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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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wird sich einmal zeigen, ob ich noch weiß, was ich in der Charité gelernt habe. Da habe ich Virchow persönlich sezieren sehen! Ja, dein Vater kann mehr, als eine Kleinstadtpraxis zu betreuen, Isabell, mein Schatz!“ Er zeigte sich kein bisschen befremdet von dem blanken Schwert, das Rochas hielt. Eher schien die martialische Geste Erinnerungen zu wecken. „Man darf auch nicht vergessen, dass ich immer noch Offizier der Reserve bin“, sagte er stolz.
    „Dr. Fechter – Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack!“, entgegnete Rochas. Sein Blick streifte den Prinzen. „Lord Thosa wird entzückt sein, wenn Sie ihn dabei unterstützen, die Verteidigung der Stadt zu planen. Er ist der Minister für Landgewinn.“
    „ Landgewinn hört sich gut an“, sagte Isabells Vater. „Das hat etwas Zupackendes. Lord Thosa kann auf mich zählen.“

    Isabell verspürte wenig von dieser kämpferischen Stimmung. Sie fühlte sich noch schlechter, als sie endlich den Laden erreicht hatten, denn Niklas lag auf dem Küchentisch und wimmerte nur noch. Er reagierte nicht mehr auf seinen Namen und schien Isabell auch nicht zu erkennen. Meleon stand neben ihm und machte einen so niedergeschlagenen Eindruck, dass Isabell seine Hand fasste. So warteten sie, bis Dr. Fechter seine Untersuchung abgeschlossen hatte.
    „Nun?“, fragte Meleon heiser.
    Dr. Fechter machte eine unbestimmte Geste.
    „Auch in der Charité konnten sie keine Wunder wirken“, sagte er. „Ich gebe ihm ein wenig Opiumtinktur und mache mich daran, die Wunde zu reinigen. Wenn wir eine Sepsis vermeiden können, ist er noch zu retten.“
    „Dann verhüten Sie diese Sepsis“, befahl Meleon. „Wir werden unterdessen eine Inspektion der Truppen vornehmen.“
    Im Laden waren die Blenden herabgelassen und die Lichter gelöscht. Dort im Dunkel tastete Meleon nach Isabell und zog sie an sich.
    „Wir stehen vor einer Schlacht“, flüsterte er. „Und wir können dabei untergehen. Das ist nur meine Schuld.“
    „Wieso deine Schuld?“
    „Weil ich meinte, alles im Griff zu haben. Weil ich mir keine Mühe gab, Zamera das Wissen abzuringen, das sie besessen haben muss. Weil ich nicht glauben wollte, dass sie hier, in deiner Welt, tatsächlich einen Krieg vom Zaun brechen würden. Und mein schlimmster Fehler: Ich wusste inzwischen, dass Noshar lebt und habe dieser Tatsache nicht die gebührende Bedeutung beigemessen.“ Er seufzte. „Ich wollte hier nur in Frieden mein Leben leben. Nichts weiter. Ich war des Kämpfens müde. Ziemt sich das für einen dunklen Magier? Nein!“
    „Was ziemt sich denn?“, fragte Isabell. „Blutvergießen? Schwarzer Zauber?“
    „Es wird darauf hinaus laufen. Du musst nicht glauben, ich würde davor zurückschrecken. Nur garantiert es uns noch lange nicht den Sieg. Und ich habe in meiner Einfalt den Schauplatz dieser Schlacht unbeabsichtigt in deine Heimatstadt verlegt.“ Er streichelte ihr Haar. „Was nun kommt, das hätte ich dir gerne erspart. Aber es gibt keinen Ausweg. Deswegen müssen wir nun tatsächlich aufbrechen und das Militär zur Verteidigung einsetzen, die Reserve ausheben und die Bürger über Nacht in eine Miliz verwandeln. Nicht wenige Männer haben Kampferfahrung aus dem Krieg gegen Frankreich. Sie wissen immerhin, dass ein Gegner sich nicht auf Drohgebärden beschränken wird, sondern im Zweifel angreift und auch tötet.“
    Isabell schauderte.
    „Können wir denn nichts tun, um das noch zu verhindern? Können wir sie nicht anders aufhalten?“
    Meleon lachte trocken.
    „Wir könnten es, wenn ich nicht magisch zur Loyalität gezwungen wäre. Andernfalls würde ich mich einfach lossagen und Seine Majestät dürfte selber sehen, wie er mit der Sache fertig wird. Aber erstens kann ich es eben nicht, zweitens wäre es unwürdig und zum dritten vielleicht auch vergebens, denn Noshar will zuallererst mich, nicht den König. Mit dem wird er dann schon fertig, wenn ich einmal aus dem Weg geräumt bin. Tja. Und das ist das ganze Elend. Wir sitzen in der Falle und können nur um uns beißen.“
    „Und die Magie?“, drängte Isabell. „Kann sie uns jetzt nicht helfen?“
    „Sie wird uns helfen. Aber sie wird nicht genügen. Zauberei ist kein Wirken von Wundern. Zauberer sind nicht allmächtig. Und je größer ihre Zauber, desto größer ist der Preis, der dafür entrichtet werden muss. Ich bin bereit, alle Kraft in einem einzigen Zauber zu bündeln, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber noch hoffe ich, dass uns eine Wahl

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