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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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(Was übrigens auch nicht zu schaffen ist.) Das Flugzeug hebt unverzüglich ab und legt innerhalb von fünf Minuten mehr als tausend Kilometer zurück? Das heißt, es fliegt mit einer Geschwindigkeit von über zwölftausendkm/h?! Das freilich kann absolut nicht sein. Also ist er auch nicht in Jalta.
    Was für Optionen bleiben denn offen? Hypnose etwa? – Ach, purer Blödsinn! Welche Hypnose kann einen Menschen über tausend Kilometer verfrachten? Demnach kommt es ihm nur so vor, als sei er in Jalta? – Ist schon möglich. Und auch der Miliz kommt es nur so vor?! Von wegen, das ergibt keinen Sinn! … Und doch verschicken sie Telegramme, und zwar … aus … Jalta …?
    Das Gesicht des Finanzdirektors war richtig zum Fürchten. Die Klinke wurde von außen dauernd gedrückt und gedreht. Hinter der Tür schrie die Hausbotin immer wieder:
    – Auf gar keinen Fall! Und wenn ihr mich steinigt! Zutritt verboten! Die sind mitten in einer Sitzung!
    Mit enormer Kraftanstrengung riss sich Rimski zusammen. Er hob den Hörer und sprach hinein:
    – Bitte ein dringendes Ferngespräch mit Jalta.
    »Raffiniert!«, rief Warenucha in Gedanken aus.
    Aber das Ferngespräch mit Jalta kam nicht zustande. Rimski legte den Hörer auf und sagte:
    – Ausgerechnet jetzt: Leitung gestört.
    Es war offensichtlich, dass ihn die Störung der Leitung besonders traf, ja geradezu nachdenklich stimmte. Er grübelte etwas, nahm wieder mit einer Hand den Hörer ab und schrieb mit der anderen alles mit, was er ins Telefon diktierte.
    – Ein Blitztelegramm. Vom Varieté. Genau, nach Jalta. Genau, die Miliz. Jawohl. »heute gegen halb zwölf telefonierte lichodejew mit mir moskau punkt erschien danach nicht arbeit konnten ihn telefonisch nicht ausfindig machen punkt bestätige handschrift punkt maßnahmen beschattung genannten artisten werden ergriffen finanzdirektor rimski«.
    »Äußerst raffiniert!«, dachte Warenucha und schaffte es kaum, zu Ende zu denken, als ihm durch den Kopf zwei Sätze schossen: »Nein, dämlich! Er ist unmöglich in Jalta!«
    Während dessen tat Rimski Folgendes: Alle empfangenen Telegramme packte er ordentlich zusammen, gab die Kopie seiner Antwort dazu, steckte das Ganze in einen Umschlag, verklebte und beschriftete diesen und händigte ihn Warenucha aus mit den Worten:
    – Komm, Iwan Saweljewitsch, bring du es schleunigst persönlich vorbei. Sollen die es klären.
    »Das ist jetzt mehr als nur raffiniert! Das ist brillant!«, dachte Warenucha und verstaute den Umschlag im Aktenkoffer. Dann wählte er wieder – für alle Fälle – Stjopas Nummer, horchte und fing an, freudig und rätselhaft zu blinzeln und Grimassen zu schneiden. Rimski machte einen langen Hals.
    – Dürfte ich Herrn Woland, den Artisten, sprechen? –, fragte Warenucha salbungsvoll.
    – Die sind beschäftigt –, versetzte der Hörer mit scheppernder Stimme, – wer ist denn dran?
    – Der Administrator des Varieté Warenucha.
    – Iwan Saweljewitsch! Sind Sie’s wirklich? –, rief der Hörer begeistert. – Also, das ist ja eine Freude! Geht’s Ihnen gut?
    – Merci –, antwortete Warenucha verblüfft. – Mit wem hab’ ich die Ehre?
    – Bin seine rechte Hand und sein Dolmetsch Korowjew –, knirschte der Hörer, – und stehe ganz zu Ihrer Verfügung, hochverehrter Iwan Saweljewitsch! Bin Ihr untertänigster Diener! Bin Feuer und Flamme! Was wünschen der Herr?
    – Verzeihung, ist denn Stepan Bogdanowitsch Lichodejew gerade nicht anwesend?
    – Oje! Nein! Das ist jammerschad’! –, schrie der Hörer. – Sehen S’, er kurvt durch die Gegend.
    – Und wo?
    – Na, draußen, vor der Stadt! Eine kleine Spritztour.
    – W… wie b… bitte? Eine kleine Spritztour? … Und wann kommt er zurück?
    – Er hat nur gesagt: Ich schnapp’ kurz frische Luft und bin gleich wieder da!

    – Ja … –, sagte Warenucha verwirrt. – Merci. Sind Sie so liebenswürdig und richten Monsieur Woland aus, sein Auftritt findet heute im dritten Teil statt?
    – Sicher. Natürlich. Aber gewiss doch. Unverzüglich. Hals über Kopf. Ich werd’s vermelden –, pochte der Hörer abgehackt.
    – Alles Gute –, empfahl sich Warenucha, verwundert.
    – Und ich bitte Sie, nehmen S’ –, rief der Hörer, – meine innigsten Wünsche, meine allerwärmsten, meine allerherzlichsten Grüße entgegen! Toi, toi, toi! Viel Glück! Viel Erfolg! Drück Ihnen die Daumen! Na dann!
    – War doch klar! War doch abzusehen! –, schrie in Aufregung der Administrator. – Nix Jalta,

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