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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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kindlich erschrockenem Ausdruck, »dass hier ketzerische Reden geführt werden?«
    Sabine erschrak und kam endlich wieder gänzlich zu sich. Philippes Beschuldigungen hatten sie aus dem Halbschlaf gerissen, sie hatte geantwortet ohne nachzudenken. Wenn Barbe ihre Worte nun vor den Priestern wiederholte, wenn Madeleine und die Mädchen sie bestätigten?
    Philippe schien Barbe gar nicht wahrzunehmen, nach wie vor blind vor Wut setzte er zu einer weiteren Tirade an. Sabine hob hilflos die Hand. Aber dann unterbrach ihn die kräftige Stimme der Herzogin.
    »Hier werden jetzt gar keine Reden mehr geführt. Philippe d’Ariège! Wie konntet Ihr Euch erdreisten in meine Gemächer einzudringen und meine Damen zu erschrecken? Ihr habt keinerlei Rechte an der Dame Sabine!«
    »Ich hab keine Rechte?« In seiner Raserei widersprach der Ritter sogar der Herzogin. »Sie ist mit mir aufgewachsen, sie hat in unserem Haus gelebt. Ich habe sie geliebt wie eine Schwester.«
    »Das reicht nun, Herr d’Ariège!«, sagte die Herzogin streng. »Zumal ich nur hoffen kann, dass Ihr Eurer Schwester reinere Gefühle entgegenbringt, als der Marquise de Caresse. Euch steht das blinde Begehren doch ins Gesicht geschrieben! Und nun verschwindet, Herr Ritter, bevor ich die Wachen rufe. Fasst Euch, besucht die Morgenandacht und findet Euch danach wieder bei mir ein. Ich werde Euch dann kundtun, wie ich weiter mit Euch zu verfahren denke.« Catherine d’Aquitaines Augen sprühten Funken. Ihr Blick ernüchterte sogar Philippe.
    Der Ritter nickte errötend.
    »Es tut mir leid, meine Herrin«, sagte er tonlos. Eine der Zofen hielt ihm die Tür auf und folgte ihm auf den Korridor. Sie wartete, bis er auch die Flure vor den Kemenaten verlassen hatte.
    Drinnen wandte sich Barbe de Richemonde inzwischen an Catherine. »Aber Herrin, diese Vorwürfe, die er aussprach, die kann man nicht so auf sich beruhen lassen. Er bezichtigte Marquise de Caresse, eine der Eingeweihten der Albigenser gewesen zu sein. Die werden vom König gesucht, weil sie doch wissen, wo der Gral ...«
    »Dummes Geschwätz!«, beschied sie die Herzogin rüde. »So weit ich weiß haben sie die Parfaits, die ihnen ins Netz gingen, alle verbrannt, und keiner hat vorher was vom Gral erzählt. Und unsere Marquise de Caresse ...«
    »Er sagte, sie habe als Vorbeterin die Eide geleistet und habe Keuschheit geschworen.« Barbe gab nicht auf und sah, Bestätigung heischend, um sich. Madeleine und die Zofen schwiegen jedoch eisern.
    Die Herzogin verdrehte die Augen und wandte sich an Sabine.
    »Also gut, Sabine, ist irgendetwas dran an der Sache? Habt Ihr tatsächlich irgendwelche Aufgaben in dieser Sekte gehabt, die über die des Ziehkinds einer Parfaite hinausgingen?«
    Sabine schüttelte den Kopf und sah ihr offen in die Augen.
    »Nein, Marquise. Dann wäre ich niemals eine Ehe eingegangen.«
    »Aber da seht ihr es, Marquise«, eiferte Barbe. »Sie hat ihrem alten Glauben niemals wirklich abgeschworen. Sonst wären diese Eide doch hinfällig gewesen. Aber sie fühlt sich noch gebunden.«
    »Marquise de Richemonde, hört auf mit diesem Unsinn!« Die Herzogin sprach in einem äußerst bestimmten Ton. »Schlimm genug, dass mich dieser Ritter aus dem Schlaf reißt, und nun soll ich noch philosophische Gespräche über das Hätte, Könnte, Wollte führen. Eben habt Ihr Sabines angebliche Eide als Ketzerei angeführt, nun soll es Ketzerei sein, dass sie gerade keine abgelegt hat, weil sie sich sonst an sie gebunden gefühlt haben könnte. Mir reicht es jetzt! Kann überhaupt jemand bestätigen, dass die Marquise de Caresse dieses oder jenes gesagt hat?« Die Herzogin blickte drohend in die Runde. Aber der Mahnung hätte es kaum bedurft. Madeleine und die Zofen schüttelten sowieso ihre Köpfe.
    »Wir haben nichts gehört.«
    Philippe de Montcours trat eine halbe Stunde nach Antreten seiner Audienz leichenblass und mit verkniffenem Gesicht aus den Räumen der Herzogin. Er steuerte fast unverzüglich die Ställe an.
    »Er reitet nach Ariège«, verriet Fleurette der völlig erschöpften Sabine, die in ihrer Kemenate endlich Ruhe, aber keine Entspannung fand. »Die Herzogin hat ihn mit irgendeinem Auftrag weggeschickt, über den er nicht begeistert zu sein scheint. Aber die Dame war wohl äußerst erzürnt.«
    Das konnte Sabine bestätigen. Aber sie wollte heute nicht über die Herzogin herziehen. Womöglich hatte Catherine ihr schließlich eben das Leben gerettet.
    Sabine war von Florimonds Lager aus

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