Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Lächeln zurückzugeben, aber sie war zu besorgt und litt zu sehr mit ihrem Ritter.
»Du musst mir helfen, Madeleine, wir müssen Wickel und Umschläge machen, die senken das Fieber. Und er muss viel trinken, gib ihm Tee und von dem Wein mit den Kräutern, die ich aufgesetzt habe.«
Madeleine nickte. »Das kann ich alles tun«, meinte sie dann. »Aber ich glaube ... ich glaube für ihn seid Ihr die beste Medizin.«
Tatsächlich beruhigte sich Florimond, solange Sabine neben ihm saß, seine Hand hielt und zärtliche Worte murmelte. Allerdings stieg das Fieber vorerst weiter. Sabine überraschte das nicht. Im Allgemeinen erreichte dieses Wundfieber seinen Höhepunkt erst in der dritten Nacht. Wenn der Kranke das überstand, konnte er genesen, wenn nicht ...
Die Herzogin hielt zwei Totenmessen durch und genehmigte sich dann ein gutes Mittagsmahl, bevor sie zurückkehrte. Dann kam sie aber auch gleich in Florimonds Krankenzimmer und strich bedauernd über Sabines Schulter.
»Sabine, Ihr müsst zurück in die Kapelle. Der halbe Hof zerreißt sich den Mund darüber, dass Euer Gatte die Totenwache bei seinem Sohn hält und Ihr sitzt am Bett seines Mörders!«
»Seines was?«, begehrte Sabine auf.
Die Herzogin seufzte. »Mit jeder Stunde, die Euer Stiefsohn tot ist und jeder Predigt, die dieser Holzkopf von Kaplan hält, wird François de Caresse tugendhafter und sein Tod tragischer. Ihr müsst da auftreten, angemessene Trauer zeigen, aber dem Kerl bei der Predigt ins Gesicht sehen. Dann mäßigt er sich mit der Schmähung der Versuchungen Evas. Zurzeit betreibt das Claire de Valles, und bis vorhin habe ich die Stellung gehalten. Aber der Minnehof muss vertreten sein, die Ritterschaft muss gemahnt werden, dass man Frauen nicht ungestraft schändet. Später werde ich mit allen meinen Mädchen herunterkommen, aber letztlich hängt alles an Eurer Anwesenheit.«
»Aber hier auch«, meldete sich Madeleine überraschend mutig. Sabine empfand immer mehr Sympathie für die kleine Hofdame, die sie früher oft mit Philippe de Montcours gesehen hatte. Das wäre eine passende Gattin für ihren Jugendfreund. Sie sollte Philippe vielleicht darauf hinweisen. Aber nein, Philippe war ihr ja böse.
»Monsieur d’Aragis ist sehr viel ruhiger, wenn Marquise de Caresse bei ihm ist ...«
Catherine d’Aquitaine bedachte sowohl sie als auch Sabine mit strengen Blicken.
»Was ist Euch nun wichtiger, Sabine? Eure Liebe oder Eure Ehre?«
Neunzehntes Kapitel
Sabine hatte natürlich keine wirkliche Wahl. Blutenden Herzens verließ sie Florimond am Nachmittag, um sich erneut in das Halbdunkel der Kapelle zu ihrem schweigenden Gatten zu begeben. Inzwischen fühlte sie sich auch selbst schwach und krank. Sie hatte den ganzen Tag über nichts gegessen und hätte auch gern ihre Kleider gewechselt, meinte sie doch, den Geruch von Blut und altem Wein, Kräutern, Kampfer und all den anderen Medikamenten noch an sich zu tragen, mittels derer sie versuchte, Florimonds Leiden zu lindern. Tapfer stand sie trotzdem zwei weitere Messen durch, dann erhob sie sich schwankend. Fleurette erwartete sie mit einem Imbiss und gewürztem Wein in ihren Gemächern.
»Er lebt, aber das Fieber steigt weiter«, berichtete sie. Inzwischen hatte sie sich mit der Zofe der Herzogin angefreundet, die sie stündlich mit den neuesten Nachrichten versorgte. »Er ist die meiste Zeit nicht bei Bewusstsein und sehr unruhig. Die Dame Madeleine meint, Ihr müsstet zu ihm kommen – aber die Herzogin will Euch befehlen, die ganze Nacht mit Eurem Gatten Totenwache zu halten. Morgen auch noch. Aber dann reitet er nach Caresse, um den Toten dort bestatten zu lassen. Suzanne wusste nicht, ob er dabei Eure Anwesenheit wünscht.«
Sabine hatte erschöpft in einem Sessel gelehnt, aber jetzt richtete sie sich auf.
»Da kann er sich wünschen, was er will, aber ich werde so unpässlich sein, dass er mich höchstens auf einer Tragbahre nach Caresse schleifen kann. Auf keinen Fall reite ich mit ihm, selbst wenn die Herzogin es befiehlt!«
Fleurette hielt Letzteres für unwahrscheinlich. Die Herzogin hatte viel zu viel Spaß an dem Spiel mit ihren Schachfiguren, um zuzulassen, dass sich die Dame vom Spielbrett entfernte.
Sabine sah nur noch kurz nach Florimond, bevor sie sich wieder der Kapelle zuwandte. Der Ritter lag in tiefer Bewusstlosigkeit und schien sie kaum zu erkennen, aber als sie ihre Hand auf seine Stirn legte, beruhigte sich sein Atem und er lag still, statt sich stöhnend
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