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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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nicht, wenn du so redest. Niklas hat einmal gesagt, du würdest furchtbar Rache nehmen…“
    „Und das werde ich“, sagte Meleon ganz sanft. „Wenn die Zeit dazu gekommen ist.“ Er stand auf. „Und nun wollen wir wieder Kunden in den Laden ziehen, denn noch stehen die letzten beiden Weihnachtslose aus!“

Bescherung

    Obwohl nur noch wenige Tage bis zum Heiligen Abend blieben, wurden die fehlenden Lose auch nicht präsentiert, bis Isabell am Abend die Tür abschloss.
    Meleon gähnte, zählte das Geld in der Kasse und ging dann in die Küche, um Kaffee zu machen.
    „Dein Vater wird bald kommen, um nach Niklas zu sehen.“
    Isabell bemerkte, dass die Blutgefäße violett durch seine Haut schimmerten. Sie hatte die vergangenen Tage gar nicht mehr darauf geachtet. Nun fragte sie sich, ob er ihr vielleicht am Vortag nicht hatte helfen wollen, weil ihn der Zauber erschöpfte, den Noshar gegen ihn verwendet hatte.
    „Tust du etwas dagegen?“, fragte sie.
    „Wogegen?“
    „Gegen diesen Zauber, der dir die Kraft raubt.“
    „Tue ich.“ Er bekam einen Gähnkrampf. „Ich trinke Kaffee und esse gute Schokolade. Mehr lässt sich nicht machen.“
    Trotz seiner Müdigkeit begann er in den Schränken herum zu suchen.
    „Was hast du vor? Solltest du dich nicht ausruhen?“
    „Das sollte ich vielleicht, obwohl du gestern nicht dieser Meinung schienst. Aber ich habe keine Sekoy mehr. Und sie erfordern einige Umsicht und vor allem Zeit. Ich möchte nicht ohne solche Hilfsmittel sein, wenn Noshar sich zu seinem zweiten Angriff entschließt.“
    Er suchte seine Zutaten zusammen und war bald damit beschäftigt, Mohnpaste im Mörser zu verreiben.
    „Werde ich auch lernen, Sekoy zu machen?“, fragte Isabell.
    Meleon lächelte.
    „Möglicherweise. Doch nicht im Augenblick.“
    Es klopfte draußen gegen die Glasscheibe. Dr. Fechter war gekommen.
    Isabell ließ ihn herein und half ihm, Niklas zu waschen, die Wunde zu reinigen und nach Zeichen einer Entzündung zu suchen.
    „Es geht ihm etwas besser. Doch er müsste längst wieder bei Besinnung sein.“ Dr. Fechter tastete sorgsam den Schädel ab, um nach Kopfverletzungen zu suchen, die ihm vielleicht entgangen waren. „Nichts. Könnte es auf einen Zauber zurückzuführen sein?“
    „Das würde mich nicht wundern.“
    Dr. Fechter schloss seine Tasche.
    „Wie sonderbar, dass ich früher niemals auf Zeichen von Magie geachtet habe. Nun meine ich, sie umgibt uns von jeher.“
    „Du hast dich sehr verändert.“
    Er lachte.
    „Das mag wohl sein. Aber du hast dich auch verändert, mein Kind. Du siehst so erwachsen aus. Nur solltest du darauf achten, dich nicht zu verausgaben. Mir kommt es so vor, als seist du zu angespannt. Kannst du dich an Herrn Meleons Seite nicht sicher fühlen?“
    Isabell zuckte die Achseln.
    „Sicher? So sicher, wie es die Bedrohung durch einen anderen Zauberer erlaubt.“
    „Herr Meleon wird sich schon durchsetzen“, sagte Dr. Fechter frohgemut.
    Isabell wünschte, sie könne dieselbe Zuversicht verspüren, doch Meleons Erschöpfung machte ihr Angst. Würde er einen weiteren Angriff durchstehen? Oder war es nicht vielleicht doch besser, zu tun, was er angekündigt hatte, und die Stadt aus dem Deutschen Reich auszugliedern? Sie schloss die Kammertür hinter sich ab und steckte den Schlüssel fort, damit Niklas sicher war.
    Meleon unterhielt sich mit Isabells Vater über das ungewöhnlich milde Wetter und gab ihm eine neue Sorte Pralinen zum Probieren.
    „Hm, wie köstlich“, sagte Dr. Fechter. „Spekulatius, wenn mich nicht alles täuscht?“
    Meleon schien geschmeichelt, packte noch eigens ein Tütchen für die Frau Gemahlin ein, brachte den Doktor zur Tür und wollte eben aufschließen, da bemerkte er irgendetwas Beunruhigendes, jedenfalls schob er Isabell hinter sich.
    Er sagte kein Wort, beobachtete nur die dunkle Straße und hielt eine Hand ausgestreckt, wie jemand, der im nächsten Augenblick ein Messer ziehen will.
    Dr. Fechter langte ganz ruhig in seine Arzttasche und brachte eine Pistole zum Vorschein.
    „Geh bis in den Gang zurück“, sagte er leise zu Isabell. „Oder überzeuge dich besser, ob die Hintertür abgeschlossen ist. Mir scheint, das ist die Stille vor dem Sturm.“
    Isabell lief in die Küche. Am Küchenfenster war ein Schatten.
    Vor Angst musste sie schlucken. Schreien konnte sie nicht, so bedrohlich war diese Wolke aus Dunkelheit. Rückwärts wich sie zurück, prallte schmerzhaft gegen den Türrahmen, drehte sich um

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