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Melina und das Geheimnis aus Stein

Melina und das Geheimnis aus Stein

Titel: Melina und das Geheimnis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Röder
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    Zum Glück ist diese Woche Jessies Geburtstag, das lenkt mich ab. Lange denke ich darüber nach, was ich ihr schenken soll. Weil ihr mein Herbarium so gut gefallen hat, beschließe ich, ihr aus den übrig gebliebenen Blättern etwas zu basteln.
    Ich sitze am Küchentisch und klebe bunte Herbstblätter auf, die meine Zeichnung umranden. Plötzlich merke ich, dass jemand hinter mir steht und mir über die Schulter schaut. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, Maus.“ Meine Mutter lächelt entschuldigend. „Das ist ein schönes Bild. Du hast Jessie gut getroffen. Aber wer ist der Junge, der zwischen euch steht?“
    „Das ist Will. Er ist … ein Freund.“
    Meine Mutter streicht mir von hinten übers Haar, eine spinnwebzarte Berührung. Ich traue mich nicht, mich zu ihr umzudrehen, aus Angst, sie könnte sonst wieder verschwinden. Genauso wie die feinen Netze, die jetzt jeden Morgen in unserem Garten glitzern.
    „Er sieht nett aus, dein Freund Will“, sagt meine Mutter mit ihrer leisen Stimme. „Am Anfang, nach Jonas’ Tod … da wollte ich keine fremden Leute hierhaben, das war mir alles zu viel. Aber jetzt geht es mir schon besser … und wenn du gerne Freunde einladen möchtest … Am Samstag wollte ich Nudeln mit dem ganzen Garten machen.“
    „Oh“, sage ich überrascht. „Na ja, ich weiß nicht, ob Will Lust hat, mich zu besuchen.“ Aber das ist gelogen. Ich bin mir ganz sicher, dass Will das möchte.
    „Dein Vater und ich würden uns jedenfalls freuen, ihn kennenzulernen. Wir wollen doch wissen, was in deinem Leben passiert.“
    Vielleicht verschwinden die Spinnennetze auch gar nicht. Vielleicht sind sie immer da, aber man kann sie nur im Morgenlicht sehen.
    „Also, wenn du irgendetwas brauchst“, fährt meine Mutter fort, „jemanden zum Reden … mehr Taschengeld …“
    „Warum?“, frage ich und lasse vor Schreck meinen Bleistift fallen. Er rollt unter den Tisch. Hat Mama bemerkt, dass Geld aus ihrem Portmonee verschwunden ist? „Ich krieg doch genug Taschengeld, ich …“ Pippa, die in meiner Hosentasche sitzt, zwickt mich kräftig ins Bein. „Alles in Ordnung bei mir“, murmele ich und verschwinde unter den Tisch. Ich entdecke den Bleistift sofort, er ist halb unter den Küchenschrank gerollt. Aber ich tue so, als müsste ich weiter suchen, bis ich höre, wie Mama den Raum verlässt.
    So kann sie mein rotes Gesicht nicht sehen.
    Als ich wieder auftauche, sehe ich neben meinem Bild einen Zwanzig-Euro-Schein liegen. Auf das Deckblatt des Zeichenblockes hat Mama geschrieben: Jedes Bild braucht den passenden Rahmen.
    „Vielleicht solltest du sie fragen, ob sie mitkommen will, um einen Rahmen auszusuchen?“, schlägt Pippa vor.
    „Ach, sie hat sich bestimmt wieder hingelegt“, murmele ich und stopfe den Geldschein in meine Hosentasche.
    „Darf ich das Geschenk tragen?“, fragt Will andächtig. Das Bild ist jetzt hinter Glas, in einem gelben Rahmen. Der Rahmen ist in Geschenkpapier verpackt. Das Geschenk ist so schön, dass ich es am liebsten selbst behalten würde.
    Weil ich froh bin, dass Will nach dem Kampf mit Maik endlich wieder mit mir redet, darf er es tragen. „Versuch, dich ganz normal zu verhalten“, schärfe ich ihm ein.
    Will nickt und trägt das Geschenk mit ausgestreckten Händen vor sich her.
    „Doch nicht so!“ Ich drücke seine Hände herunter. „Ach, tu einfach genau das, was ich dir sage, okay?“, seufze ich und klingele an Jessies Haustür.
    Die Tür wird schwungvoll aufgerissen und vor uns steht Jessie. Sie trägt eine blaue Geburtstagsbluse und sieht noch hübscher aus als sonst. „Melina!“, ruft sie und umarmt mich, dann lächelt sie Will an. „Hey! Cool, dass du auch mitgekommen bist … Cousin.“
    Will lächelt zögernd zurück und wird rot. Er wird tatsächlich rot! Ich wusste gar nicht, dass eine Steinfigur das kann. Ich stupse ihn mit dem Ellbogen in die Seite, etwas fester als notwendig. „Gib ihr das Geschenk, Will!“, zische ich.
    Will hält Jessie eilig das Päckchen unter die Nase.
    „Oh, danke, leg es da drüben auf den Geschenketisch, ja? Ich packe es später aus.“ Auf dem Tisch liegt bereits ein ganzer Haufen Geschenke, darunter auch ein neuer Fußball mit den aufgedruckten Unterschriften der Nationalmannschaft. Zwischen den großen und in teures Seidenpapier eingewickelten Paketen kommt mir mein Geschenk plötzlich gar nicht mehr so toll vor. Vielleicht findet Jessie mein Bild kindisch?
    Ich trotte hinter Will

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