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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Universitätsklinik an Leberkrebs sterben …
    Ja, es verstrichen etliche Jahre. Die Ereignisse, welche in diesem Buch so getreu erzählt worden sind, hüllten sich in Nebel und verloschen langsam. Aber nicht für alle, weiß Gott, nicht für alle!
    Jedes Jahr im Frühling, zum festlichen Vollmond, erscheint abends am Patriarchenteich ein Mann von dreißig Jahren oder mehr. Rote Haare, grüne Augen, schlichte Kleidung. Es ist der Mitarbeiter des Instituts für Geschichte und Philosophie, Professor Iwan Nikolajewitsch Ponyrjow.
    Unter den Linden angelangt, setzt er sich auf dieselbe Bank wie an jenem denkwürdigen Abend, als der inzwischen von allen vergessene Berlioz zum letzten Mal in seinem Leben den Mond erblickte, der in Stücke zerbarst.

    Nun, der ist jetzt heil – früh am Abend weiß – dann golden – mit dem dunklen Drachen oder Zauberpferdchen. Er gleitet hinweg – über den Kopf des ehemaligen Dichters Iwan Nikolajewitsch – und bleibt dennoch oben in seiner Höhe an ein und derselben Stelle stehen.
    Iwan Nikolajewitsch ist im Bilde. Er weiß alles, er versteht alles. Er weiß: Er fiel in jungen Jahren einer Bande von Hypnotiseuren zum Opfer – war in Therapie – wurde wieder gesund. Er weiß aber auch: Es gibt da einiges, womit er einfach nicht fertig wird. Einfach nicht fertig wird er zum Beispiel mit dieser Frühlingsvollmondnacht. Bei ihrem Näherkommen – wenn zugenommen – wenn golden erglommen jenes Gestirn, das einst über den zwei fünfarmigen Riesenleuchtern gehangen hatte – wird Iwan Nikolajewitsch unruhig, nervös, verliert den Appetit und den Schlaf und wartet, bis der Mond endlich gereift ist. Und dann bei Vollmond kann nichts auf Erden Iwan Nikolajewitsch zu Hause halten. Gegen Abend geht er hinaus auf die Straße und – zum Patriarchenteich.
    Und wenn er schließlich dort auf der Bank sitzt, führt er ganz offen Selbstgespräche, raucht und betrachtet mit blinzelnden Augen mal den Mond, mal das wohlbekannte Drehkreuz.
    So verbringt er die eine oder andere Stunde. Dann steht er auf und geht – und zwar immer dieselbe Strecke über die Spiridonowka – mit leeren und nichts sehenden Augen – durch die Gassen von Arbat.
    Er geht am Petroleumlädchen vorbei, an der verbogenen Gaslaterne, und schleicht sich ans Gitter. Und dahinter: ein prachtvoller, noch unbelaubter Garten. Die Seite mit dem dreiteiligen Erkerfenster vom Mond gefärbt, die andere dunkel – prangt darin eine gotische Villa.
    Der Professor weiß nicht, was ihn ans Gitter zieht oder wer in der Villa wohnt. Doch er weiß: Er besitzt nicht die Macht, bei Vollmond gegen sich selbst anzukämpfen. Auch weiß er: Im Garten, hinter dem Gitter, sieht er unausweichlich dasselbe.

    Er sieht einen auf der Bank sitzenden älteren und soliden Herrn. Ein Bärtchen. Ein Zwicker. Die Physiognomie fast ferkelhaft. Diesen Bewohner der Villa findet Iwan Nikolajewitsch jedesmal in genau derselben Pose vor: Verträumt, die Blicke zum Mond gewandt. Iwan Nikolajewitsch weiß: Der Mann wird, nachdem er sich am Mond geweidet hat, seine Augen zum Erkerfenster heben und es anstarren, voll Erwartung: Denn gleich geht es auf, denn gleich erscheint dort oben irgendetwas Außergewöhnliches!
    Iwan Nikolajewitsch weiß auch alles Weitere in- und auswendig: Rasch, sich hinter dem Gitter verstecken! Denn gleich wird der Sitzende seinen Kopf aufgeregt hin und her bewegen, mit den schweifenden Augen in der Luft irgendetwas zu fassen suchen, schwärmerisch lächeln, dann aber plötzlich in wonniger Sehnsucht die Hände zusammenschlagen und anschließend ganz offen, sogar recht laut, murmeln:
    – Aphrodite! Aphrodite! … Ach, ich Trottel! …
    – Ihr Götter, ihr Götter! –, flüstert Iwan Nikolajewitsch und versteckt sich hinter dem Gitter, fixiert aber weiterhin den geheimnisvollen Fremdling. – Da, noch so ein Opfer des Mondes … Noch so ein Opfer, genau wie ich.
    Der Sitzende aber wird reden und reden:
    – Ach, ich Trottel! Ich hätte doch mit ihr fortfliegen können! Wovor, wovor hatte ich Angst, ich alter Esel! Ließ mir stattdessen diesen Wisch ausstellen! Na, selbst schuld, verdammter Idiot!
    Das wird immer so weitergehen, bis in der dunklen Hälfte der Villa ein Fenster ruckelt, bis sich darin etwas Weißes zeigt, bis eine schneidende weibliche Stimme ruft:
    – Nikolaj Iwanowitsch, wo bleiben Sie denn? Was sind denn das schon wieder für Mätzchen? Sie fangen mir noch die Malaria! Nur hereinspaziert, der Tee ist fertig!
    Dann wird der

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