Melodie der Sehnsucht (German Edition)
ich. Sehr löblich, Marquise. Aber wollt Ihr mich nicht gebührend bei Hofe begrüßen? Habe ich nicht einen Willkommenskuss gut?«
Sabine konnte sich kaum weigern. Unwillig erhob sie sich, trat auf den Ritter zu und küsste ihn flüchtig auf die Wange.
»Ich begrüße Euch, François, und wünsche Euch viel Glück im Turnier«, erklärte sie förmlich.
François verbeugte sich. »Wobei ich auf einen ganz bestimmten Gegner hoffen kann, hörte ich. Weilt nicht der Herr Florimond d’Aragis zurzeit an diesem Hofe?«
Die Herzogin beschloss offensichtlich, die Unterhaltung wieder an sich zu reißen. Sabines Unwille ihrem Stiefsohn gegenüber war ihr nicht entgangen.
»Der Hof ist zurzeit randvoll mit Rittern aus aller Herren Länder«, erklärte sie diplomatisch. »Ich bin sicher, Ihr werdet auf würdige Gegner treffen, Monsieur. Und vielleicht bietet Euch ja auch mein Hof ein paar erquickliche Zerstreuungen. Ihr seid immer noch unvermählt – eine Schande für den Erben eines Lehens wie Caresse. Ich werde Euch gern mit ein paar jungen Damen bekannt machen, die hier zur Erziehung bei Hofe weilen – und im Range zu Euch passen.« Sie wies auf die Mädchen, die ihr wie immer zu Füßen saßen und sofort in das unvermeidliche Kichern ausbrachen.
François streifte sie mit einem gerade so interessierten Blick, dass es nicht unhöflich wirkte.
»Vielen Dank, Madame«, sagte er dann, senkte den Kopf und verbeugte sich, wobei er Sabine verstohlen fixierte. »Ich bin überzeugt, ich werde die erquicklichste Zerstreuung finden.«
Sabine wäre am liebsten geflohen. Aber natürlich musste die Herzogin den jungen Ritter zum abendlichen Bankett einladen – bei dem obendrein Florimond singen würde. Hoffentlich war ihr Geliebter umsichtig genug, ihr nicht zu offensichtlich zu huldigen! François würde schon früh genug mitbekommen, dass er jetzt ganz offiziell unter Sabines Zeichen in den Kampf ritt.
Florimond dachte allerdings gar nicht daran, sich zu verstellen. Hier bei Hofe war er sich der Unterstützung der Herzogin sicher, an einem Minnehof konnte er den Frauen so auffällig dienen, wie er wollte. Dabei schien er regelrecht Spaß daran zu finden, François zu provozieren. Sabine saß den ganzen Abend auf glühenden Kohlen, während Florimond abwechselnd Loblieder auf die Herzogin und ihren vor zarten Blüten überquellenden Hof sang und schmachtend die Schönheit und Tugend der Dame seines Herzens beschwor.
Am nächsten Tag, als sie zumindest kurz Zeit fanden, einander zu treffen, zog sie ihn aus dem Rosengarten in den Gang zu dem verborgenen Brunnen und erinnerte ihn an seinen Schwur.
»Du solltest vorsichtig sein. François ist gefährlich.«
Florimond lachte. »Aber hier wird er es nicht wagen, uns nachzustellen. Das hat er doch getan, Sabine, nicht wahr? Er war doch der Grund für deinen plötzlichen Rückzug auf Caresse?«
Sabine nickte beschämt. »Ja. Ich hatte Angst. Ich hatte Angst, ihr könntet aneinander geraten. Bitte, Florimond, bitte versprich, dass du ihn nicht forderst. Ich will nicht, dass du gegen ihn kämpfst!«
Florimond legte die Hand auf sein Herz. »Sabine, ich schwöre dir, was immer du willst. Aber dies hier liegt nicht in meiner Hand. Die Gegner beim Turnier werden ausgelost. Zunächst jedenfalls. Danach messen sich die Sieger der ersten Begegnungen, und schließlich bleiben die zwei Besten übrig. Wenn ich bei einem dieser Durchgänge auf François treffe, kann ich mich nicht weigern.«
»Du könntest schon, wenn du wolltest«, sagte sie – streng und unvernünftig in ihrer Sorge. »Genevra erwartete von Lancelot noch ganz andere Opfer!«
Florimond sah sie an und wusste offensichtlich nicht, ob er lachen oder ganz ernsthaft die Stirn runzeln sollte. »Aber Sabine, wir leben doch nicht im Märchen. Komm, du weißt, dass ich all diese Spiele rund um die Höfische Minne liebe, und ich will dir auch gern alle möglichen Opfer bringen.
Aber einen Turniergegner ablehnen? Wie sähe das denn aus? Wenn der junge Mann noch dein leiblicher Sohn wäre – dann könnte ich argumentieren, ich möchte auf gar keinen Fall riskieren, den Spross meiner Minneherrin auch nur versehentlich zu verletzen. Woraufhin der Jüngling mich natürlich erst recht fordern würde, mit etwas Pech würde er mich umbringen! Aber deinen Stiefsohn? Was für Schlüsse würde der Hof daraus ziehen! Du wärest kompromittiert bis ans Ende deines Daseins.«
Sabine senkte den Blick. Sie musste zugeben, dass er recht
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