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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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Buchstaben waren filigran und im trüben Licht kaum auszumachen. Nachdem er die Linien mit der Fingerspitze nachgefahren war, nickte er und wandte sich ab.
    „Was steht dort?“, fragte Isabell.
    „Sie wollen Meleon“, sagte Rochas. Isabell immer noch an der Hand spazierte er ganz gemütlich weiter. „Und da wir diese Nachricht weitergeben sollen, wird man uns auch nicht angreifen.“
    „Was soll das heißen – sie wollen Meleon? – Warum ihn? Warum nicht den König?“
    Rochas blinzelte.
    „Den König? Was ist er, wenn er seinen verbliebenen Hofzauberer nicht mehr hat?“
    „Phineas hat von einem besonderen Gefängnis gesprochen, das sie errichtet haben, um Meleon dort festzusetzen…“, sagte Isabell und es schnürte ihr den Atem ab.
    Rochas nickte mitfühlend.
    „Ein übler Ort, geschaffen von einem bösen Widersacher. Es ist kein Geheimnis, dass Noshar niemanden so sehr hasst, wie Meleon. Man sagt, er sei deswegen zu den Fisary übergelaufen. Ich meine, es ging ihm vielmehr darum, Macht an sich zu ziehen, aber wie es auch immer sei: er muss Meleon in die Hand bekommen und ihn ausschalten. Dann kann sich ihm niemand mehr entgegenstellen.“
    Isabell sagte nichts. Sie dachte an die Müdigkeit, die Meleon befallen hatte und die so gar nicht zu ihm passte. Rochas bemerkte ihre Anspannung.
    „Noch haben sie ihn nicht“, sagte er.
    „Können Sie ihn besiegen? Können sie das?“, fragte sie impulsiv.
    „Noch vor sechs Wochen hätte ich bei einer solchen Frage gelacht“, erwiderte Rochas. „Aber inzwischen bin ich nicht mehr sicher. Noshar hat sich lange verborgen gehalten und scheint nun stärker und zauberkundiger. Meleon hat angedeutet, Noshar könne im Tal von Jasir gewesen sein, um die Aufzeichnungen des Zweiten Großmagiers zu suchen, die dort vergraben wurden. Dieser berühmte Zauberer war vor dreihundert Jahren einer der Begründer der Magischen Hofschule, ein äußerst mächtiger Mann, der sechs nicht eben schmale Bände hinterlassen hat, in denen das gesamte magische Wissen seiner Zeit niedergeschrieben ist. Wenn Noshar diese Bücher gefunden hat, wäre er nun im Besitz von Fähigkeiten, die ihm nicht zustehen.“
    „Wie die Herstellung von Sekoy?“
    „Genau das“, sagte Rochas. „Und das mag dann durchaus noch nicht alles sein, was er gegen seine Gegner einsetzen kann.“

    Isabells Vater war selbstverständlich entzückt, Meleon behilflich sein zu dürfen. Er holte seine Tasche und sie wollten eben aufbrechen, als Prinz Finyon aus dem Esszimmer kam.
    „Rochas!“
    „Hoheit“, sagte Rochas höflich und verneigte sich.
    „Was geht vor? Weshalb lässt sich Florindel nicht mehr sehen?“
    Rochas setzte ihn über die Ankunft des Kabinetts in Kenntnis und sagte dann wie nebenbei: „Euer Vater ist ebenfalls eingetroffen.“
    Der Prinz starrte sekundenlang auf den Teppich, auf dem das königliche Wappen prangte, und rang sich ein Lächeln ab.
    „Welche Erleichterung für uns alle.“
    Rochas verneigte sich erneut.
    „Möchte Eure Hoheit mitkommen und in Meleons Haus Quartier beziehen? Es sieht ganz so aus, als würde die Stadt in den nächsten Stunden angegriffen.“
    „Angegriffen? Von Fisary?“
    Als Rochas nickte, wurde Prinz Finyon blass.
    „Und unsere Truppen?“
    „Wir haben keine“, sagte Rochas. „Die letzte Hundertschaft wurde im Kampf um die Schwelle aufgerieben.“
    „Ja, verdammt! Dann müssen wir eben Soldaten ausheben!“
    „Und womit werben wir Rekruten an?“, fragte Rochas. „Die königlichen Schatullen sind leer, oder, genauer gesagt, nicht in unserer Reichweite.“
    Prinz Finyon rieb sich die Wange, dann das Kinn und seine Finger spielten an seinem Kragenknopf, als bekäme er schlecht Luft.
    „Keine Truppen?“, fragte er.
    „Seine Hoheit wird sich zweifellos heldenhaft in höchsteigener Person in den Kampf werfen, wenn es an Soldaten mangelt“, sagte Rochas.
    Prinz Finyon spitze die Lippen und schüttelte den Kopf.
    „Ich denke ja gar nicht daran! Was ist mit unserem hochwohllöblichen Hofmagier? Hat der nichts aufzubieten?“
    Isabell zog Rochas am Gewand.
    „Wir können nicht länger herumstehen! Niklas ist schwer verletzt.“
    Rochas nickte.
    „Kommt also, Hoheit oder lasst es bleiben!“, sagte er.

    Auf dem Rückweg hielt sich der Prinz dicht bei Rochas, während Isabells Vater zuversichtlich ausschritt und dabei seine Tasche schwenkte.
    „Ich war die Rheumakranken, die Fettlebern und all die gichtigen alten Rotweintrinker leid“, sagte er. „Nun

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