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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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Edelsteinen und ehrfurchtgebietenden Kopfbedeckungen erwies sich die Rotte balgender Straßenkater als Versammlung von Männern in Rang und Würden, doch gingen sie deshalb nun nicht weniger kratzbürstig miteinander um, ja es sah so aus, als sollte es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kommen. Meleon stand inmitten dieses Aufruhrs und wirkte nicht im Mindesten beeindruckt. Mit einer Geste brachte er die Gesellschaft überraschend zum Schweigen und lächelte Isabell zu.
    „Meine Liebe“, sagte er. „Darf ich dich mit den Mitgliedern des Kabinetts bekannt machen?“
    Isabell vergaß die Namen sofort wieder. Sie kämpfte mit aller Kraft gegen ein unbändiges Lachen an. Nachdem die Herren sich alle auf den Weg nach oben ins Schlafzimmer gemacht hatten, nahm sie ein Geschirrtuch und erstickte ihren Heiterkeitsausbruch, indem sie es vor den Mund presste. Meleon grinste.
    „Es tut mir leid“, behauptete er. Doch er wurde sehr schnell wieder ernst. „Nun haben wir die ganze Bagage hier. Wir müssen sie verköstigen, unterbringen, bei Laune halten und dabei so wenig Aufsehen wie möglich erregen.“
    „Ich weiß nicht, wie du das bewerkstelligen willst. Der Herr Bürgermeister war schon hier, hat sich über merkwürdige Vorkommnisse und einen toten Panther beklagt. Nun liefern sich streunende Kater vor der Ladentür einen Kampf …“ Beinah wäre sie wieder in Gelächter ausgebrochen, aber Meleons Miene erstickte ihre Belustigung. „Konntest du dir das nicht denken?“, fragte sie.
    „Meine Aufmerksamkeit war anderweitig gebunden. Aber natürlich war klar, dass ich mein Inkognito nicht mehr lange würde wahren können. Nun wollen wir aber hinauf gehen und dem König bei seinem Mahl Gesellschaft leisten!“

    Meleons Schlafzimmer war nicht wiederzuerkennen. Draperien hingen an den Wänden, den Boden schmückte ein Teppich. Der Tisch hatte auf einmal die dreifache Länge und trug feinste Gedecke aus Porzellan, Silberbestecke, gläserne Pokale, Obstschalen und Kerzenleuchter aus Kristall. Vor Kopf saß der König auf einem thronähnlichen Sitz mit Armlehnen, während die Kabinettsmitglieder mit gepolsterten Hockern vorlieb nehmen mussten. Den einzigen Stuhl zog Meleon höflich zurück und bot Isabell den Platz an. Der König nickte ihr gnädig zu.
    Also setzte sie sich Prinz Florindel gegenüber, der so tat, als bemerke er sie nicht.
    Niklas brachte kurz darauf die Speisen, die er innerhalb der wenigen Minuten unmöglich zubereitet haben konnte. Anscheinend hatte Meleon für solche Fälle wirksame Zauber zur Verfügung.
    Es wurde lange und ausgiebig getafelt. Die Stimmung bekam etwas Versöhnliches. Da die Unterhaltung bei Tisch in Meleons Heimatsprache geführt wurde, hatte Isabell Muße, die Minister zu beobachten. Sie schienen eine gute Mahlzeit durchaus zu schätzen, tranken reichlich von dem Wein, den Niklas einschenkte, und wurden schließlich fast fröhlich, während Florindel auf dem Platz still vor sich hin brütete. Meleon unterhielt sich die meiste Zeit mit einem pausbäckigen Mann in violetter Robe, der direkt neben ihm saß. Der König aß schweigend und musterte seinen Sohn immer wieder von der Seite, ohne jedoch das Wort an ihn zu richten.
    Die meisten Kabinettsmitglieder waren Herren in vorgerücktem Alter, zwei davon weißhaarig und einer unter seiner strengen Kappe anscheinend kahlköpfig. Ein Mann allerdings wirkte fast zu jung, um schon einen solchen Posten zu bekleiden. Er konnte kaum über dreißig sein. Unter seinem Barett ringelten sich lange, mahagonibraune Locken hervor.
    Plötzlich fing Isabell einen wachsamen Blick von Meleon auf.
    Nach der Mahlzeit wollte sie ihn fragen, wer der Mann war, doch Meleon musste nun Unterkunft für die Gäste schaffen und das Speisezimmer in ein königliches Schlafzimmer verwandeln. Der junge Minister stellte sich schon bald selbst vor.
    „Ich bin Rochas. Wir wurden zwar miteinander bekannt gemacht, doch muss es ermüdend für Sie gewesen sein, mit einem halben Dutzend Namen überfallen zu werden. Mein Ressort sind Landwirtschaft und Naturerkundung. Allerdings habe ich zurzeit nicht mehr so viele Verpflichtungen. Und Sie begeistern sich für Schokolade?“
    „Woher wissen Sie das?“, fragte Isabell überrascht.
    „Meleon hat mir davon erzählt. Schokolade untersteht meinem Ministerium.“
    „Ich wundere mich immer noch, dass es in Ihrer Welt auch solche Dinge gibt wie Schokolade und Vanille.“
    Er lächelte.
    „Benachbarte Welten ähneln einander.

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