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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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gern hätte sie Florimond geholfen – in den Ställen ihres Gatten standen etliche gute Streitrosse. Aber sie konnte kaum eines davon entwenden und ihrem Liebhaber zuschanzen. Jules de Caresse hätte das Tier sofort erkannt.
    Nichtsdestotrotz beendete Florimond seinen zweiten Kampf siegreich und gegen Abend auch noch einen dritten. Bei den letzten Auslosungen wurde es kurz spannend. Inzwischen waren nicht mehr viele Ritter im Rennen, und Sabine fürchtete, Florimond könnte auf François oder Philippe treffen. Tatsächlich fanden aber alle drei andere Gegner, wobei es wieder Florimond am härtesten traf. Sein Gegenüber war ein Bär von einem Mann, viel schwerer, größer und breiter als der elegante Troubadour, und zudem ein geschickter Kämpfer. Florimond brauchte all sein Geschick, seine Tricks und Kniffe, um dem Mann schließlich das Schwert zu entwinden. Am Ende brauste Beifall für ihn auf, selbst Jules de Caresse nickte anerkennend.
    Das abendliche Festessen wurde diesmal im großen Saal des Herzogs zelebriert, die Herzogin und ihre Damen wurden empfangen wie geehrte Gäste. Auch die bislang siegreichen Ritter erfuhren besondere Ehrungen. Der Herzog beschenkte sie reich, und die Herzogin bot die hübschesten Mädchen aus ihrem Hofstaat als Ehrenjungfrauen auf. Ein zierliches rotblondes Ding küsste Florimond und konnte anschließend kaum den Blick von ihm wenden. Eine niedliche Dunkelhaarige – Sabine fragte sich, ob die Herzogin gezielt ein Mädchen ausgesucht hatte, das ihr entfernt ähnlich sah – blieb an François’ Seite und teilte den Teller mit ihm. Der Ritter hatte jedoch kaum einen Blick für sie. Er schielte nach wie vor sowohl unwillig als auch begehrlich zu Sabine. Dabei war die an diesem Abend ein Bild der Tugend. Schweigend, aber mit dem Ausdruck höflichen Interesses saß sie neben ihrem Gatten und lauschte dessen endlosen Gesprächen mit dem Herzog über die Lanzenführung dieses oder jenes jungen Ritters.
    Philippe hatte die Herzogin Madeleine beigesellt. Das Mädchen war sichtlich in ihn verliebt, und sie hatte gestern gemeint, auch bei ihm Interesse aufkeimen zu sehen. Heute hatte sich dies aber scheinbar ins Gegenteil verkehrt. Er gab nur einsilbig Antwort, wenn sie ihn ansprach und gönnte ihr kaum einen Blick.
    Florimond dagegen nahm den Frauendienst ernst und plauderte und scherzte mit seiner kleinen Ehrenjungfrau, als sei sie die Dame seines Herzens. Das Mädchen strahlte und trank vor Aufregung viel zu viel Wein. Schließlich musste es sich zurückziehen, bevor die Tafel aufgehoben wurde.
    Sabine sah etwas besorgt, wie sich stattdessen Barbe de Richemonde zu ihrem Sänger gesellte. Ob sie vorhatte, ihre Verführungskünste an ihm zu erproben? Nun, was das anging, war Sabine sich seiner sicher. Sie spürte noch die Wärme, die sich bei seinem letzten Blick bei der Verbeugung vor den Damen in ihr geregt hatte. Florimond war erschöpft und schmutzig gewesen, sein Gesicht war bleich, und seine Rüstung wies Dellen und Kratzer auf. Beim Anblick Sabines schien seine Kraft jedoch zurückzukehren. Seine Augen leuchteten auf, und er tastete nach ihrem Zeichen, das er vor dem Kampf vom Schaft der Lanze entfernt und unter seinem Kettenhemd sicher verwahrt hatte. Sabine hätte ihn gern mit einem weiteren, kleinen Geschenk belohnt, wie es die Herzogin mit all ihren Minneherren tat, aber sie fürchtete Jules’ Eifersucht. So lächelte sie nur huldvoll und möglichst wenig interessiert, aber der Ausdruck ihrer Augen sprach von tiefer Liebe, von Sorge und Erleichterung.
    »Nur Euch, meine Dame, verdanke ich den Sieg!«, flüsterte Florimond. »Solange Euer Blick auf mir ruht, bin ich unsterblich.«
    Die kleine Szene musste ihn beflügelt haben. Als der Abend schließlich mit den Darbietungen verschiedener Gaukler und Sänger ausklang und die Herzogin ihren Liebling ebenfalls um einen kleinen Beitrag bat, trug er ein neues Lied vor.
    Es ging um einen Ritter, der durch die Küsse seiner Dame Unverwundbarkeit erlangte. Sabines Wangen glühten, als seine Stimme sie umschmeichelte. Wie gern hätte sie seinen Schutz heute Nacht noch verstärkt!
    Das war ihr allerdings nicht vergönnt. Die Herzogin brach das Fest an diesem Tag früh ab – sei es, weil sie sich unpässlich fühlte, sei es, weil sie den Abend vor den entscheidenden Kämpfen auch für die Ritter abkürzen wollte. Das lag allerdings nicht nur in ihrer Hand. Die Männer feierten schließlich weiter, und Sabine fürchtete, dass Florimond

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