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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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Den Waldboden konnte sie schon nicht mehr erkennen.
    Das Baumdorf war größer und weiter verzweigt, als Melina auf den ersten Blick erkannt hatte. Um sie herum rauschten die Blätter im Wind, und die Stege in den Wipfeln knarrten leise, als Melina Nori und Tann folgte. Je weiter sie liefen, an verlassenen Hütten und knorrigen Stämmen vorbei, desto weiter ließen sie auch die Chulus hinter sich – zumindest hofften sie das. Und schließlich erreichten sie den letzten Holzsteg.
    »Von hier aus geht’s nur noch durch die Bäume«, flüsterte Nori.
    Melina keuchte ungläubig auf. »Sehe ich aus wie ein Affe? Du kannst vielleicht klettern – ich nicht!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ein Sack Kolok-Früchte ist schwerer als du, und daran bin ich gewöhnt. Ich werde dich tragen.«
    Zweifelnd musterte sie den schmalen Jungen. »Es gibt Unterschiede zwischen mir und einem Sack Kolok-Früchten.«
    Zum ersten Mal lächelte er sie an. »Ist mir aufgefallen!«
    Er wandte sich an Tann und reichte ihm einen Satz Seile mit Metallteilen. »Ich hoffe, du erinnerst dich noch, wie es geht?«
    Tanns Augen weiteten sich. »Hey, das ist ewig her ...«
    »Leise! Wenn du die Chulus herlockst, sind wir alle geliefert!«
    Tann gab ein grunzendes Geräusch von sich und nahm das Geschirr.
    »Lockt den Wächter in Richtung Süden. Ich muss das Dorf am nördlichen Ende verlassen. Wenn ihr in Gefahr seid, musst du das Licht eines Tages benutzen, Tann. Du weißt doch, wie das geht?«
    Tann nickte nervös, während er in die Tiefe blickte. Ganz in der Nähe hob die ganze Meute Chulus zu einem Heulen und Winseln an, das Melina durch Mark und Bein ging.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Vor irgendetwas haben sie Angst. Vermutlich spüren sie die Nähe des Wächters«, murmelte Nori.
    Hastig legte er sein Pflückergeschirr an, bevor er Melina mit einem Ruck hinter sich zog. »Spring auf meinen Rücken und halt dich gut fest.«
    Melina tat, was er sagte, obwohl sie das Gefühl hatte, Pudding in den Knien zu haben. Sie schloss die Augen und krallte sich fest. Im gleichen Moment ließ der Pflücker sich – mit ihr auf dem Rücken – ein Stück fallen und schwang sich an einem Seil zum nächsten Baum hinüber. Nach wenigen Sekunden öffnete sie die Augen wieder. Nori bewegte sich durch die Bäume, als wäre er mit ihnen verbunden. Mit einem Arm und den Beinen hielt er sich fest und stieß sich ab, während der andere Arm immer schon im Flug das nächste Seil zum nächsten Ast warf. Ab und zu erhaschte sie einen Blick auf Tann, der etwas langsamer durch die Wipfel flog und ebenso unglücklich aussah wie sie. Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie tief es hier runterging. Stattdessen spürte sie den Nachtwind auf ihrer Haut prickeln, während ihre Haare wie eine Fahne hinter ihr flatterten. Und trotz ihrer Angst empfand sie gleichzeitig unbändige Freude. Wow! Wie Achterbahn fahren ohne Schienen!
    Später konnte sie nicht sagen, wie lange der Flug durch die Baumkronen gedauert hatte, aber irgendwann kletterte Nori abwärts.
    »Spring!«, ertönte sein Befehl dicht neben ihrem Ohr. »Tann ist sicher bald bei dir. Viel Glück und viel Eis!«
    Sanft landete sie auf dem Waldboden. Nori winkte ihr noch einmal zu, bevor er kletternd in den Baumwipfeln verschwand.
    Zuerst vernahm Melina keinen Laut. Doch dann hörte sie hier und dort ein Knacken, ein leises Fiepen oder ein Knistern im Geäst. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit, und sie wagte nicht, sich zu bewegen. Fast war sie sicher, dass Tann niemals kommen würde. Von fern ertönte jetzt wieder das Winseln der Chulus. Und da war noch etwas anderes: ein kaum hörbares Rascheln, das sich näherte.
    »Lauf«,
flüsterte plötzlich eine Stimme. Tann! Melina folgte ihm mit gerafftem Kleid, sein Tempo hätte sie allerdings nicht einmal in Sportkleidung halten können. Ständig stolperte sie im Dunkeln über Wurzeln und Äste. Panisch wurde ihr klar, dass diese Flucht keinen Sinn machte. Tann war ein Waldmensch, aber sie nicht. Und das Wesen hinter ihnen bewegte sich durch die Nacht, als wäre es heller Tag. Für seine feinen Ohren mussten ihre Schritte so laut sein wie das Rumpeln einer Gesteinslawine.
    »Tann!«, rief Melina atemlos. »Das Licht eines Tages! Wenn es für den Notfall gedacht ist – das ist ein Notfall!«
    Tann wandte sich im Rennen um. »Hab ich begriffen. Ich versuche gerade, mich an den Zauberspruch zu erinnern.«
    Melina keuchte auf. »
Was?
Du hast

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