder sie malträtiert. Beides ist kinderleicht, aber unrühmlich. Oh ja, sogar sehr unrühmlich!), nun, wie gesagt, als dieser verstohlen und ohne jeden ersichtlichen Grund unterwegs in die Büsche war.
    Da hat er sich auf den Kater gestürzt, sich die Krawatte vom Hals gerissen, um ihn zu fesseln, und dabei drohend und hämisch gebrabbelt:
    – Na, sieh einer an! Dass Sie uns im guten alten Armawir beehren, Herr Hypnotiseur! Leider sind wir nicht von der feigen Sorte! Sie brauchen sich gar nicht erst stumm zu stellen! Wir wissen, was Sie für einer sind!
    Zum Revier zerrte er das arme Vieh an dessen mit der grünen Krawatte fest verschnürten Vorderpfoten. Wobei er mit leichten Fußtritten nachhalf, dass dieser auf den Hinterbeinen trippelte.
    – Sie, Verehrtester –, grölte er, von pfeifenden Straßenbengeln begleitet, – spielen hier gefälligst nicht den Dummen! Da sind Sie an den Falschen geraten! Sie werden schön brav auf zwei Beinen laufen, genauso wie alle anderen auch!
    Aus den Augen des schwarzen Katers blickte die gemarterte Kreatur. Da nicht mit Sprache ausgestattet, war er der Möglichkeit beraubt, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Seine Rettung verdankte er in erster Instanz der Miliz und außerdem seiner Besitzerin, einer verwitweten alten Dame. Kaum wurde das Tier bei den Gesetzeshütern abgeliefert, stellte sich heraus, dass der Bringer eine ziemliche Schnapsfahne hatte, was die Zuverlässigkeit seiner Aussagen im gleichen Atemzug relativierte. Inzwischen erfuhr die alte Frau von den Nachbarn, ihr Liebling sei verknackt worden. Sie eilte auf die Wache – noch gerade rechtzeitig. Die Referenzen, die der Kater von ihr bekam, waren im höchsten Maße schmeichelhaft. Sie erklärte, sie kenne ihn seitfünf Jahren, als er so ein klitzekleines Kätzchen war. Sie bürgte für seinen tadellosen Leumund. Und niemals habe er Moskau besucht! Als Geburtsort gab sie Armawir an. Hier wuchs er auf, hier genoss er später seine Ausbildung im Mäusefangen.
    Der Kater durfte die Fessel ablegen und sich wieder nach Hause begeben. Er musste durch leidvolle Erfahrung lernen, was Fehler und falsche Anschuldigungen für Auswirkungen haben können.
    Neben Katern entstanden auch für manche Menschen leichte Unannehmlichkeiten. Es kam zu einzelnen Verhaftungen. Unter anderem wurden vorübergehend folgende Personen festgenommen: In Leningrad die Herrschaften Wollmann und Wolper, in Saratow, Kiew und Charkow drei Wolodins, in Kasan ein Woloch und in Pensa – ohne jeden ersichtlichen Grund – der Naturwissenschaftler Wetschinkewitsch. Zur Ehrenrettung muss gesagt werden: Er war sehr groß und von sehr dunklem Teint.
    Ergriffen wurden an verschiedenen Orten außerdem neun Korowjins, vier Korowkins und zwei Karawajews.
    Ein Mann wurde aus dem Sewastopol-Zug geholt und an der Station Belgorod gefesselt abgeführt. Er hatte den Einfall, seinen Reisegenossen die Zeit mit ein paar Kartentricks zu verkürzen.
    In Jaroslawl – pünktlich zur Mittagszeit – erschien ein anderer im Restaurant und hatte einen Spirituskocher bei sich (der war gerade repariert worden). Zwei Portiers erblickten ihn in der Garderobe, verließen ihre Posten und flüchteten – und ihnen nach die gesamte Kundschaft und Belegschaft des Restaurants. Bei dieser Aktion kamen der Kassiererin auf ganz und gar unbegreifliche Weise die kompletten

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