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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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und rannte nach vorne.
    „Meleon!“
    Doch vorne im Laden war nur ihr Vater. Er hatte den Lauf seiner Waffe auf die Theke gestützt und behielt die Straße im Auge.
    „Wo ist er?“, wisperte sie.
    Ihr Vater wies schweigend nach draußen.
    Isabell merkte, wie sie sich die Fingernägel in die Handflächen grub, öffnete die Fäuste unter Anstrengung, und ging ganz langsam durch den Gang nach hinten.
    Der Schatten verdunkelte immer noch das Fenster.
    Fieberhaft überlegte sie, was sie gegen eine solche Bedrohung zum Einsatz bringen sollte, dann fielen ihr die Sphären ein. Sie überlegte noch, ob die Kugeln von allein zu ihrem Schutz erscheinen würden, so wie beim Angriff der Panther, da zerrissen Blitz und Donner gleichzeitig Stille und Dunkelheit. Das Haus bebte. Ziegel prasselten vom Dach.
    Als sich Isabells Augen vom grellen Licht erholt hatten, sah sie draußen ein sonderbares Schauspiel: zwei Schatten schienen einander zu belauern. Mal drang der eine vor, dann der andere. Sie umkreisten einander, wichen zurück und sprangen wieder vorwärts, wie in einem makabren Tanz.
    Sie ging bis ans Fenster, um die Gestalten besser unterscheiden zu können, doch waren beide gleich gesichtslos, riesenhaft Schemen aus Dunkelheit, zu deren Füßen irgendwelche Dinge im Hof lagen: Kissen oder Kleidungsstücke. Isabell presste die Nase gegen die Scheibe.
    Es waren keine Kissen.
    Reglos hingesunken lagen dort die Mitglieder des Kabinetts, manche wie Schlafende, andere so unnatürlich verdreht, dass es Isabell die Luft abdrückte, sie anzusehen.
    Entschlossen riss sie die Hintertür auf.
    Die Schatten hielten nur kurz in ihrem makabren Spiel inne, um einander dann noch enger zu umkreisen.
    Isabell lief zu einem der Minister – sein Name wollte ihr nicht einfallen und das machte es noch furchtbarer – warf sich neben ihm auf die Knie und schüttelte ihn, obwohl sie längst begriffen hatte, dass er sich nicht mehr regen würde.
    Er war schwer und schlaff in ihrem Griff.
    Sie kroch zu einem der anderen Minister und begann zu zittern, als sie begriff, dass sein Hals gebrochen war.
    Über ihr zog sich einer der Schatten zusammen und wollte auf sie herabstoßen, doch plötzlich hörte sie das schon vertraute Sirren, die Sphären glitten heran und der Schatten zog sich eilends zurück. Im Schutz der bläulichen Kugeln kroch sie weiter, erreichte das Zelt, in dem Meleon die Minister untergebracht hatte, und fand dort weitere Tote. Doch sie entdeckte weder Rochas noch die beiden Prinzen.
    Zitternd vor Aufregung sah sie zu den Schatten hinauf, die über ihr rastlos in Bewegung waren. Dann meinte sie, im Haus etwas umfallen zu hören und rannte nach drinnen. In Meleons Schlafzimmer schien jemand mit Gegenständen um sich werfen. Isabell hörte sie von den Wänden abprallen und auf den Holzdielen aufkommen. Und dazu kreischte der König so hysterisch, dass sich Isabell sich das Nudelholz schnappte und damit die Treppe hinauf hastete.
    Als sie die Tür aufriss, stand der König unter dem zwölfarmigen Kerzenleuchter, der von der Decke hing, und schlug voller Wut mit einer weißen Stoffserviette nach etwas, was dort schaukelte.
    Es war ein Äffchen.
    Im ersten Augenblick fand Isabell es possierlich, doch dann fletschte es die Zähne und fiel in das unartikulierte Kreischen des Königs ein, ehe es plötzlich aufs Bett sprang und darunter verschwand. Isabell beugte sich vor und stieß mit dem Nudelholz nach dem ungebetenen Gast. Hinter ihr japste der König, unter dem Bett gab das Äffchen keckernde Laute von sich. Dann klappte ein Riegel.
    Rasch griff Isabell nach vorne und zog die Truhe heraus, doch der Affe hatte den Deckel schon aufgeklappt, fischte ein Beutelchen heraus und sprang damit wieder zum Kronleuchter hinauf. Dort öffnete er den Beutel, spähte hinein, war mit einem zweiten Satz am Fenster, drehte den Riegel und ließ sich vom Fensterbrett auf die Straße fallen.
    Isabell sah ihn in die nächste Gasse verschwinden, versuchte, die Kugeln auszuschicken, doch sie reagierten auch diesmal nicht auf ihre Befehle. Also lief sie zum rückwärtigen Fenster und schrie Meleons Namen.
    Sekundenlang kreisten die Schatten weiter umeinander, doch dann lösten sie sich ganz unvermittelt von einander und einer von beiden glitt über das Hausdach hinweg. Der andere zog sich zusammen und Isabell fühlte einen warmen Lufthauch, als er an ihr vorbei durchs Fenster glitt und sich vor dem König zu Meleons vertrauter Gestalt zusammenzog.
    Der König

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