Melina und das Geheimnis aus Stein
und Jessie her, vorbei an einer Garderobe, die sich unter den Jacken der Besucher biegt. Plötzlich entdecke ich einen roten Rucksack, der mir verdächtig bekannt vorkommt. „Ist Maik auch da?“, frage ich und bleibe stehen.
Jessie kommt zu mir zurück und hakt sich bei mir ein. „Ja, seine Mutter und meine lagen zusammen im selben Zimmer, nachdem sie uns gekriegt haben. Deshalb kenne ich Maik schon ewig. So übel ist der gar nicht“, erzählt sie und zieht mich in Richtung Wohnzimmer. Dort sitzen schon die anderen Geburtstagsgäste und essen Kuchen. Doch als wir hereinkommen, lassen sie die Gabeln sinken und starren uns neugierig an.
„Hey, alle mal herhören! Das sind meine Freundin Melina und ihr Cousin Will“, stellt Jessie uns vor.
Ich murmele ein „Hallo“ und die anderen murmeln ein „Hallo“ zurück. Alle bis auf Maik, der so fest die Lippen aufeinanderpresst, dass sein Mund zu einem schmalen Strich wird. Außer ihm sind noch vier andere Jungs aus Jessies Fußballverein da und zwei Mädchen aus ihrer Klasse. Als sie mich sehen, stecken sie die Köpfe zusammen und tuscheln.
Ich gucke an mir runter, ob ich einen Fleck auf meinem Kleid habe. „Ist irgendwas komisch mit mir?“, flüstere ich Jessie zu.
„Ach, die!“ Jessie verdreht die Augen. „Meine Mutter hat mich gezwungen, auch ein paar Mädchen einzuladen. Am besten, du beachtest diese dummen Puten gar nicht. Maik hat eben ein paar komische Sachen über dich erzählt und die beiden sind sofort darauf angesprungen. Ich hab ihnen gesagt, dass das Schwachsinn ist, aber …“
„Was für Sachen hat Maik denn erzählt?“, frage ich. Jessie windet sich. „Jetzt sag schon!“
„Also gut, aber sei nicht sauer auf mich, okay?“ Jessie blickt mir direkt in die Augen. „Maik behauptet, du hättest sie nicht mehr alle. Er sagt, dass du heimlich mit dieser Playmobil-Figur redest, die du immer in der Tasche hast. Außerdem glaubt er, dass Will alles tut, was du sagst.“
Dieser Maik! Will hätte ihn richtig verprügeln sollen. „Stimmt doch gar nicht!“, widerspreche ich.
„Hab ich doch gewusst“, sagt Jessie zufrieden. „Es ist vollkommen albern, dass Will alles tut, was du ihm sagst. Er ist schließlich ein Zombie und kein Hund.“
Jessie bietet uns Kuchen an, aber mir ist der Appetit vergangen. Zum Glück sind die anderen auch bald fertig mit Essen. Dann gehen wir raus, um ein paar Spiele zu machen.
Es ist einer der letzten sonnigen Herbsttage, bevor der Winter kommt. Der Himmel über der Fußballwiese leuchtet so blitzeblau wie Jessies Geburtstagsbluse. Aber das Gras ist braun vom letzten Frost. Weil die beiden Mädchen auf Fußball keine Lust haben, spielen wir stattdessen Klatschi.
Da Maik Jessie den neuen Ball geschenkt hat, darf er anfangen. „Ihr kennt die Regeln ja aus der Schule“, sagt er und dreht die schwarz-weiße Kugel in seinen Händen. „Wer abgeworfen wird, muss wie eingefroren stehen bleiben. So lange, bis jemand, der noch frei ist, durch seine Beine krabbelt und ihn erlöst. Gewinner ist der, der als Letzter übrig bleibt.“ Zum ersten Mal an diesem Tag begegnen sich unsere Blicke. Maik lächelt. Es ist kein nettes Lächeln.
Ich renne davon, so schnell ich kann, und schlage Haken. Da klatscht mir der Ball von hinten gegen den Rücken, so hart, dass mir die Luft wegbleibt.
Als ich wieder normal atmen kann, merke ich, dass Jessie auch getroffen wurde. Aber bei ihr hat Maik bestimmt nicht so fest geworfen. Sie blinzelt mir zu. Ansonsten bewegen wir beide keinen Muskel und bleiben so starr wie Statuen. Das sind die Regeln.
Maik ist ganz dicht neben mir stehen geblieben, als wollte er mich bewachen. Während er die anderen in Ruhe lässt, konzentriert er sich jetzt ganz darauf, Will abzuwerfen. Doch Will duckt sich unter dem heransausenden Ball hinweg. Der Ball verfehlt ihn und kullert durchs Gras.
Das ist unsere Chance! Maik muss sich den Ball erst wiederholen. In dieser Zeit kann Will mich erlösen.
Doch was ist das? Warum läuft er von mir weg, in Jessies Richtung? Statt mich zu erlösen, krabbelt er durch die Beine von Jessie.
Jetzt kann Jessie wieder losflitzen. Die beiden rennen nebeneinander her, so dicht, dass sich ihre Arme fast berühren. Es sieht aus, als würden sie zusammengehören, Jessie und Will, Will und Jessie, als müsste das so sein. Ein weiterer von Maiks Bällen zischt heran, aber er kann den beiden nichts anhaben. Lachend laufen sie weiter.
„Wie können die lachen, während ich hier
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