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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Marquis wird ihm nicht hereinreden. Der braucht nämlich ganz schön viel Geld für seine Haushaltsführung – lasst Euch nicht einreden, sein Schatz sei unermesslich! Womöglich würde er sogar noch mehr Geld für mich fordern. Als Eure Zofe bin ich nämlich ungleich wertvoller, denn als Jeannots Ehefrau. Ein Stallknecht braucht jedenfalls kein Haus, der kann im Heu schlafen. Und Kinder gibt es genug im Dorf, die kann jedes Dummchen kriegen, das sonst zu nichts nutze ist.«
    »Aber du gehörst mir, Fleurette!«, warf Sabine wider besseren Wissens ein. Schließlich hatte Caresse ihr heute erklärt, wie er diese Sache sah.
    »Gaston auch«, gab Fleurette zurück. »Und, hat es ihm geholfen?«
    Jean Pierre hatte dem kleinen Knecht vorhin auf sein Lager geholfen und seinen Rücken verbunden. Der Haushofmeister hatte seine zehn Stockschläge bis zur Neige ausgekostet, und bis morgen mussten Gaston und Jeanne obendrein die Burg verlassen. Sabine hatte Fleurette immerhin mit einer kleinen Summe Geldes zu ihm geschickt. Mit ein bisschen Glück konnten die jungen Leute sich damit bis nach Clairevaux durchschlagen. Sabines Vater würde sie sicher aufnehmen.
    Sabine senkte den Kopf. Fleurettes Wut war inzwischen verraucht, stattdessen standen Tränen in ihren grünen Augen.
    »Jean Pierre kann mich niemals heiraten«, sagte sie leise. »Er wird nie ein Haus haben und nie ein eigenes Bett. So ist das, Marquise. Und der Segen Gottes, der nützt uns da auch nichts.«
    Sabine gab von nun an auf, um die Vorherrschaft im Haushalt von Caresse zu kämpfen. Natürlich achtete sie weiterhin darauf, dass keine größeren Unregelmäßigkeiten vorkamen, aber im Grunde ließ sie den Hofbeamten freie Hand. So interessierte sie sich auch kaum für die Vorbereitungen des Festes, das der Marquis im Rahmen der Weihnachtsfeierlichkeiten plante. Sie hatte hier ja doch kein Mitspracherecht. Allerdings hob sich ihre Stimmung ein wenig, als Caresse ihr den wichtigsten Anlass für das Gelage verriet.
    »Es wird eine Art Abschiedsfest, Marquise. An mich ist ein Ruf ergangen vom Hofe des Herzogs. Er wünscht, dass ich die Ausbildung eines Reiterregiments übernehme und dazu eine Zeitlang am Hof in Toulouse lebe.«
    Sabines Herz schlug kurze Zeit ein wenig höher. Konnte es sein, dass Caresse sie allein ließ? Vielleicht für viele Monate? Sie wagte kaum darauf zu hoffen, wochenlang von seinen nächtlichen Besuchen und täglichen Affronts verschont zu bleiben.
    Caresse zerschlug diese Hoffnung aber sofort.
    »Ihr, Marquise, werdet mich natürlich begleiten. Die Herzogin hat den ausdrücklichen Wunsch geäußert, Euch kennenzulernen. Wörtlich sagte sie, sie freue sich auf eine neue Rosenknospe im Garten ihres Hofes.«
    Sabine runzelte die Stirn. Was mochte das nun wieder bedeuten? Aber sicher tat sie gut daran, sich an die blumigen Wendungen zu gewöhnen, mittels derer man auf Minnehöfen kommunizierte. Auf Caresses Fest würden sich da Möglichkeiten bieten – zahlreiche Troubadoure und Schausteller hatten sich angesagt, um die Gäste zu unterhalten.

Achtes Kapitel
    Wenn der Marquis de Caresse ein Fest gab, so diente es vor allem zur Prunkentfaltung. Beim Festmahl und bei der Kleidung der Gastgeber und Ritter wurde an nichts gespart, und Caresse selbst überwachte alle Ausgaben. Sabine bezweifelte, dass auch die geschicktesten Hofbeamten hier etwas für sich abzweigen konnten. Allerdings war das auch kaum nötig. Caresse stattete sie ja ganz freiwillig mit neuen Prunkgewändern und Privilegien aus. Sogar die Knechte und Mägde erhielten ihre weihnachtlichen Zuwendungen etwas verfrüht, damit sie neue Kleider trugen und nicht ärmlich wirkten.
    Entsprechend freudig gestimmt waren alle Bewohner der Burg, als schließlich die ersten Gäste eintrafen. Sabine kannte zwar kaum einen der Großgrundbesitzer und Würdenträger, die Caresse geladen hatte, aber er stellte sie bereitwillig allen vor und wies sie an, sich auch schon an den Tagen vor der Veranstaltung festlich zu kleiden. ›Eine neue Blüte in seinem Garten‹, dachte Sabine. Die junge, schöne Gattin gehörte ebenso zum Bild der prachtvollen Hofhaltung wie die reich gekleideten Ritter und die prunkvoll geschmückten Pferde.
    Nun verlangte die Rolle der Gastgeberin von Sabine keine übermäßige Anstrengung, ihre Erziehung hatte sie auf derartige Pflichten durchaus vorbereitet. So trat sie denn auch gelassen mit einem Gefolge von Bediensteten – allen voran der kostbar gewandete Haushofmeister

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