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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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taumelte rückwärts, während Isabell sich nach vorne warf und Meleon mit beiden Armen umschlang.
    „War das Noshar? Er hat die Minister getötet und…“
    Meleon legte ihr die Fingerspitzen auf den Mund.
    „Ich weiß und ich fürchte, das war nichts als ein Ablenkungsmanöver. Was ist hier passiert? Warum hast du eben nach mir gerufen?“
    „Ein Ablenkungsmanöver?“, fragte Isabell schockiert. „Du meinst, er wollte den Beutel? Da war ein kleiner Affe…“
    In Meleons Augen glommen Funken auf. Er löste Isabells Hände von seinem Gewand, war mit zwei schnellen Schritten um das Bett herum und sah dann mit vollkommen ausdrucksloser Miene auf die offene Truhe.
    „Ich hätte es sofort hätte begreifen müssen“, sagte er nach einigen Sekunden. „Er hat mich nur angegriffen, um mich abzulenken. Ein Sekoy in Affengestalt hat unterdessen den Stein von Aligistra gestohlen. Damit hat unser Feind die einzige Waffe in die Hand bekommen, mit der wir ihn hätten zurückdrängen können.“ Er klappte den Deckel der Truhe mit der Schuhspitze zu und laut klackend schlossen sich die Riegel. „Nun steht uns ein Kampf bevor, den wir nicht gewinnen können.“
    „Nicht gewinnen?“, fragte der König mit dumpfer Stimme. „Nicht gewinnen? Ich habe einen Hofzauberer und ich erwarte, dass er Siege selbst dann noch möglich macht, wenn die Lage aussichtslos erscheint. Wozu sonst bräuchte ich ihn, Meleon? Sagt mir das!“
    Meleon verneigte sich ein zweites Mal.
    „Das Einzige, was ich nun noch tun kann, ist das Leben und die Unversehrtheit Eurer Majestät sicherzustellen.“
    „Dann tut das“, sagte der König unwirsch. „Und bringt mir eine erlesene Auswahl feinster Pralinen, starken Kaffee und ein weicheres Kissen als dieses hier! Wenn uns tatsächlich eine Schlacht bevorsteht, gedenke ich nicht, im Vorfeld derselben irgendwelche Einschränkungen hinzunehmen.“
    „Sehr wohl“, sagte Meleon, verbeugte sich das dritte Mal, nahm Isabell an der Hand und verließ mit ihr das Zimmer.
    Unten in der Küche streichelte er kurz ihre Hand.
    „Sei so gut und nimm irgendeine Schachtel Pralinen, das gewünschte weiche Kissen und die Tasse starken Kaffee und halte mir meinen Herrn und König so lange vom Leib, bis ich mich um seine Minister gekümmert habe.“
    Isabell fasste nach seinem Ärmel.
    „Sie sind alle tot, nicht wahr?“
    „Oh, nein, nicht alle. Rochas ist wie so oft in wichtigen Angelegenheiten unterwegs und ich bin sicher, dass wir Lord Meredis retten können. Damit bleiben dem König seine beiden Söhne, zwei Minister und sein Hofmagier.“ Meleon lächelte sarkastisch. „Das wird immerhin die ermüdenden Kabinettssitzungen in Zukunft deutlich verkürzen.

Grabmal mit Panthern

    Am folgenden Tag lud Meleon alle Einwohner der Stadt zur feierlichen Beisetzung der Minister ein. Schwalben überbrachten jedem Haushalt ein Kärtchen mit schwarzem Trauerrand und silberner Schrift.
    Gegen Mittag versammelte man sich auf dem Marktplatz, der mit samtenen Bannern geschmückt war. Jeder erschien im besten Festtagsstaat und erwartungsfroh, denn die Einladung hatte auch einen Leichenschmaus angekündigt.
    Die bedeutendsten Honoratioren der Stadt trugen die Särge, eine Blaskapelle intonierte einen Trauermarsch aus Halaîn und noch vor den beiden Prinzen ging Meleon an der Spitze des Leichenzuges, gekleidet in die Gewänder eines Magiers und mit ernster Miene.
    Isabell war in aller Eile ein tiefviolettes Trauerkleid angemessen worden und ihr streng geschnürtes Korsett ließ sie mit äußerst steif gehaltenem Rücken hinter den Särgen her schreiten. Der König war wegen seines Gesundheitszustandes im Haus geblieben, beschützt von Rochas und seinem zweiten verbliebenen Minister.
    „Ich habe um ihn herum einen schwierigen, aber wirksamen Abwesenheitszauber gewirkt“, hatte Meleon erklärt. „Niemand außer Rochas, Lord Meredis, dir und mir wird unseren Herrscher innerhalb der nächsten drei Stunden bemerken, selbst wenn er tobt und brüllt. Länger kann der Zauber nicht aufrecht erhalten werden, ohne dass der Betreffende tatsächlich zu verschwinden beginnt, um schließlich für jedermann unauffindbar zu werden, sogar für sich selbst. Ein außerordentlich schlimmes Schicksal. Aber drei Stunden genügen unserem Vorhaben und stellen unterdessen sicher, dass Noshar den König weder verletzen noch töten kann.“
    Und so vermochte sich Meleon ganz der Durchführung der Trauerfeier zu widmen, bei der ein katholischer Priester

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