Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
Vom Netzwerk:
und Papa angelogen habe. Ich wollte ja nicht mehr lügen. Aber wie hätte ich zugeben können, dass Harald für mich wirklich mehr ist, als nur ein Mitglied der Theatergruppe? Gott, wäre das peinlich, mit ihm und meiner Familie an einem Tisch zu sitzen. Ich hätte dann immer daran denken müssen, was wir nachts im Heu miteinander gemacht haben. Es war ein Fehler, Hannah die Arbeit mit den Alpakas zuzuschieben. Wenn ich nur nicht immer so müde am Morgen danach gewesen wäre… Das kommt nicht mehr vor. Ich werde es Harald morgen sagen, wenn wir mit der Gruppe Silvester feiern. Außerdem sehe ich dann, ob es ihm „nur darum geht“, oder ob er wirklich mich meint. Ramon und Ramira – das klingt viel besser als Harald und Miranda.
     
     
Frühlingsboten
     
    Der Winter wechselte im März nahtlos über in einen prächtigen Frühling. Es war, als hätte die Frühlingsgöttin Flora beschlossen, Eis und Kälte in ein Verlies zu sperren und den Schlüssel wegzuwerfen. Mir sollte es recht sein, so lange es nur hin und wieder kräftig regnete. Ich arbeitete mit Hannah in unserem Gewächshaus. Hunderte Jungpflanzen und Sämlinge mussten pikiert und selektiert werden.
    „ Sag mal, Mama, was hat es auf sich mit dieser schwarzen Feder, die Miri manchmal in der Hand hat, wenn sie abends auf ihrem Fensterbrett sitzt und nach draußen starrt?“
    Ich schaute irritiert auf. Das war mir noch nie aufgefallen. „Tut sie das? Ich muss ehrlich sagen, das ist mir entgangen.“
    „ Aber du weißt von der Feder?“
    Zögerlich gab ich Antwort. „Nicht direkt, aber ich kann mir denken, worum es da geht.“
    Hannahs Gesicht nahm einen verärgerten Ausdruck an. „Du brauchst gar nicht so geheimnisvoll tun. Ich weiß genau Bescheid über den toten Hahn, besser gesagt über den angenagelten Flügel am Kaninchenstall. Sie hat sich diese Feder aufgehoben, weil sie ihr eine Mahnung sein soll. Sie will nie wieder in solche Kreise geraten und ihr eigenes Selbst verraten. Aber was ich bisher nicht wusste, war, dass sie regelrecht verfolgt und bedroht wurde von einem Drogensüchtigen! Miri hat es mir gestern Abend erzählt.“
    „ Warum bist du jetzt so ärgerlich, Hannah?“
    „ Weil ihr es mir verschwiegen habt! Darum! Wieso werde ich nicht mit einbezogen, wenn es um die Sicherheit meiner Schwester geht? Ich meine, Herrgott nochmal, sie wurde regelrecht fertiggemacht, und ich erfahre das nicht? Bin ich für euch kein Teil der Familie mehr gewesen, nur weil ich ausgezogen war?“
    Ich hob beschwichtigend die Hände. „Nein, Liebes, natürlich nicht. Wir wollten dich einfach nicht beunruhigen und mit dem Wissen darum belasten. Du hattest doch genug mit dir und deiner Ausbildung zu tun, musstest dich in Frankfurt eingewöhnen. Wir haben es gut gemeint.“
    Hannah knallte das Pikierstäbchen auf den Arbeitstisch. „Gut gemeint! So nennt man das also. Ihr habt mich für schwach und unfähig gehalten. Weißt du, ich hätte gern Miri beigestanden, auf welche Art auch immer. Auch wenn sie genervt hat, sie ist doch meine Schwester, meine einzige Schwester! Wie konntet ihr mich nur außen vor lassen?“ Sie brach in Tränen aus und stürmte aus dem Gewächshaus. Ließ mich mit klopfendem Herzen zurück.
    Meine Hände zitterten leicht, als ich die Arbeit fortsetzte. Ich hatte Hannah noch nie so aufgebracht erlebt. Hatten wir damals wirklich einen Fehler gemacht? Ach, egal. Fehler hin oder her. Hannahs Gefühle waren verletzt, das war es, worauf es ankam. Wie konnte ich das wieder in Ordnung bringen? Nach einiger Zeit tauchte Hannah zu meiner Erleichterung wieder auf und nahm sich die nächste Kiste vor. Ihre Augen waren rotgerändert. „Hannah, Liebes, lass dir erklären…“ Sie winkte nicht unfreundlich ab und sagte: „Schon gut. Lass es. Ihr habt euch damals so entschieden, und nun ist es vorbei. Ich will nicht weiter darüber reden. Soll ich die Lupinen und Fingerhüte auch noch pikieren?“
    „ Ja, die sind schon groß genug.“ Ich suchte nach einem anderen Thema, um die Spannung zu lockern, die noch im Raum schwebte. „Bist du inzwischen einen Schritt weitergekommen, was deine Berufswahl angeht? Ich denke, es ist höchste Zeit für Bewerbungen.“
    „ Ja, bin ich.“
    Hm. So kurz angebunden. Jetzt war ich so schlau wie vorher. Ich beschloss, nicht weiter zu bohren und griff mir einen neuen Sack Erde und befüllte weitere Blumentöpfe damit. Eine Bewegung seitlich von mir ließ mich aufblicken. „Oh, Hannah, schau mal! Wir haben hier

Weitere Kostenlose Bücher