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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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doch ausreichend verunsichert ein, um den Fall der möglichen Ketzerei seinem Herrn vorzutragen. »Immerhin wurde dieser Gegenstand bei ihm gefunden.«
    Der Anblick des Marquis schien ihm Mut zu machen. Auf jeden Fall griff er nun selbst zu dem Schmuckstück und hielt es Caresse hin.
    Gaston kämpfte gegen die Männer, die ihn hielten. »Das ist nicht heidnisch! Da kann man auch nicht mit zaubern. Ich hab’s von meiner Mutter, Herr, nur zur Erinnerung, als ich von zu Haus fortging. Und die hat’s von ihrer Mutter gekriegt, als sie meinen Vater zum Mann nahm.«
    Caresse warf einen flüchtigen Blick auf das Schmuckstück.
    »Deine Mutter kommt aus der Bretagne, nehme ich an«, meinte er kurz. »Dort findet man diese Zeichen in heidnischen Kultstätten. Die verirrten Menschen, die dort lebten, bevor Christus uns erlöste, stellten Tausende von Steinen auf um ihre Götter zu ehren.«
    »Da seht Ihr, es ist heidnisch!«, jubelte der Truchsess.
    »Heidnisch aber harmlos«, beschied ihn Caresse. »Die Priester dort haben die Teufel längst ausgetrieben, aber die Leute schlagen die Zeichen von den Steinen und benutzen sie als Glücksbringer. Das da ...« Er wies auf Gastons Amulett. »Soll die Sonne darstellen. Ein paar unserer Soldaten haben die Dinger bis ins Heilige Land mitgeschleppt. Billiger als die Reliquien, die es in Hispanien zu kaufen gibt. Und genau so nutzlos gegen das Schwert des Feindes. Gib’s ihm wieder, Kaplan, soll er’s haben, wenn’s ihm Freude macht!«
    Sabine atmete auf.
    Der Haushofmeister war aber noch nicht bereit, von Gaston abzulassen.
    »Gut, dann ist er eben kein Ketzer«, gab er widerwillig zu. »Aber aufmüpfig! Seht Ihr meine Lippe, Herr Marquis? Das hat der Kerl getan, als wir ihn uns griffen, um der Sache auf den Grund zu gehen!«
    Caresse warf einen Blick auf die zerschundenen Gesichter der Männer. Die Lippe des Haushofmeisters war aufgeplatzt und das Auge des Stallmeisters schwoll langsam zu.
    »So gebt dem Kerl zehn Stockschläge«, erklärte er. »Und dann jagt ihn vom Hof. Das Mädchen hier gleich mit, das sich erdreistet hat, mich anzusprechen, wegen solch einer Lappalie.« Der Marquis wies flüchtig auf Jeanne und wollte sein Pferd wenden.
    Sabine glühte vor Zorn. Sie griff nach den Zügeln des schweren Streitrosses, und ihre Augen schienen Blitze zu sprühen.
    »Mit Verlaub, Marquis, aber dieser Mann gehört mir!«, bemerkte sie mit kaum beherrschter Stimme. »Wenn es jemandem obliegt, hier eine Strafe auszusprechen, so bin ich das.« Sie hätte gern hinzugefügt, dass die Männer des Marquis wohl auch zu tadeln waren, hielt sich dann aber zurück.
    Caresse entwand ihr die Zügel, indem er seinen Hengst zunächst zwei Schritte rückwärts richtete und dann zum Steigen brachte. Sabine war nicht in Gefahr, aber sie schreckte doch zurück, als sie die Hufe des schweren Pferdes über sich in der Luft sah. Caresse blickte kalt auf sie hinunter.
    »Der Knecht mag Euch gehören, Marquise, aber Ihr gehört mir. Das dürfte die Besitzverhältnisse klarlegen. Au revoir, Marquise!«
    Mit diesen Worten wendete er das Pferd endgültig und sprengte mit seinen Rittern davon.
    Sabine blieb gedemütigt und rasend vor Wut zurück. Sie konnte nicht hier bleiben und den triumphierenden Hofschranzen in die Augen sehen. Oder gar miterleben, wie der Haushofmeister die Strafe vollzog.
    Jeannes Weinen klang ihr noch in den Ohren, als sie über den Hof zu den Ställen floh. Sie musste jetzt irgendetwas tun, sonst würde sie verrückt werden! Aber die Gartenarbeit, die sie eben unterbrochen hatte, schien ihr zu zahm. Außerdem wollte sie weg – möglichst weit weg von diesem Hof und von ihrem Mann! Sabines Blick wanderte zu den Pferdeställen. Ein Ausritt. Ja, das wäre das Richtige, ein schneller Galopp über die Felder würde den inneren Aufruhr in ihr abebben lassen.
    »Jean Pierre?«
    Wo steckte der Stallbursche? Sollte sie ihr Pferd vielleicht selbst satteln? Eigentlich mochte Sabine Fleurettes jungen Freund, aber heute war sie bereit, sich über die Fliege an der Wand zu ärgern.
    Ungeduldig streifte die junge Frau durch die Ställe. Sie wollte eben noch einmal rufen, als ein gedämpftes Kichern sie aufhorchen ließ.
    »Jeannot ... nicht doch. Wenn jemand kommt. Iih, das piekst! Hast du nicht wenigstens eine Decke, die wir unterlegen können? Jean, ich schwöre dir, wenn ich Flöhe mit ins Haus bringe ...«
    Sabine erkannte die fröhliche Stimme ihrer Zofe Fleurette. Und dann wurde sie des

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