Meleons magische Schokoladen
Unverfrorenheit bitter bereut! Weshalb behext Ihr ihn nicht? Ihr schnippt doch sonst ständig mit den Fingern herum.“
Meleon seufzte.
„Ihr wisst, dass er gefeit wurde. Genau wie Euer Kabinett, was ich beinahe noch mehr bereue.“ Er bat Isabell, Platz zu nehmen und setzte sich dann dem König gegenüber. „Phineas ist nicht derjenige, der mir im Augenblick Sorgen bereitet“, sagte er. „Denn wir haben einen Verräter in unserer Mitte.“
Diese Eröffnung führte zu einer langen Unterredung, bei der Meleons Stimme immer sanfter wurde, während der König nur noch von Blut, Folter und Hinrichtungen herum brüllte. Meleon bat schließlich darum, sich zurückziehen zu dürfen, nahm Isabell an der Hand und verließ mit ihr das Schlafzimmer.
„So“, sagte er. „Und nun werden wir allein mit Phineas reden!“
„Ich dachte, er ist fort.“
„Ich habe ihn eingeholt, und gebeten, zu warten“, sagte Meleon. „Die Verhandlungsführung durch meinen Herrn und König war alles andere als geschickt und kann unseren Absichten nicht genügen.“
Phineas wurde ein weiteres Mal eingelassen, nahm nonchalant am Küchentisch Platz, und Meleon schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein.
„Komm nun also damit heraus, weshalb du eigentlich hier bist!“
Phineas runzelte leicht die Stirn.
„Eigentlich?“, fragte er gedehnt.
„Du bist nicht gekommen, um unseren Herrscher zu beleidigen. Welch nutzlose Verschwendung von Kraft und Atem! Was willst du, Phineas?“
Phineas sah sich um, senkte die Stimme und flüsterte:
„Du siehst doch selbst, dass die Zeiten des Königshauses vorüber sind. Warum hältst du ihm immer noch die Stange, Meleon? Du bist ein großer Magier und ein Mann von Einfluss. Wenn du dich von der Herrscherfamilie abwenden würdest…“
Meleon zuckte die Achseln.
„Das kann ich nicht.“
„Auch nicht, wenn man dir ein Hintertürchen öffnen würde? Eine Thronbesteigung der Prinzessin, Etablierung einer Demokratie mit gekröntem Staatsoberhaupt…“
„Du machst mir Angebote?“, fragte Meleon, offenbar belustigt.
„Genau das pflegt man bei Unterhandlungen zu tun“, erwiderte Phineas leise. „Und du könntest nach Halaîn zurückkehren…“
„Warum, Phineas? Weshalb bietest du mir eine Hand, wie zur Versöhnung? Habt ihr endlich gemerkt, mit wem ihr euch verbündet habt? Begreift ihr, dass Noshar niemals vorhatte, euch an der Herrschaft zu beteiligen? Dass unsere Heimat ein Reich des Noshar werden würde?“
Phineas senkte den Kopf, schielte nach beiden Seiten und murmelte: „Und was wäre, wenn?“
„Dann wäret ihr weiser als ich euch zutraue.“
„Meleon! Wir waren einmal Freunde…“
„Waren. Genau. Ehe du einem Mob meine Haustür geöffnet hattest. Einem Mob, der meine Frau ermordete, meine Kinder umbrachte und mich nur verschonte, weil man mit mir nicht gleichermaßen leicht fertig wurde.“
„Ich wusste es nicht, Meleon! Die Absprachen lauteten anders. Noshar hatte für das Leben deiner Familie garantiert…“
Meleon stand auf.
Phineas glitt vom Stuhl und schien auf einen Angriff gefasst.
„Dein Angebot!“, sagte Meleon.
Phineas sah zu Isabell.
„Asyl und Aufnahme in Hogadasy mitsamt deiner künftigen Frau. Konstituierung eines Oberhauses und eines Unterhauses. Inthronisierung der Prinzessin. Faire Prozesse gegen den König und seine Söhne…“
Meleon schnalzte.
„Du solltest wissen, dass ich solche Vorschläge nicht einmal mittragen könnte, wenn ich wollte.“
„Aber die Prinzessin wäre erbberechtigt…“
„Das hat der König nicht bestätigt. Und das alles weißt du, Phineas. Und daher wüsste ich zu gerne, weshalb du wirklich hier bist!“
Phineas sah ihm in die Augen.
„Um dich zu warnen. Wir stehen vor der Stadt. Die Fisary sind entschlossen, des Königs und seiner Söhne habhaft zu werden. Und deiner.“
„Weitere Morde, also?“, fragte Meleon ruhig.
Phineas senkte den Blick.
„Wir haben dir eigens ein Gefängnis gebaut“, sagte er. Dann verneigte er sich und verließ das Haus, wie er gekommen war.
Die Nacht
„So“, sagte Meleon. „Nun wird es also ernst.“
Er setzte noch einmal Kaffewasser auf. Isabell hatte die Tür hinter Phineas abgeschlossen und spülte die Tasse ab, die er benutzt hatte.
„Was hat er gemeint?“, fragte sie besorgt. „Was heißt: Wir stehen vor der Stadt ?“
„Eben das. Die Fisary haben sich gesammelt und werden angreifen.“
„Unsere Stadt? Dann müssen wir das Militär rufen!“
Meleon lachte
Weitere Kostenlose Bücher