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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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sachlich an die Sektion.
    Isabell lehnte an der Kammertür und sah der furchtbaren Prozedur zu. Ihr war übel und schwindlig, aber sie hatte das Gefühl, Zamera etwas schuldig zu sein. Wenn sie nur in all dem Durcheinander auf ihre Umgebung geachtet hätte…
    „Ihre Confiseriekünste in Ehren“, sagte der Tierarzt gerade zu Meleon. „Aber man füttert einem Pferd keine Pralinen. Ich schätze, das gilt für Einhörner ebenso. Der Verdauungstrakt beider Arten ist jedenfalls sehr ähnlich.“
    „Sie hat sie sich selbst genommen“, sagte Isabell.
    Der Doktor arbeitete weiter, ohne diesen Einwurf zu kommentieren.
    „Stichkanal schräg“, sagte er. „Verlauf sauber. Hier wusste jemand, wie er das Herz treffen kann. Nicht jeder vermag abzuschätzen, wo bei einem pferdeartigen Tier das Herz lokalisiert ist und wie man es vermeidet, von einer Rippe oder dem Brustbein abzugleiten.“
    „Wie lange ist sie tot?“, fragte Meleon.
    Der Tierarzt spitzte die Lippen und diskutierte die Sache dann lange mit Isabells Vater.
    „Gegen acht Uhr. Genauer können wir uns unmöglich festlegen.“
    Meleon gab ihm zur Bezahlung drei Tütchen Konfekt mit auf den Weg und bat dann Dr. Fechter, seine Tochter mit nach Hause zu nehmen.
    „Im Augenblick ist es hier so unübersichtlich – ich möchte kein Risiko für Isabell in Kauf nehmen. Bei Ihnen ist sie gut geschützt.“
    „Sie sind ein solch weitblickender Mann“, erwiderte Dr. Fechter. „Meine Frau und ich, wir sind sehr froh, dass sie eine solch gute Partie machen wird.“
    „Hoffen wir, dass ich Ihren Lobpreis auch verdiene“, sagte Meleon, küsste Isabell die Hand und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich habe bemerkt, dass du mein Tagebuch gefunden hast. Bring es außer Haus! Es enthält zu viel Wissen, das nicht in falsche Hände gelangen darf.“
    Isabell errötete prompt.
    „Hast du das alles wirklich erlebt?“, fragte sie leise.
    „In Tagebüchern lügt man nicht“, sagte Meleon. „Aber dieses enthält nicht nur Erinnerung von der Art, auf die du anspielst, sondern auch andere, die für unsere Feinde weit interessanter wären. Pass also gut darauf auf!“

Der Unterhändler

    Der folgende Tag begann mit Gewitter, obwohl doch Winter war und Weihnachten immer näher rückten. Gegen Vormittag wurde es so warm, dass Isabell auf den Mantel verzichtete, als sie zu Meleons Laden aufbrach.
    Das Geschäft war voller Kunden.
    Die Adventsverlosung hatte Meleons Schokoladen in der kleinen Stadt noch populärer gemacht. Er selbst musste wohl die ganze Nacht in der Küche gestanden haben, denn auf den Tabletts häuften sich frische Trüffel, Quittenbrot, Baiserküsschen und andere Köstlichkeiten. Sie wurden jedoch auch in beängstigender Geschwindigkeit in Tüten verpackt und über die Theke gereicht. Die Kasse ratterte. Meleon musste Geld abschöpfen und in eine große Dose unter der Theke füllen, sonst wären die Fächer der Geldlade übergequollen. Isabell wartete nicht, bis sie darum gebeten wurde, sondern packte mit an.
    „Wo ist Niklas?“, fragte sie, während sie Gebäck abwog.
    „In Geschäften unterwegs“, erwidert Meleon knapp. „Und du solltest gar nicht hier sein.“
    „Mein Vater hat mich her begleitet.“
    „Mag sein, aber wir bekommen nachher gleich unwillkommenen Besuch. Ich wüsste dich lieber daheim.“
    „Unwillkommenen Besuch?“
    Meleon nickte und band eine glänzende Satinschleife um einen Spankorb mit Fruchtkonfekt.
    „Phineas“, sagte er. „Vorgeblich zu Verhandlungen.“
    Er konnte nicht mehr erzählen, denn die alte Frau Wilhelm fragte ihn über die Zusammensetzung seiner Adventspastete aus. Gegen Mittag versiegte dann der Strom der Käufer und Meleon sank ungewohnt kraftlos auf einen Stuhl.
    „Kannst du bitte abschließen?“, fragte er.
    Isabell drehte den Schlüssel. Dann musterte sie Meleon.
    „Was hast du? Du wirkst matt und blass. Ist es wegen Zamera?“
    Meleon lachte böse.
    „Ihr Tod geht mir nahe, ja. Aber er raubt mir nicht die Kraft. Es ist etwas anderes. Noshar muss mich schlimmer getroffen haben als mir bewusst war. Sie kesseln uns ein, legen noch einmal Verhandlungen nach und beobachten dabei nur, wie schlecht es mir schon geht, um schließlich zum letzten Schlag gegen uns auszuholen.“
    Sie legte die Hände unter sein Kinn und hob seinen Kopf an.
    „Meleon! Was ist das? Ich sehe deine Adern durchschimmern. Blaue Adern!“
    „Nachresa“, sagte er. „Ein Blutzauber. Er raubt dem Körper den Atem und du erstickst

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