Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
dieser Mann war das reinste Sägewerk!
Wir haben Alpakas!
Als ich am nächsten Morgen erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Was hatte Robert alles in den Tee getan? Ich war entspannt und ausgeschlafen und fühlte mich wesentlich wohler. Ich hörte, wie die Männer draußen vorm Haus miteinander sprachen und sich verabschiedeten. Mich hinter der Gardine versteckend, schaute ich hinunter. Miri stand bei ihnen und sagte lächelnd ein paar Worte zu Sebastian. Dann lief sie zielstrebig in Richtung Streuobstwiese, die wir jetzt wohl in „Alpakaresidenz“ umbenennen sollten. Meine Güte, wir hatten nun „Land- und Viehwirtschaft“! Ob ich mich schnell waschen und anziehen sollte, um mich von Roberts Freund zu verabschieden? Ich wollte ja nicht unhöflich sein, aber andererseits wusste er nicht, dass ich inzwischen wach war. Während ich noch träge meine Gedanken sortierte, bemerkte ich eine Veränderung im Gesichtsausdruck der Männer. Sie schauten ernst drein, Sebastian sogar eine Spur ergriffen. Er umarmte Robert lang und heftig, es sah sehr emotional aus. Was war da zwischen den beiden? Verblüfft starrte ich durchs Fenster. Das war kein normaler Abschied zwischen zwei gestandenen Männern.
Nachdenklich schlurfte ich ins Bad. Ich ließ meinen Blick über meine Duschgel-, Seifen- und Badeölsammlung schweifen. Was würde mir heute Morgen gut tun – die Zimtseife? Nein, zu süßlich und entspannend, entschied ich, denn ich musste munter werden. Vielleicht das Duschgel mit Granatapfelextrakten, oder doch lieber etwas Zitroniges? Letztlich griff ich zu „Grüner Apfel“ und drehte am Wasserhahn. Was zum Teufel war zwischen den Männern, überlegte ich. Robert mied normalerweise körperliche Nähe zu Menschen, die nicht der Familie angehörten. Das kühle Wasser, das meinen Körper umfloss, machte mich restlos wach. Aber in meinen Überlegungen kam ich keinen Schritt weiter. Ich würde Robert danach fragen müssen, sonst würde ich bis ans Ende meiner Tage darüber nachdenken. Bevor ich anfing zu frösteln, verließ ich die Dusche, trocknete mich ab und zog frische Kleidung an. Ich wählte ein langärmeliges Shirt, denn heute schien es deutlich kühler zu sein. Der Spätsommer neigte sich langsam dem Ende zu.
„ Schatz? Kommst du gleich runter? Dein Frühstück steht auf dem Tisch“, rief Robert. „Ich muss mal eben mit Matthias telefonieren, ich habe ihn ja eine Woche nicht gesehen.“
Der „Grüne Apfel“-Duft hatte meinen Appetit geweckt auf echte Äpfel. Ich holte mir aus der Speisekammer einen roten und einen grünen Apfel, aß den roten sofort und fiel dann hungrig über den überbackenen Toast her, der auf meinem Platz stand. Der grüne Apfel bildete den Abschluss. Was für ein feudales Frühstück! Herrlich, genau das Richtige heute Morgen. Der mit Kardamom gewürzte Kaffee vertrieb die letzten Reste der Nacht aus mir. Ich hörte, wie Robert im Büro am Telefon sagte: „…dann frage ich meine Frau, ob sie mitkommen will. Zu dritt schaffen wir es bestimmt. Also, dann bis Montag früh!“
„ Was machen wir Montag früh?“, rief ich.
„ Liebling, Matthias ist nicht ganz im Zeitplan für den Feng Shui-Garten. Die Auftraggeber geben Freitagabend eine große Party und sie wollen, dass der Garten spätestens am Donnerstag fertig ist. Kannst du mitkommen und beim Pflanzen und Dekorieren helfen?“
„ So weit weg? Dann müssen wir Miri ja mit den Tieren alleine lassen und im Fichtelgebirge übernachten. Und ich wollte doch diese Woche auch zum Arzt wegen dem Blutdruck.“
Robert dachte kurz nach. „Hm, ich meine, dass wir innerhalb eines Tages fertigwerden könnten, wenn wir zu dritt arbeiten. Wenn wir in aller Herrgottsfrühe losfahren und spät heimkommen, dann müssen wir nicht übernachten. Matthias sagt, er muss noch den Bachlauf fertigbauen und den kleinen Pavillon in der Partnerschaftsecke streichen. Der Großhandel hatte das falsche Rot geliefert, darum ist er damit noch nicht fertig. Ich würde den Weg hinterm Haus pflastern und so weiter, und du pflanzt die Blumen und Büsche und kümmerst dich um die Deko. Und vor allem um die nervöse Hausherrin, die ist Matthias schwer auf die Nerven gefallen. Was meinst du?“
„ Na gut, wenn es nur für den einen Tag ist. Länger will ich Miri nicht alleine lassen, sie muss ja auch wieder zur Schule.“
„ Meine Güte, Melissa, sie ist doch kein kleines Kind mehr. Nach allem, was wir jetzt für sie getan haben, wird sie doch
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