Meleons magische Schokoladen
so fort, bis alle Kaffeeküsschen fertig waren.
Prinz Florindels Blicke gefielen ihr immer weniger.
„Nun, das war alles“, sagte sie. „Sie haben bei der Herstellung einer der einfacheren Pralinen zugesehen.“
Er nickte versonnen und rührte sich nicht von der Stelle.
Isabell begann aufzuräumen. Über die Schulter fragte sie: „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Hoheit?“
„Sie könnten mit mir essen. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass dieses Städtchen über eine Gaststätte verfügt, die ein gehobenes Angebot an Speisen bereithält.“
„Eine verlobte junge Frau speist nicht ohne Begleitung ihres künftigen Gatten in der Öffentlichkeit mit einem Junggesellen.“
„Nun, dann verzichten wir auf die Öffentlichkeit“, sagte er mit lässiger Geste zur Treppe. „Dort oben scheint es noch weitere Räume zu geben. Lassen wir uns ein festliches Essen zubereiten und herbringen!“
Isabell griff nach dem ersten, das in Reichweite war – einem Leinenbeutel mit zwei Pfund Puderzucker – und hätte ihn Prinz Florindel ins Gesicht geworfen, hätte sie nicht im selben Moment gehört, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Sie setzte den Beutel wieder ab.
Die Tür wurde geöffnet.
Ein kleiner, dicklicher Herr kam herein, gefolgt von Meleon, bei dessen Anblick Isabell vor Erleichterung beinah Tränen in die Augen gestiegen wären.
Prinz Florindel hatte sich von seinem bequemen Halt an der Tischkante gelöst und starrte den Fremden an.
„Hast du einen Frosch verschluckt?“, fragte der Neuankömmling. „Oder ist dir der Rest deiner guten Erziehung auch noch abhanden gekommen?“
Das Kabinett
Florindel befeuchtete die Lippen, sah schnell zu Meleon, dem es gelang, eine vollkommen ausdruckslose Miene aufrecht zu erhalten, und ging dann auf ein Knie.
Isabell knickste, da der Prinz wohl vor niemandem außer dem König selbst das Knie gebeugt hätte. Das trug ihr ein huldvolles Lächeln ein.
„Sieh an! Das ist wohl also Dame Isabell. Kommt her, mein Kind!“
Isabell gehorchte.
Er war so klein, dass er zu ihr aufsehen musste.
„Ihr meint also, Ihr wäret die würdige Nachfolgerin meiner Tochter?“
Meleon deutete ein Nicken an. Also knickste Isabell erneut.
Der König betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen, so als sei er kurzsichtig, dann sagte er: „Durchaus angemessen, Meleon. Die Formalitäten verschieben wir jedoch auf später. Jetzt, denke ich, wäre erst einmal ein Abendessen angebracht.“
„Es wird sehr bald fertig sein, Majestät“, erwiderte Meleon und verfiel dann in seine eigene Sprache. Er verneigte sich und wies nach oben, wo sein Schlafzimmer lag, während er offenbar etwas entschuldigte. Wahrscheinlich den Zustand seines Mobiliars. Der König schritt die Stufen hinauf und winkte Florindel, ihm zu folgen.
Meleon wischte hinter ihnen über den Durchgang, als wolle er ihn verschließen.
„So“, sagte er grimmig. „Nun warten Arbeit und Mühe auf uns.“ Er zog Isabell an sich. „Wie ist es euch hier ergangen?“
„Gut“, begann Isabell und wollte vom Besuch des Bürgermeisters berichten, aber Meleons Lippen strichen über ihre Wangen, berührten ihre Augenwinkel und lagen ganz plötzlich über ihrem Mund. Sie schauderte und vergaß, was sie sagen wollte. Dann kam Niklas von vorne.
„Vor der Ladentür balgt sich ein halbes Dutzend Hauskatzen! Das ist vielleicht ein Gekreische und Gefauche!“
Meleon löste sich von Isabell und seufzte.
„Ist dieses Pack also auch schon eingetroffen?“
Er zog Isabell mit sich nach vorne. Schon von weitem hörte man Maunzen und Miauen.
„Bitten wir unsere Besucher herein“, sagte er und riss schwungvoll die Tür auf. Das Glöckchen schlug an. Mehrere Katzen drängten herein. Im Überqueren der Schwelle verwandelte sich eine jede in einen Menschen, und es gab Gerempel, angewiderte Laute und gegenseitige Beschimpfungen.
Isabell starrte auf die unbekleideten Männergestalten und war zu verblüfft, um zu erröten. Meleon wies nonchalant zur Küche und der ganze Haufe stapfte durch den Gang nach hinten.
„Ich vergaß“, sagte Meleon. „Die Kleider haben wir hinten auf dem Wagen. Bist du so gut und schließt hier wieder ab, während ich die Herrn mit ihren Gewändern ausstatte?“
Isabell betrat die Küche erst, nachdem sie um die Ecke gelugt hatte, doch inzwischen zeigten sich die Besucher in weit prächtigerer Aufmachung als noch vor wenigen Augenblicken. Mit ihren samtverbrämten Roben, Litzen, funkelnden
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