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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Spielen installiert worden, nichts Aktuelles, nichts, was den lahmen Prozessor überanstrengt hätte, aber als Notbremse gegen Langeweile allemal willkommen. Vor einem Jahr hatte es in diesem Haus nicht einmal einen funktionsfähigen Videorekorder gegeben.
    Karla warf einen Blick auf ihre rote Swatch-Uhr. „Vor dem Abendessen bleibt Zeit für einen Spaziergang. Wollen wir?“
    „Ist Q schon angekommen?“
    „Sieht nicht so aus. Der steckt wohl im Stau.“
    Q war der Leiter der Freizeit, Siegfried Quetz. Ein junggebliebener, fünfzigjähriger Versicherungsangestellter und ein kumpelhafter, sportlicher Typ. Er reiste grundsätzlich nicht mit ihnen im Bus an, sondern bestand darauf, in seinem Privatwagen herzukommen. Angeblich tat er das, um im Notfall mobil zu sein. Man brauchte jedoch nur einen Blick auf seinen blankpolierten silbernen Ferrari zu werfen, um zu begreifen, warum er seinen Wagen nicht zu Hause in der Garage ließ. Der Ferrari war sein ganzer Stolz.
    „Ich bleibe hier“, meinte Gina. „Spaziergänge sind was für Senioren. Ich haue mich lieber aufs Bett.“
    „Sehr jugendlich“, kommentierte Johannes.
    „Genau. Also dann, viel Spaß beim Bestimmen der hiesigen Kräuter“, gab Gina zurück und verließ den Gemeinschaftsraum. Man hörte, wie sie leichtfüßig die Treppe nach oben stieg.
    Johannes zuckte die Schultern. „Komisch. Die scheint es gar nicht erwarten zu können, wieder in das Zimmer zu kommen, in dem …“
    „Psst!“, fuhr Karla dazwischen. „Hast du unsere Abmachung schon vergessen? Keine Andeutungen!“
    „Es war keine Andeutung“, mischte sich Harald ein. „Oder anders gesagt: Wenn du ihn nicht unterbrochen hättest, wäre es nicht bei einer Andeutung geblieben. Er hätte gesagt: Das Zimmer, in dem …“
    „Okay, okay!“ Diesmal war es Johannes selbst, der dazwischen ging. „Wir wissen Bescheid, ja? Mein Fehler, mein Fehler!“
    Karla nahm die Hände der beiden Jungen und sah sie feierlich an. „Wir erweitern ab sofort unsere Abmachung. Keine Andeutungen und keine ausführlichen Aussagen.“
    „Weil Aussagen schnell zu Andeutungen werden, wenn man den Sprecher unterbricht“, sagte Harald lehrerhaft. „Wir wollen vor allem niemandem Angst machen, nicht wahr? Es ist eine Sommerfreizeit, und wir sind hier, um Spaß zu haben. Richtig?“
    Johannes nickte eifrig. „Niemand hat Angst.“
    „Niemand darf noch mehr Angst bekommen, als er jetzt schon hat“, verbesserte Karla. „Auf keinen Fall. Also, gehen wir!“
    [geht-nur] [entfernt-euch-von-dem-ort-an-dem-ihr-eure-angst-vermutet] [kennt-ihr-die-geschichte-vom-hasen-und-vom-igel?] [ihr-seid-der-hase] [wohin-ihr-auch-geht-eure-angst-wird-schon-dort-sein]
    „Was ist, wenn sich einer nicht an unsere Abmachung hält?“, fragte Harald. „Einer, der … Na ja, ihr wisst schon, wen ich meine.“
    „Wir hören einfach nicht hin. Er ist nicht wirklich da.“ Johannes griff nach der Computermaus, ging auf die Start-Schaltfläche und fuhr den Rechner herunter. Es dauerte eine endlose Ewigkeit, bis die Windows-Oberfläche verschwand und der Bildschirm schwarz wurde.
    Als weigere sich das Programm, den Arbeitsspeicher zu löschen.
    Hatte Henry, der fleißige Riese mit dem Vollbart, den Arbeitsspeicher dieses Hauses gelöscht, als er es renoviert hatte? Hatte er die Reste dessen, was letztes Jahr geschehen war, vollkommen ausradiert und das Haus neu hochgefahren?
    Oder stand das „Haus Braun“ noch auf Standby?
    Bereit, jeden Augenblick in Aktion zu treten?
    [es-gab-keinen-computer-als-wir-letztes-jahr-hier-waren] [es-gab-keine-tischtennisplatten-und-keine-kanus] [nur-wespennester-hässliche-modrige-schränke-und] [schränke-und] [und]
    „Der PC ist aus. Gehen wir jetzt bitte?“
    [bin-noch-nicht-fertig] [schränke-und] [und-das-ding-im-wald] [zählt-das-nicht?]
    „Also, gehen wir, oder bleiben wir hier?“
    „Schon gut, wir gehen“, sagte Johannes.

2
    Gina kam sich ausreichend jugendlich vor, als sie sich auf die Matratze kippen ließ. Wie leblos aufs Bett zu fallen, selbst zu entscheiden, wann man müde war, vor allem dann, wenn man es nicht war – das hatte viel Jugend in sich.
    Das Bett war nicht so breit und nicht so weich wie jenes, das sie zu Hause hatte, aber es roch frisch und unbenutzt, nach einem Waschmittel, das ihr unbekannt war.
    Definition von Urlaub: In einem Bett liegen, das anders riecht.
    Im „Haus Braun“ herrschte jetzt eine wundervoll entspannende Atmosphäre. Die meisten Jugendlichen hatten sich

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