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Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Porzellanschüssel mit Paniermehl, Rosinen, Korinthen und Orangeat. Fehlten noch die Backpflaumen, wo waren die bloß? Ich wühlte in der Küchenschublade, wo ich meine Backzutaten aufbewahrte. Meine Gedanken waren allerdings nicht bei meinem Tun, denn in meinem Kopf spukte nur eins: er küsst sie! Nun gut, sie war alt genug dafür. Aber dennoch, sie war meine Kleine! Ah, da waren ja die Backpflaumen. Ich nahm vier Stück und zerhackte sie in kleine Stücke. Außerdem fügte ich einen halben Esslöffel Zimt hinzu und etwas geriebene Muskatnuss. Danach wich ich immer von Mutter Miras Rezept ab, denn wir mochten es sehr, die englische Art des Plumpudding als besondere Note hinzuzufügen. Ich gab also noch Ingwer- und Nelkenpulver hinzu und auch 75 g gehackte Mandeln und einen geriebenen sauren Apfel. Während ich den Apfel rieb, überlegte ich fieberhaft, was ich mit dem Wissen um Mirandas Techtelmechtel anfangen sollte. Da konnte man sich doch nicht einmischen. Oder etwa doch? Mit gerunzelter Stirn wog ich den Zucker und das Mehl ab, schüttete beides mit zu viel Schwung in die Schüssel, so dass es staubte. Fehlten noch die Milch und der Rum. Von letzterem genehmigte ich mir einen überaus großen Schluck. Ich schaute nochmals auf das Rezept. Was hatte ich da an den Rand gekritzelt? Ach ja, dieses Jahr wollte ich der Mischung noch etwas Orangen- und Zitronensaft beigeben. Oh, ich hatte ja die Eier vergessen! Na, das wäre eine Pleite geworden. Ich schlug drei Stück am Rand der Schale auf und knetete sie unter die bereits jetzt schon köstlich duftende Masse. Ob das was Ernstes mit Miri und dem Heujungen war? Ich beschloss, alles auf mich zukommen zu lassen. Aufgeklärt waren die Mädels ja. Was aber auch nichts heißen musste. Ich wusste ja selber, wie prickelnd die erste Liebe war und dass der eigene Verstand sich Urlaub nahm und vorübergehend verabschiedete. Ach, was soll´s? Es kommt, wie es kommt. Kein Grund für elterliche Panik, nur weil die Tochter einen Mann küsst. Aber wir sollten ihn mal etwas, nur ein klein bisschen, unter die Lupe nehmen. So eine Minimenge an Panik war doch sicher erlaubt? Ich stutzte. Bei Hannahs erstem Freund hatte ich mich nicht so angestellt. Hm?
    Als Robert von den Alpakas zurückkam, war der Plumpudding in der alten Steingutform, und die wiederum im Wasserbad. Er würde nun wenigstens drei Stunden vor sich hin köcheln, besser vier. Ich überprüfte noch einmal den festen Sitz des Deckels, damit auch ja kein Wasserdampf eindringen konnte. Alles in Ordnung!
    „ Alles in Ordnung auf der Weide?“, fragte ich Robert und goss ihm seinen Frühstückskaffee ein. Er nickte und somit waren nun schon zwei Dinge an diesem Wintertag in Ordnung. Ich merkte, dass der Schluck Rum doch ein wenig zu groß für mich gewesen war, in Hinblick auf diese frühe Stunde. Das wiederum war nicht in Ordnung …
    „ Den werdenden Müttern geht es auch gut.“
    Ich dachte, ich höre nicht recht! Vorsichtig fragte ich ihn. „Wie meinst du das bitte? Welche werdenden Mütter?“
    Robert setzte seinen Kaffeebecher ab und musterte mich irritiert. „Oh, sag bloß, ich habe dir das nie gesagt? Luna und Daisy sind gedeckt worden, bevor sie zu uns kamen, sie werden im Frühsommer fohlen. Ich habe heute gesehen, dass sie schon rundlich werden.“
    „ Das ist ja, ach du meine Güte, das ist ja eine Überraschung! Aber sag mal, wie verläuft denn so eine Geburt? Brauchen wir dann den Tierarzt? Was ist, wenn die Alpakas ihre Fohlen werfen und ich bin ganz allein zu Hause? Ich weiß doch gar nicht, was man da machen muss.“ (Jetzt war ich doch ganz froh, über den kräftigen Schluck Rum im Magen. Ich war gewiss von Herzen eine Gärtnerin, aber beileibe keine Bäuerin! Alles hat seine Grenzen, und ganz besonders ich, wenn es um Tiere geht.)
    Bevor Robert antworten konnte, kam Hannah, mit der heutigen Post in der Hand wedelnd, zu uns in die Küche. „Schaut euch das mal an! Da sind gleich zwei Anfragen nach einem Feng Shui-Garten. Und hier ist die Rechnung für das Heu. Da, Mama, für dich, Post vom Verlag. Der Rest ist Werbung.“
    „ Zeig mal her! Feng Shui-Gärten? Wie kommen die denn auf uns?“ Robert streckte seinen Arm aus, um das Schreiben besser lesen zu können. Zeit für die erste Lesebrille, dachte ich. In meinem Kopf war es jetzt angenehm flauschig und meine Wangen fühlten sich heiß an.
    Hannah sah mich prüfend von der Seite an und fragte, ob ich vielleicht Fieber hätte. „Nicht, dass ich

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