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Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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hast mit Haus, Garten, Kindern und deinen Büchern und Kursen genug zu tun. Ich muss einfach mehr Aufträge an Land ziehen. Und vielleicht Matthias entlassen.“
    „ Du willst ohne Gesellen arbeiten? Das schaffst du doch gar nicht mehr. Und dann auch noch mehr Aufträge bewältigen! Hast du vergessen, dass du jenseits der 50 bist und zu hohen Blutdruck hast?“
    „ Das lass mal mein Problem sein, Liebes. Mir geht es doch gut! Ich hoffe, dass es nie so weit kommt, denn das hätte Matthias nicht verdient, er hat immer gut gearbeitet. Es braucht einfach seine Zeit. Von heut´ auf morgen wird sich nichts an unserer Lage ändern, aber wohl doch langfristig gesehen. Es ging doch immer irgendwie weiter mit der Firma.“
    Plötzlich bemerkte ich, dass wir nicht mehr alleine waren. Hannah stand schweigend mit verschränkten Armen im Türrahmen.
    „ Ich wollte euch beide nicht belauschen, will jetzt aber auch nicht so tun, als hätte ich nichts gehört. Deswegen fällt also der Urlaub aus.“
    Robert nickte grimmig, trank seinen Kaffeebecher leer und wollte sich wieder auf den Weg machen.
    „ Hannah, Liebes, willst du auch etwas Kaffee und Kekse? Du kommst heute aber früh nach Hause“, sagte ich. (Heute schien der Tag der frühen Heimkehr und schlechten Nachrichten zu sein.) „Gibt es einen Grund dafür?“
    „ Nein, ich bin bloß nicht wie sonst zu Fuß gegangen, sondern wurde im Auto mitgenommen. Papa, bitte bleibe noch etwas, ich will euch etwas sagen. Nun guckt nicht so entsetzt, ihr zwei, ich habe keine Bank überfallen oder so.“ Hannah lächelte uns an, und mir wurde etwas leichter ums Herz. Sie setzte sich zu uns an den Tisch und bediente sich aus der Keksdose.
    „ Ich hatte doch gestern erwähnt, dass ich nicht mit euch in den Urlaub fahren werde. Aber ihr habt ja wieder mal nicht zugehört, sondern habt euch wegen Miranda gestritten. Also sage ich es euch jetzt. Die Sache ist die: Ich werde in zwei Wochen ausziehen.“
    „ So bald schon?“
    „ Ja, ich habe einen Ausbildungsplatz bei der Bank in Frankfurt bekommen, wo auch Daniela ihre Ausbildung macht. Ihre Eltern haben Dani zum 18. Geburtstag eine Eigentumswohnung am Rande der Innenstadt geschenkt. Ich kann als Untermieterin bei ihr einziehen. Das Zimmer ist möbliert. Ich muss nur eigene Bettwäsche und Handtücher und solche Sachen mitbringen. Die Zimmermiete kann ich ohne Probleme von der Ausbildungsvergütung bezahlen.“
    Hannah strahlte uns an, als wir ihr dazu gratulierten. Doch ganz ehrlich: es tat mir auch weh. Ich würde sie so sehr vermissen. Und ich schämte mich blöderweise auch dafür, dass andere Eltern ihrer Tochter eben mal so eine Eigentumswohnung schenkten und wir unseren Töchtern nicht mal einen Sommerurlaub bieten konnten.
    Da war er wieder, mein alter Minderwertigkeitskomplex.
     
Das Lavendelpferd
     
    Das Wetter war umgeschlagen. Seit Tagen regnete es. Im Garten konnte ich nicht viel tun. Ich erntete in halbwegs trockenen Stunden, was zur Reife gelangt war. Miri war nach der Schule ständig unterwegs und Hannah bereitete sich auf ihren Umzug vor. Es war ein Freitag, das weiß ich noch. Ich glaube, an diesem Tag fing alles an, aus dem Ruder zu laufen. Um meine gedrückte Stimmung zu heben, begann ich ein weiteres Märchen zu schreiben. Vier hatte ich schon seit längerem fertig und auch illustriert. Ich wollte unbedingt ein weiteres eigenes Buch erschaffen. Vielleicht würde der Sonnenkäfer-Verlag es annehmen und drucken, vielleicht auch nicht. Das war mir egal. Hauptsache, ich konnte schreiben und meiner Psyche damit Gutes tun. Schreiben war eines meiner Lebenselixiere geworden. Ich war es leid, immer zu kämpfen, immer wieder neue Sorgen zu haben. Es frustrierte mich zunehmend, dass ich so selten ganz für mich sein konnte. Ruhe wollte ich, schlicht und einfach meine Ruhe und Frieden. Ich war es ebenso leid, mit meiner alten Mutter zu telefonieren. Sie schien zunehmend verwirrt zu sein. Unsere Telefonate waren unverändert seltsam. Aber, ach – weg mit den Gedanken! Ich wollte jetzt schreiben und an nichts anderes denken. Die Realität würde mich früh genug wieder auf den Boden der Tatsachen zurückverfrachten. Jetzt wollte ich in meinem Inneren auf Reisen gehen. Ich hatte es mir im Wohnzimmer in der Ecke mit der Steinsammlung gemütlich gemacht. Miras zahlreiche Amethyste und meine eigenen Steine hatte ich in einer flachen, anthrazitfarbenen Schale auf dem kleinen Tisch neben dem Korbsessel angeordnet. Hier war mein Ort ,

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