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Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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wiederum die Frage aufwarf, was ich noch alles nicht wusste , lebhaft miteinander sprachen und lachten. Es sah aus, als würden die Beiden so schnell nicht schlafen wollen. Ich aber schon. Für eine Weile setzte ich mich noch in meinen Korbsessel und spielte mit meinem Lieblingsamethyst herum. Ich musste an meine Mutter denken, die nun ihre erste Nacht im Pflegeheim verbringen musste. Sonntag würde ich Hannah anrufen und ihr von ihrer Oma berichten. Ich fragte mich, wie unsere Älteste auf die Tatsache reagieren würde, dass ihr Vater für ihre Schwester so viel investierte, obwohl unser Geschäft derzeit gar nicht gut lief, mal abgesehen von dem lukrativen Feng Shui Garten im Fichtelgebirge. Aber noch war dieses Geld nicht auf dem Konto. Ich massierte mir die Schläfen. Gott, das konnte ja noch was werden! Hoffentlich reagierte sie nicht eifersüchtig. Es war ja auch irgendwie ungerecht. Sie war immer ein pflegeleichtes Kind gewesen, hatte nie viel verlangt von uns. Sie lief nach Mirandas Geburt eben so nebenbei mit. Nein, nicht gleich nach der Geburt, später erst, korrigierte ich mich selbst. Im letzten Kindergartenjahr fiel ihre leichte Entwicklungsverzögerung eigentlich erst so richtig auf. Und danach begannen erst all diese Termine für Therapien. Wie oft hatte ich mich - völlig nutzloserweise - schon gefragt, ob ich etwas anders hätte tun müssen, bzw. mehr oder weniger, oder ob ich ihrer Entwicklung einfach freien Lauf hätte lassen sollen. Wer weiß das schon?
    Ich seufzte einmal tief und legte den Amethyst wieder auf seinen Platz zurück. Wir mussten unbedingt einen Ausgleich finden für Hannah, sonst würde es Ärger geben. Mir fiel Miras Vision wieder ein. Jetzt war mir völlig klar, was sie gemeint hatte mit: Dann sah ich Berge, hoch und kalt. Ein eisiger Wind wehte dort. Die Herde zog ziellos umher… Die Anden, natürlich. Und die umherziehende Herde waren ein Hinweis auf Alpakas. Nun, was für ein Glück, dass Robert nicht erst nach Südamerika hatte fahren müssen, dachte ich bissig. Moment mal, hielt ich in meinem Gedankenfluss inne. Wenn Mira das vorhergesehen hat, dann war Roberts Handlungsweise ja völlig richtig gewesen. Dann war das ja alles vorherbestimmt? Oder doch nicht? Er hätte sich ja auch anders entscheiden können. Wenn er zuerst mit mir darüber gesprochen hätte, was ich als Ehefrau ja doch wohl hätte erwarten können, dann hätte er sich möglicherweise meinen Bedenken gebeugt. Und dann wären die Alpakas nicht hier. Und Miri nicht so glücklich. Aber das hieße ja auch, dass ich falsch entschieden hätte in all meiner Besorgnis! Und dann gab es ja auch einen guten Grund, das Handy zu vergessen und nicht anzurufen. Und ich war deswegen dermaßen sauer gewesen! Oder waren diese Überlegungen jetzt auch alle falsch? Machte ich überhaupt noch was richtig, dachte ich etwas wehleidig. Aber es ist genauso möglich, dass für Miri alles nur ein Strohfeuer ist, was bald schon erlöschen wird. Langsam bekam ich „Knoten“ im Gehirn. Gab es denn keinen Notfallknopf, mit dem man seine Gedanken abstellen konnte?
    Plötzlich klingelte das Telefon neben mir und ich erschrak. Meine Kopfschmerzen wurden schlagartig heftiger, sie pochten nun rhythmisch mit meinem Pulsschlag an die Innenseite meiner Schläfen.
    „ Winter am Apparat. Wer? Ach so, ja, natürlich kann ich mit meiner Mutter sprechen.“ Ich hörte die Pflegerin an eine Zimmertür klopfen, und dann die Stimme meiner Mutter. Die Pflegerin gab ihr das Stationshandy in die Hand, denn Mutters Zimmertelefon wurde erst Montag vom Büro freigeschaltet. „Was gibt es denn, Mama? Wann ich dich abhole? Nein, nicht heute. Heute habe ich dich doch erst in dein neues Zimmer gebracht, weißt du nicht mehr? Nein, wir fahren heute nicht mehr nach Sylt. Du musst heute Nacht dort schlafen, wo du jetzt bist. Wie? Doch, das ist schon richtig so. Das sind alles nette Leute, die kümmern sich um dich. Jaaa, die geben dir auch zu essen. Na klar. Du brauchst dich nicht aufzuregen, alles in Ordnung. Ja, ich kümmere mich darum. Schlaf gut, Mama. Ich komme bald wieder zu Besuch. Nein, nicht morgen. Morgen kann ich nicht. Schlaf gut, Mama, am Sonntag komme ich, versprochen. Ja, ganz bestimmt.“
    Ich wechselte noch ein paar Worte mit der Pflegerin und legte dann auf. Eine Weile starrte ich müde ins Leere und ging dann erschöpft nach oben. Ich wollte meine Ruhe haben. Und mein Bett. Innerer Frieden wäre auch nicht zu verachten.
     
    Obwohl ich mir zwei

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