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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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stündlich zu sinken. Madeleine und die beiden Zofen, die ihre Nachtwache geteilt hatten, waren längst ebenfalls eingenickt. Nur Barbe de Richemonde zupfte mit nichtssagendem Ausdruck weiterhin die Saiten ihrer Laute. Innerlich tobte sie. Dies war nun endlich der Beweis. Aber niemand würde es ihr glauben, keine der anderen Frauen würde Sabine und ihren Buhlen verraten. Wenn sie nur auf diese eindeutige Situation gewartet hätte – aber noch einmal würde Jules nicht bereit sein, Sabine auf eine unbewiesene Beschuldigung hin anzuklagen.
    Dann jedoch öffnete sich die Tür, sie wurde aufgerissen in ohnmächtiger Wut.
    Barbe und die erschrockene Sabine, die in ihrer Erleichterung nah daran gewesen war, ihrerseits neben Florimond einzuschlummern, standen sich Philippe de Montcours gegenüber.
    Philippe war Sabine bis zu den Gemächern der Herzogin gefolgt – scheute sich dann allerdings, anzuklopfen. Was hätte er auch als Ausrede angeben können? Ein Krankenbesuch bei Florimond? Um drei Uhr in der Nacht? Zu dieser Stunde war auch kein Minnedienst angebracht, er konnte nicht vorgeben, der Herzogin huldigen zu wollen. So trat er Stunde um Stunde vor den Kemenaten von einem Fuß auf den anderen. Zunächst hoffte er noch, Sabines Besuch würde sich auf eine kurze Kontrolle der Pflegerinnen beschränken. Es war schließlich gut möglich, dass man die heilkundige ehemalige Katharerin zugezogen hatte, als der Kranke ins Fieber fiel. Aber dann blieb Sabine Stunde um Stunde fort. Philippe überlegte, ob es vielleicht gar nicht Florimond war, der ihrer Hilfe bedurfte. Vielleicht hatte die Herzogin ja nach ihr geschickt, um ihr aufzuwarten – das tat sie auch bei Nacht, wenn sie unpässlich war. Philippe wusste das von den anderen Hofdamen, auch wenn er Sabine vor den Ställen verdächtigt hatte, den nächtlichen Besuch bei ihr nur vorgetäuscht zu haben. Aber Sabine hatte die Kapelle freiwillig verlassen, sie war nicht benachrichtigt worden. Und es herrschte auch nicht das rege Treiben hinter der Tür, das eine plötzliche Erkrankung hoher Herrschaften nach sich zog. Kein Personal lief herein oder heraus, um dies und das aus der Küche zu holen oder diese oder jene Hofdame auch noch hinzuzuziehen. Nein. Je weiter die Zeit fortschritt, desto sicherer war sich Philippe. Sabine hatte ihn erneut verraten. Sie turtelte mit Florimond, statt sich endlich Philippes Liebe bewusst zu werden. Sie erinnerte ihn an ihre Prinzipien als Parfaite, aber einem anderen gab sie sich hemmungslos hin.
    Endlich, als das allererste Licht des Tages am Horizont erkennbar wurde, hielt Philippe es nicht mehr aus. Er würde jetzt da hineingehen und Sabine zur Rede stellen. Dabei wusste er nicht einmal genau, was er ihr vorwerfen wollte. Aber das musste jetzt geklärt werden. Sie musste einsehen, dass ...
    Ach, egal was. Philippe wollte sie nur sehen und ihr all seinen Ärger und seine Enttäuschung entgegenschleudern.
    Und dann war alles noch schlimmer, als er gedacht hatte! Sie saß nicht einfach an seinem Bett, versorgte den Kranken vielleicht mit irgendeiner Medizin, auf die nur sie sich verstand. Nein, sie kniete neben ihm, lag fast auf dem Bett und hielt ihn im Arm, ließ ihn an ihrer Brust schlafen wie ein Kind.
    Philippe brannte lichterloh, vergaß alle Vorsicht und alle Hemmungen.
    »Sabine, was tust du? Du verrätst deine Berufung und deinen Glauben. Du bist eine Parfaite, du hast Keuschheit gelobt.«
    Sabine blickte verwirrt zu ihm auf. Sie war offensichtlich zu müde und erschöpft um zu denken.
    »Ich hab doch keine Eide geleistet«, erinnerte sie ihn fast traumverloren. »Und dies hier widerspricht unserem Glauben nicht. Dies ist Liebe ... und unser ganzer Glaube ist Liebe!«
    Madeleine und die Zofen waren aufgeschreckt. Verwirrt blickten die Mädchen von einem zum anderen. Nur Barbe de Richemonde hatte den begierigen Ausdruck einer Löwin, kurz vor dem Schlagen ihrer Beute.
    »Unser Glaube rechtfertigt keinen Ehebruch!«, donnerte Philippe. »Du kannst dir nicht alles zurechtlegen, wie es dir passt! Und du hast sehr wohl ein Gelübde geleistet, du hast in der Kirche gepredigt. Gott wird dich strafen.«
    Sabine bettete Florimond vorsichtig zurück auf sein Kissen. Der Ritter murmelte etwas im Schlaf, aber nicht einmal die lauten Stimmen rissen ihn aus der Erschöpfung nach dem Fieber.
    »Philippe, du weißt nicht, was du redest. Gott wird mich nicht strafen, er straft niemanden.«
    »Könnte es sein«, bemerkte Barbe de Richemonde mit fast

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