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Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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auch gewesen. Sie sprach oft mit ihm. Damals, als sie noch lebte. Die wenigen Jahre mit ihr gemeinsam hier im Haus waren für mich ein Segen gewesen. Drei intensive Jahre, die mein Leben in eine neue Bahn lenkten. Manchmal fühlte es sich immer noch wie ein Wunder an. Nein. Es ist ein Wunder. Für mich ganz bestimmt. Allein schon die Tatsache, dass Robert erbte, nachdem wir den hohen Kredit für das Lindenhaus aufgenommen hatten. Und für das Grundstück dahinter hatte sein Geld auch noch gereicht. So konnten wir seine Gartenbaufirma hierher verlegen und benutzen seitdem das alte Firmengrundstück nur noch als Lagerplatz. Das Firmenlogo aus dem blauen und grünen Kreis, die durch eine stilisierte Lavendelpflanze miteinander verbunden sind, prangt am Zaun neben der Eingangspforte, die von Rosen umrankt ist. Hannah ist jetzt 18 Jahre alt. Über 20 Jahre leben und arbeiten wir nun hier. Robert und ich haben unseren 50. Geburtstag schon längst gefeiert. Plötzlich ist man in seiner zweiten Lebenshälfte angelangt und fragt sich, wo all die Jahre geblieben sind.
    Ich ließ mich vom Summen der Insekten und dem leisen, warmen Wind auf meiner Haut einlullen und es dauerte nicht lange, bis ich einnickte. Mir träumte, ich wäre eine Lindenblüte, die mit ihrem Duft Einladungen an das fliegende Volk aussandte. Kommt zu mir, ich habe Geschenke der Liebe für euch … Doch die grünäugige, schwarzhaarige Biene, die über mir schwebte, entfernte sich immer weiter, je mehr ich sie lockte. Ich rief sie bei ihrem Namen, aber sie flog davon, weit, weit weg und hörte mich nimmermehr.
    „ Melissa, alles in Ordnung?“
    Eine warme Männerhand streichelte meine Wange. Ich schlug meine Augen auf und schmiegte mich in Roberts Hand.
    „ Ja, alles in Ordnung, ich bin nur plötzlich eingeschlafen.“
    „ Und hast wieder geträumt, mein Schatz.“
    „ Ja. Woher weißt du das?“
    Ich stand von der Bank auf und umarmte meinen Mann zur Begrüßung. Er schloss mich in seine starken Arme und ich fühlte mehr, als dass ich es sah, wie er auf diese ganz bestimmte Art und Weise lächelte, die ich so sehr liebte.
    „ Ich kenne dich lang genug um zu wissen, wie deine Stirn sich kräuselt, wenn du traurige Träume hast. Und um zu wissen, wann du glücklich träumst, denn dann duftest du anders.“
    Ich lachte hell auf. „Ach komm, erzähl nix, dass mit dem Duft kann ja wohl nicht sein!“
    „ Doch, großes Indianerehrenwort!“ Er legte einen so großen Ernst in Stimme und Gesichtsausdruck, dass ich wusste, er scherzt.
    „ Komm, lass uns reingehen“, sagte er. „Ich verhungere. Was gibt es heute?“
     
     
    Zur selben Zeit …
    Miranda, die von auffallend zierlicher Statur war, und ihre stämmige Freundin Beata saßen an einen Baumstamm gelehnt im Wald des Kappelberges, mit Blick auf die Weinberge. Beide Mädchen rauchten schweigend Vanilla Zigarillos. Ihre Kleidung war fast identisch: Derbe Gothic Boots, Netzstrumpfhosen, schwarzes Mieder, darüber eine knappe Lederjacke. Ein Unterschied lag in den Röcken: Beata trug einen Lackleder-Mini, Miranda einen mittellangen Tüllrock in schwarz-bordeaux.
    „ Und?“
    „ Was und?“ Miranda drückte ihren Zigarillostummel auf einer Baumwurzel aus und warf ihn achtlos ins Unterholz. Sie unterdrückte krampfhaft einen Hustenreiz und verzog das Gesicht, der Geschmack war einfach scheußlich.
    „ Na, das Lippenpiercing. Wann lässt du es endlich machen?“ Die mehrfach gepiercte Beata schaute ihre Gefährtin prüfend an. „Du hast doch wohl keinen Schiss vor deinen Alten?“
    „ Natürlich nicht“, fauchte Miranda. „Ich habe dir doch gesagt, ich bin Bluter. Ich mach´ das nicht, kapiert?“
    „ Ha, ich glaube dir kein Wort, meine kleine Kröte.“ Beatas schwarzumrandete Augen funkelten boshaft. „Es gibt nur männliche Bluter. Habt ihr das nicht im Bio-Unterricht gelernt?“
    „ Nenn mich nicht so.“ Miranda erhob sich geschmeidig und strich ihren Rock glatt. Er hatte ein Vermögen gekostet, gemessen an ihrem Taschengeld.
    „ Du gehst schon? Vergiss nicht unsere Zusammenkunft.“
    „ Jaja, ich weiß, beim nächsten Vollmond.“
    „ Neumond, herrje! Ich habe Zweifel, ob du jemals eine echte Gothic sein wirst.“
    Miranda war längst auf dem Weg, der bergab führte. Sie überlegte kurz, ob sie den Bus zum Bahnhof Fellbach nehmen sollte, endschied sich dann doch, zu Fuß zu gehen. Das Wetter war so schön. Unterwegs in der Bahnhofsstraße kaufte sie sich einen Döner, um den Geschmack des

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