Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
wohl zuverlässig sein! Du machst dir schon wieder völlig umsonst Sorgen.“
„ Na, dein Gottvertrauen möchte ich haben“, murrte ich. „Hast du dir mal überlegt, was ist, wenn du das Grundstück nicht verkaufen kannst und Miri den Spaß an den Tieren verliert? Es ist noch nicht lange her, da hat sie die Schule geschwänzt und uns angelogen.“
Robert, der eben noch gut gelaunt gewesen war, funkelte mich jetzt wütend an. Oha. Aber die Worte waren nun mal raus, und ich konnte sie nicht zurücknehmen. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, dieses Thema zur Sprache zu bringen. War mir so rausgerutscht. Zu dumm aber auch.
„ Meinst du vielleicht, ich wäre zu blöd, für meine Familie zu sorgen? Ich habe mir alles genau überlegt, und ich kann mit meinem Besitz eh machen was ich will. Da muss ich dich gar nicht erst fragen, ich tu es einfach!“, plusterte er sich auf.
„ So habe ich das nicht gemeint, es ist nur so, dass wir grad dermaßen knapp bei Kasse sind, und es ist doch durchaus ein Risiko dabei. Wie lange wartet denn Sebastian auf sein Geld?“
„ Das lass´ mal meine Sorge sein. Was willst du eigentlich? All die Jahre ging es uns gut. Ich habe das Haus gekauft, weil du unbedingt hier in diesem Mira-Museum wohnen wolltest. Aus meinem Erbe finanziert. Ich habe die Firma aufgebaut und ich habe für Miri eine Perspektive geschaffen, während du dem Kind immer nur gezeigt hast, dass es nicht gut genug ist. Und ich…“
Hier unterbrach ich ihn. „Und überhaupt, was heißt hier dein Besitz? Ist es nicht immer unser Besitz gewesen? Wir haben doch eine Zugewinngemeinschaft. Du hast wohl vergessen, dass wir zuerst gemeinsam den Kredit aufgenommen hatten für den Hauskauf, und danach hast du geerbt. Und ich habe nebenbei immer dazuverdient. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Arbeit das ist, Haus, Garten, Kinder, mein freiberuflicher Job und die Zuarbeit für die Firma? Habe ich in all den Jahren nicht auch einen großen Beitrag geleistet für unseren Besitz? Das Lindenhaus ist unser Haus, nicht deines allein!
„ Ach, meinst du?“ Robert funkelte mich kampflustig an.
Jetzt wurde es mir zu viel. „Und wie kannst du es wagen, mir zu unterstellen, das Kind wäre mir nicht gut genug? Sag, was passiert hier gerade? Warum streiten wir so sehr? Das haben wir doch sonst nie getan. Du bist heute so anders, so kenne ich dich nicht!“ Ich verspürte ein heißes Brennen hinter dem Brustbein, mein Inneres zog sich angstvoll zusammen. Schon wieder füllten sich meine Augen mit Tränen. Robert rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht und ließ sie dann, ein paar quälende Momente lang, schweigend über Nase und Mund ruhen. Er holte tief Luft, kam auf mich zu und zog mich kraftvoll in seine Arme.
„ Oh, Melli, es tut mir so leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“ Er streichelte mir übers Haar und küsste mir die Tränen fort.
Genau in dem Moment kam Miri zur Tür herein. Sie stutzte und fragte misstrauisch: „Was ist hier los? Streitet ihr schon wieder?“
„ Nein, mein kleiner Rabe. Deine Mutter ist nur traurig, weil sie gestern Oma ins Pflegeheim gebracht hat“, log Robert. Aber für diese Lüge war ich ihm dankbar.
„ Geht es Oma nicht gut?“
„ Doch, es geht ihr gut, mach dir keine Sorgen“, beruhigte ich unsere Tochter. „Sie hat nur Eingewöhnungsschwierigkeiten und ist etwas verwirrt. Das gibt sich bestimmt bald wieder.“
Ich löste mich aus Roberts Armen und sagte bemüht munter zu unserer Tochter: „Willst du mir die Tiere zeigen? Ich hatte noch keine echte Gelegenheit, sie richtig kennenzulernen. Du hast doch bestimmt auch schon Namen für sie ausgesucht?“
Aus Mirandas Tagebuch
Mama und Papa sind heute Morgen, oder besser gesagt mitten in der Nacht, losgefahren mit dem Gesellen zusammen, diesen komischen Sheng Fui oder Feng Shui Garten fertigmachen. Papa sagt, der bringt richtig Kohle, das sind reiche Leute. Ob das Chinesen sind? Na, soll mir egal sein. Heute habe ich das Reich für mich alleine. In der Schule war es okay. Herr Reimann hat mich gefragt, ob ich meine Erkältung gut auskuriert habe. Ey, das war eine Fangfrage! Denn Mama hatte ihm erzählt, dass ich durch einen Magen-Darm-Virus krank geworden sei. Zum Glück habe ich sie gestern Abend noch gefragt, was denn in der Entschuldigung gestanden habe. Aber ich nehme das dem Reimann nicht krumm. Zu oft habe ich schon gelogen, ich sehe es ja ein. Die werden alle noch Augen machen. Ich will
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