Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
Vom Netzwerk:
gut funktioniert, dann könntest du dasselbe später auch für Miri machen.“
    Mirandas Gesicht hellte sich auf. „Ich soll einen Onlineshop haben?“
    Hannah nickte. „Warum nicht? Wenn du erst einmal richtig gelernt hast, mit Webstuhl und Spinnrad umzugehen, wirst du aus der Wolle sicherlich etwas Ansehnliches herstellen. Ich habe deine Strickarbeiten, die du mit Oma zusammen gemacht hast, bewundert. Du hast ein Händchen für so etwas. Im Gegensatz zu mir.“
    „ Melissa, reich mir bitte den Wurstsalat noch einmal rüber, der ist heute ausgezeichnet. Übrigens, als wir vorhin bei deiner Mutter waren, habe ich einen Anruf bekommen. Es gibt jetzt zwei Interessenten für das Grundstück. Der Makler ist zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr zum Abschluss kommen.“
    „ Das ist wunderbar, Robert. Wie hoch hat er denn den Kaufpreis angesetzt?“
    „ Er ist so hoch, dass wir nach Abzug des Wertes der Alpakas noch viel Geld übrig hätten. Wir sollten alle gemeinsam überlegen, worin wir einen Teil dieses Geldes investieren wollen.“
    Ich reichte die Schale mit den gebutterten Brezeln herum. „Nun, auf jeden Fall auch in die Software der Onlineshops. Hannah, nichts gegen deine Freunde, aber ich überlege, ob wir nicht unseren Internetauftritt von Profis gestalten lassen sollten. Und wir müssen uns was einfallen lassen in Bezug auf Miris Webstuhl. Er nimmt auf der Diele ziemlich viel Platz weg.“
    Hannah leerte nachdenklich die Wurstsalatschale und kratzte noch das allerletzte Stückchen Zwiebel raus. „Und wenn wir ihn auseinanderbauen, und auf dem Dachboden wieder zusammensetzen? Dann wären Spinnräder und Webstuhl an einem Ort, und man könnte dort auch die Wolle lagern. Andererseits sieht er auf der Diele auch so richtig stylish aus, so „old-school“. Den Leuten heute hat´s gefallen.“
    Miri winkte entsetzt ab. „Hört mal, der Webstuhl ist echt alt. Am Ende verträgt er das Auseinanderbauen nicht, oder wir machen dabei was falsch. Nee, nee. Ich will nicht, dass daran rumgepfuscht wird. Können wir nicht einfach das Haus durch einen Anbau erweitern?“
    „ Du meinst das doch wohl nicht ernst?“ Robert schaute unsere Tochter mit einer Mischung aus Belustigung und Verblüffung an. „Wie sollen wir denn das bezahlen? Nein, das ist nicht möglich, tut mir leid.“
    „ Also bleibt er auf der Diele und wir gewöhnen uns daran“, sagte ich. „Wir sollten uns weiterhin umhören, wer dir das Spinnen und Weben beibringen kann, Miri. Woran wir auch denken müssen, ist der Plumpudding für Neujahr. Ich habe auch immer noch nicht den Stollen gebacken. Hannah, vielleicht könntest du mir das Backen abnehmen?“
    „ Kein Problem, Mama, aber den Pudding machst du! Da trau ich mich nicht ran. Zu viel Verantwortung“ , sagte Hannah mit einem Lächeln. „Und vor allem ekele ich mich vor dem Rindsnierenfett.“
     
     
Brüllaffen mögen Plumpudding
     
    Es war kurz nach dem ersten Advent, als Robert mich damit überraschte, dass er eines Morgens im Wohnzimmer den schönen Indian Sacred Buckskin von der Wand nahm.
    „ Warum tust du das?“, fragte ich ihn überrascht. „Der hängt dort doch schon ewig und drei Tage.“
    In Roberts Gesicht sah ich eine Mischung aus Ernst und Traurigkeit, als er ihn vorsichtig zusammenrollte. „Ich werde ihn verschenken. An wen, weiß ich noch nicht. In der letzten Zeit habe ich viel nachgedacht. Über mich. Und meine Vergangenheit, meine Wünsche und Sehnsüchte. Weißt du, Melli-Liebes, ich habe mich all die Jahre einer Illusion hingegeben. Ich bin kein Indianer, nicht die Spur. Es war immer mein Wunsch, etwas Besonderes zu sein. Aber das bin ich nicht. Ich bin nur Robert. Einfach nur dieser Mann, der vor dir steht.“
    Ich ging zu ihm, schmiegte mich an seinen Rücken. „Für mich bist du aber ein ganz besonderer Mann. Du bist der, mit dem ich durchs Leben gehe, du bist der Vater meiner Töchter. Mit dir teile ich Tisch und Bett und mein Herz gehört dir für alle Zeit. Sage nicht, du wärest nichts Besonderes. Für mich bist du der wichtigste Mann auf der Welt.“ Robert ergriff meine Hände, die auf Herzhöhe lagen und umfasste sie zärtlich. Er schwieg, aber sein Herz sprach zu mir, schickte leise Bilder und Gefühle der Liebe und des Dankes in meine Fingerspitzen, und dann flossen diese über meine Arme in mein Innerstes und wärmten mich. Draußen rieselte sanft der erste Schnee dieses Winters.
    „ Sieh nur aus dem Fenster“, sagte ich leise. „Es schneit.

Weitere Kostenlose Bücher