Melodie der Leidenschaft
ihre Hände fest.
„Danke für die Einladung, aber ich muss jetzt gehen.“
Ella, die vor Ungeduld und Verlangen bebte, konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. „Aber … ich dachte …“
Sie errötete heftig. Nicolaj hatte ganz offensichtlich nicht vor, sie ins Schlafzimmer zu tragen und zu lieben. Ich habe mich ihm praktisch an den Hals geworfen, dachte sie zutiefst beschämt. Und nach seinem spöttischen Lächeln zu urteilen, amüsierte ihn ihr Eifer.
„Mein Engel, wir werden sehen, wen von uns beiden du morgen mehr hassen wirst“, sagte er sanft. Dann wandte er sich um und ging davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
Vor lauter Wut über ihre eigene Dummheit schrie Ella auf, rannte ins Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
Als sie aufwachte, fiel helles Sonnenlicht ins Zimmer. Erschrocken stellte Ella fest, dass es schon fast zwölf Uhr war. Ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er voller Watte, doch nach einer Weile fiel ihr wieder ein, was am Vorabend passiert war. Sie war mit Nicolaj essen gegangen, er hatte sie mit Kaviar gefüttert. Dann hatten sie bis in die frühen Morgenstunden getanzt. Zu Hause hatte sie ihn praktisch angefleht, die Nacht mit ihr zu verbringen – und er hatte sie abgewiesen!
Zutiefst beschämt zog Ella sich das Kissen über den Kopf. Was habe ich mir nur dabei gedacht? fragte sie sich aufgebracht. Sicher war der Champagner schuld gewesen. Wie sonst hätte sie auf den absurden Gedanken kommen sollen, sich auf eine Affäre mit Nicolaj einzulassen? Um Playboys wie ihn machte sie doch sonst einen großen Bogen.
Ich kann ihm nie wieder gegenübertreten, dachte sie verzweifelt. Ihre Wangen brannten vor Verlegenheit, als ihr wieder einfiel, wie sie ihn praktisch aufgefordert hatte, sie zu küssen. Hatte er sie als zudringlich empfunden? Vielleicht hatte er ja auch nur ein Spielchen gespielt und herausfinden wollen, ob sie mit ihm ins Bett gehen würde. Bei dieser Vorstellung wurde ihr übel.
Ella stand auf, schleppte sich in ihre kleine Küche und stellte fest, dass ihr Milch und Tee ausgegangen waren. Mehrere Gläser Wasser und eine Dusche später ging es ihr geringfügig besser, zumindest körperlich. Doch nach wie vor machte sie sich Vorwürfe wegen ihres Verhaltens.
Sie zog Jeans und T-Shirt an, öffnete die Terrassentüren und ging nach draußen. Der Garten leuchtete in zahllosen Farben: smaragdgrüner Rasen, leuchtend bunte Blumen. Als sie plötzlich Nicolaj am Gartentisch auf der Terrasse sitzen sah, blieb sie wie erstarrt stehen.
„Was … was machst du hier?“, brachte sie mühsam heraus und sank auf einen Stuhl ihm gegenüber.
Im Gegensatz zu ihr schien Nicolaj, der in ausgeblichenen Jeans und schwarzem Poloshirt fantastisch aussah, keine Nachwirkungen vom Champagner zu spüren. Entspannt blätterte er in den Sonntagszeitungen, und aus einem Becher vor ihm stieg das köstliche Aroma von frisch aufgebrühtem Kaffee.
Er begrüßte sie und fügte nach einem Blick auf die Uhr hinzu: „Ich nehme an, du hast gut geschlafen.“
Ella wünschte, er würde die Designersonnenbrille absetzen, damit sie seine Augen sehen könnte. In diesem Moment hörte sie die hohe Stimme von Lily, der jüngsten Tochter ihrer Cousine. „Hallo, Ella! Wir wollten dich besuchen, aber Grandpa sagte, wir sollen dich nicht wecken“, rief die Kleine, die zu ihnen gerannt kam.
Ella umarmte Lily. „Wo ist denn Grandpa?“
„Da!“ Lily wies auf Onkel Rex, der sich ihnen näherte.
„Da bist du ja.“ Leise lachend betrachtete Rex Portman das blasse Gesicht seiner Nichte. „Wohl lange gefeiert, was? Sehr gut. Ich fand ja schon immer, dass du viel zu viel Zeit allein mit deiner Geige verbringst.“ Er blickte Nicolaj an. „Ihr habt euch sicher schon vorgestellt. Ich habe dich mehrmals angerufen, um dir zu erzählen, dass Nicolaj Kingfisher House mieten wird. Aber du warst offenbar im Tiefschlaf. Dann hast du wohl auch den Umzugswagen nicht gehört oder das Heer von Möbelpackern, die seine Sachen ins Haus getragen haben?“
„Ich …“ Ella hatte das Gefühl, es habe sie in die Welt von Alice im Wunderland verschlagen. Jeden Moment würde das weiße Kaninchen auftauchen und sie alle zum Tee einladen.
„Kein Grund, so bedrückt dreinzusehen“, sagte ihr Onkel heiter. „Ich habe Nicolaj schon erzählt, dass du in der Hausmeisterwohnung lebst. Er hat nichts dagegen, wenn du dort bleibst – zumindest die nächsten Monate.“
„Genau“, bestätigte Nicolaj. „Ich bin oft auf
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