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Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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zugetraut.“
    Ich musste auch lachen bei dieser Erinnerung. Aber damals fand ich es wirklich nicht komisch. „Angesichts unseres Frühstücks hier werde ich dir nicht ausführlich schildern, was ich alles tun musste, um das Handy zu retten und zu säubern. Darin waren ja lauter Kundenkontakte gespeichert.“
    „ Sag mal, stimmt das, dass Miri jeden Morgen noch vor der Schule auf die Weide geht und Heu verteilt und Wasser schleppt?“
    „ Oh ja, allerdings. Das darfst du ihr glauben. Sie ist ganz vernarrt in die Tiere.“
    „ Das verstehe ich gut. Ich wünschte…“ Sie brach mitten im Satz ab und schwieg.
    „ Ja? Was wünschst du, Liebes?“ Ich sah, wie ihre Augen sich verdunkelten. Da war sie, die Traurigkeit, die ich ihr von weitem angesehen hatte. Hannah nahm sich ein weiteres Brötchen, brach es in der Mitte durch und knibbelte nervös und angespannt das weiche Innere heraus. Sie musste sich richtig überwinden, den Wunsch auszusprechen.
    „ Ich wünschte, ich hätte auch etwas, wofür ich so brennen könnte. Etwas, dass mir so richtig Freude macht und mir wirklich was bedeutet.“
    Mitfühlend legte ich meine Hand auf ihre, und wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Doch sie enthob mich einer Antwort, denn sie konnte nicht länger ihre Emotion im Zaume halten und sie fing an, bitterlich zu weinen. Ich rückte meinen Stuhl näher zu meiner Tochter und nahm sie in die Arme. Während ich sie hielt, machte sich meine Erschöpfung wieder bemerkbar. Meine Augen müde schließend, konzentrierte ich mich auf meinen Atem, um Kraft zu sammeln. Bewusst atmete ich ganz rhythmisch, bis sich Ruhe in meiner Mitte sammelte. Ich stellte mir vor, diese ruhige Kraft auf mein Kind zu übertragen. Und gleichzeitig schwor ich mir, dass es nun genug sein sollte mit all diesen „Tagen des schwarzen Hahnes“. Genug gelitten und gestritten. Genug! Bis hier hin und nicht weiter. Ich würde mit aller Macht um das Glück meiner Familie kämpfen. Hannah löste sich nach einiger Zeit aus meiner Umarmung und angelte sich ein Taschentuch aus der Schublade hinter ihr. Geräuschvoll schnaubte sie sich die Nase und japste nach Luft.
    „ Ich habe einen Fehler gemacht.“
    Besorgt fragte ich: „Was meinst du damit?“
    „ Ich hätte nicht nach Frankfurt in die Bank gehen sollen. Anfangs war alles neu und aufregend, aber ich habe gemerkt, dass all das Geld, die Zahlen, all diese Leute und die ganze Arbeit und was ich alles so lernen muss, mir nichts bedeutet. Das macht mich ganz krank, alles ist so leer, so seltsam. Ich vermisse unser Lindenhaus, den Garten und sogar Miri und euch beide sowieso. Ich dachte, ich wäre erwachsen und könnte allein leben. Aber die Wahrheit ist, ich bin dort total unglücklich. Und mit Dani habe ich zuletzt auch nur noch gestritten, weil ich nachts selten meine Ruhe hatte.“
    „ Was willst du nun tun? Wieder nach Hause kommen oder ein Zimmer in Frankfurt suchen?“
    Hannah nickte erleichtert. „Wenn ich darf, komme ich nach Hause.“
    „ Aber was ist mit deiner Ausbildung? Du kannst nicht einfach so fortbleiben. Die Bank wird dir was husten. Und du brauchst ja auch eine neue Stelle, brauchst einen Beruf.“
    „ Ich weiß. Ich will ja auch, aber ich muss mir erst wieder Klarheit verschaffen. Momentan bin ich wie vernagelt, ich weiß nur, ich will nicht wieder in die Bank zurück. Zumindest nicht länger als nötig. Ich werde regulär kündigen, das ist selbstverständlich.“ Hannah putzte sich noch einmal die Nase und warf dann das malträtierte Brötchen in den Abfall. „Tut mir leid um das gute Stück.“
    „ Ach, das Brötchen ist egal. Hannah, ich bin froh, dass du dich mir anvertraut hast. Du wirst sicher deinen Weg finden. Wir werden dir helfen. In dem Maße, wie du es dir wünschst.“
    Hannah nickte müde, aber sichtlich erleichtert. „Das ist gut, ich danke dir. Ich geh dann mal zum Hausarzt. Ich habe jetzt auch Kopfweh und fühle mich schwach.“
    „ Ich fahre dich schnell hin und du rufst mich an, wenn du abgeholt werden kannst. Glaub ja nicht, dass ich dich in dem Zustand alleine gehen lasse. Außerdem regnet es inzwischen in Strömen. Keine Widerrede.“
    So viel mütterliche Autorität musste sein.
     
     
    Aus Mirandas Tagebuch
     
    Das ist ja mal ganz was Neues. Auch die hochheilige obertüchtige Hannah macht Fehler im Leben. Schwesterherz hat ihre Ausbildung abgebrochen. Nachdem die Schnepfe Dani sie aus der Wohnung gekickt hatte, musste sie mit dem Zug von hier aus zur Arbeit

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