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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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Hand.
    »Willst du jetzt ein Picknick machen? Wir müssen weiter!«
    Tann beachtete sie nicht und murmelte etwas. Vor ihnen im Gras erschienen zwei Holzlöffel und zwei dampfende Schüsseln, die bis zum Rand mit einer dicken, braunen Flüssigkeit gefüllt waren, in der verschiedene … Dinge herumschwammen.
    »So laut wie dein Magen knurrt, kann der Wächter uns bis Modora hören«, brummte Tann. Dann lachte er in sich hinein und begann zu essen.
    »Was ist das?«, fragte Melina und nahm ihre Schüssel mit spitzen Fingern auf den Schoß.
    »Kolok-Eintopf«, gab Tann mit vollem Mund zurück, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Sie spürte, wie ihr Magen bei dem Geruch einen Sprung vor Freude machte, obwohl ihre Augen sie warnten, das Zeug zu probieren. Langsam führte sie ihren Löffel zum Mund. Nun gut, es war ein dicker Eintopf aus einem süß-sauer schmeckenden, braunen und zermatschten Gemüse, den sie zu Hause vermutlich nicht angerührt hätte. Aber heute schmeckte es phänomenal. Was für eine seltsame Welt! Viel fremder und gefährlicher, als sie es sich anfangs vorgestellt hatte. Nachdenklich kaute sie auf dem gummiartigen Gemüse herum.
    »Sag mal, wie funktioniert das mit der Zauberei? Muss man diese Kugeln haben, um Magie anwenden zu können?«
    Tann hob seine Schüssel zum Mund und schlürfte den letzten Rest auf.
    »Ja, deshalb muss ich immer einen Vorrat dabeihaben. Ab und zu gehen wir Eiszauberer ans Wasser, formen Kugeln und heben sie in Magiebeuteln auf. Darin bleibt die Magie erhalten, bis man sie braucht.«
    »Könnte jeder zaubern, der diese Kugeln hat?«
    »Wäre ich schon so lange ein Lehrling, wenn es so einfach wäre?«, schnaubte Tann empört. »Nein, man muss die Magie erlernen, das fällt einem nicht in den Schoß!«
    »Wie lange bist du denn jetzt bei Salius?«
    »Drei Jahre«, sagte Tann nach kurzem Zögern. »Ein anderer an meiner Stelle könnte längst fertig sein.«
    Melina sah ihn mitfühlend an, war allerdings klug genug zu schweigen.
    Als sie aufgegessen hatte, ließ Tann die Teller wieder verschwinden. Eine schöne Welt, dachte Melina, ohne Abwasch! Dann beobachtete sie erstaunt, wie Tann zwei Decken aus dem Rucksack zog und Melina eine davon zuwarf. Aus einem schwarzen Beutel zog er eine Magiekugel hervor und sagte so etwas wie »Zon’dja ganá!«, aber nichts geschah. Dennoch sah er sehr zufrieden aus, zog sich seine Decke um die Schultern und legte sich auf die Seite.
    »Du willst
schlafen?
Jetzt?« Melina hockte sich neben ihn und starrte ihn an. Tann seufzte und richtete sich halb wieder auf.
    »Wir haben nur noch wenige Stunden bis zum Morgen. Was tut ihr in deiner Welt, wenn es dunkel wird?«
    Melina sah sich um. »Aber hier? Es ist kalt, wir werden uns eine Lungenentzündung holen! Und ohne Schutz gegen wilde Tiere? Morgen werden von uns nur noch Knochen übrig sein!«
    Tann schüttelte den Kopf. »Spürst du es nicht? Ich habe einen Schutzzauber gesprochen. Er hält Kälte und Wind von uns ab, und wilde Tiere können uns nicht mehr wittern.« Tann legte sich wieder hin und zog die Decke eng um seine Schultern.
    »Du magst ja ein Waldmensch sein«, murmelte Melina, »aber ich werde hier keine Sekunde schlafen können!«
    Tann grinste mit geschlossenen Augen. Dann entspannte sich sein Gesicht, und sein Atem ging ruhig und regelmäßig.
    »Das gibt’s doch nicht!«, zischte Melina, aber wenn sie gehofft hatte, ihn damit wecken zu können, hatte sie sich geirrt. Zögernd nahm sie die Decke, die er ihr gegeben hatte, und hockte sich damit ins Gras. Angestrengt taxierte sie die vom Mond beschienene Landschaft und hielt Ausschau nach wilden Tieren. Nach Chulus, Wächtern und was es sonst noch hier geben mochte. In einer Welt, die sie aus Versehen durch ein Tor betreten hatte … Niemand zu Hause würde ihr
die
Geschichte glauben! Ob die Polizei bereits nach ihr suchte? Ob Lisa riesigen Ärger bekam? Und wie mochten ihre Eltern sich fühlen? Bei diesem Gedanken verschwamm die Landschaft vor Melinas Augen. Bestimmt waren sie in größter Angst um sie! Sie konnte die beiden genau vor sich sehen, Mam starrte ins Leere und zerbiss sich die Lippen wie damals, als es Oma immer schlechter ging, und Paps verfiel in angestrengtes Schweigen.
    »Ich bin hier«, flüsterte Melina in Richtung der Sterne und schlang die Decke ganz eng um sich. »Und ich werde einen Weg zu euch zurück finden.«
    Irgendwann musste auch sie eingeschlafen sein. Als Tann sie unsanft rüttelte,

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