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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Stunde Schlaf bekommen – wenn sie überhaupt schlafen konnte. Denn auch, wenn sie Florimond eben in recht guter Verfassung verlassen hatte – das Schlimmste war längst nicht überstanden.
    Eine der Zofen der Herzogin erschien am Morgen, um Sabine zur Morgenandacht zu holen und bestätigte ihre Befürchtungen.
    »Er schläft, Marquise, aber unruhig. Ich glaube, er bekommt Fieber. Madeleine meint, Ihr solltet nach ihm sehen. Doch die Herzogin will auf keinen Fall, dass Ihr jetzt zu ihm geht, sie sagt, man erwarte Eure Anwesenheit bei mindestens drei der Totenmessen.«
    Insgesamt wurden für verdiente Ritter tausend und mehr Gedenkgottesdienste gehalten. Vor der Bestattung beteten die Priester praktisch pausenlos – wobei die Angehörigen des Verstorbenen natürlich für jede Messe und jede speziell in den Farben des Ritters gegossene Kerze bezahlten.
    Jules de Caresse hatte sich hier nicht lumpen lassen. François war inzwischen sorgsam aufgebahrt und um ihn herum brannten Dutzende Kerzen mit dem Wappen der Caresse. Ordensfrauen aus einem nahe gelegenen Kloster sorgten ständig für Nachschub, wenn eine davon abgebrannt war. Ihr Konvent war auf Kerzenherstellung spezialisiert und lieferte schnell kunstvoll verzierte Grablichter für jeden verblichenen Ritter. François war zudem in der Pose aufgebahrt, die einem im heldenhaften Kampf gefallenen Ritter zustand. Sabine fragte sich, ob Gottesurteile als Heldenstücke galten, aber sie machte natürlich keine Bemerkung. Sollte Jules seinen Sohn bestatten, wie er wollte, und wenn er Trost in kleinen Lügen fand, so war sie die Letzte, die ihn an Fehler gemahnte. Der Ritter stand ohnehin wie versteinert vor der Bahre seines Sohnes. Wie die Nonnen Sabine zuflüsterten, hatte er sich die ganze Nacht nicht vom Fleck gerührt. Sabines Eintreten quittierte er mit eisernem Schweigen. Die junge Frau verzog ebenfalls keine Miene, sondern kniete sich nur in die Bank neben ihm. Drei Totenmessen – das hieß drei Stunden erzwungene Untätigkeit, während Florimond oben mit dem Fieber kämpfte. Natürlich hatte sie sowohl die Zofe der Herzogin als auch Fleurette Anweisungen gegeben, wie sie bei der Pflege des Ritters zu verfahren hatten, machte sich aber keine Illusionen: Sicher würde die Zofe ihm Weidenrindenextrakt verabreichen und vielleicht auch die anderen Kräuter zum Tee aufbrühen, die Sabine ihr gegeben hatte. Aber Fleurette würde die Herzogin kaum zu ihm lassen. Die kühlenden Wickel und Einreibungen, die das Mädchen sonst fast ebenso geschickt hätte anbringen können wie ihre Herrin, mussten also warten.
    Sabine versuchte sich abzulenken, indem sie im Stillen die alten Gebete sprach, mit denen die Katharer ihrem Gott die Seele eines Verstorbenen empfahlen. Sie glaubten an eine Wiedergeburt in einem neuen Körper, und Sabine hoffte, dass François diese neue Chance besser nutzte. Viel länger jedoch betete sie für Florimond. Er würde alle Hilfe des Himmels brauchen, um das Fieber zu überstehen.
    Es wurde dann Mittagszeit, als Sabine endlich zu den Räumen der Herzogin hastete, die sich ihrerseits auf den Besuch einer der Totenmessen vorbereitete.
    »Ach, Kindchen, hoffentlich müssen wir morgen nicht weitere Messen lesen«, seufzte sie. »Unserem Ritter geht es schlecht, vielleicht hätten wir die Wunde doch ausbrennen lassen sollen.«
    Sabine gab keine Antwort, sondern knickste nur rasch und eilte dann in das Zimmer des Kranken. Die Situation dort entsprach ihren ärgsten Befürchtungen. Florimond warf sich im Fieber unruhig von einer Bettseite zur anderen, wobei die Wunde wieder aufgebrochen war. Immerhin hatte Madeleine neue Kompressen mit Wein getränkt und darauf gelegt, außerdem kühlte die kleine Hofdame tapfer die Stirn des Ritters.
    »Es ist gut, dass Ihr kommt«, sagte sie erleichtert. »Er ruft Euren Namen. Vielleicht wird er ruhiger, wenn Ihr bei ihm seid.«
    Dies zur Geheimhaltung, dachte Sabine bitter, aber dann konzentrierte sich ihr ganzes Denken und Fühlen auf den Mann auf dem Bett vor ihr. Zunächst sah sie nach der Wunde, die gar nicht allzu schlecht aussah. Sie war sauber und eiterte zumindest nicht. Als Sabine die Kompresse wieder auflegte und den Ritter sanft zudeckte, tastete Florimond nach ihrer Hand und flüsterte ihren Namen. Sabine vergaß alle Vorsicht. Sie zog seine Finger an die Lippen und küsste dann auch seine Stirn.
    Madeleine lächelte verschwörerisch. »Ich sage es niemandem, Madame«, erklärte sie.
    Sabine versuchte, das

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