Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Schwäche, aber dann hob sie ihm erneut ihren Körper entgegen und schmiedete das Schild ihrer Liebe im Feuer des Lebens.
Sabine und Florimond waren derart miteinander beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkten, wie die Grillen in den Hecken rund um den Brunnen plötzlich verstummten. Der andere Mann und das andere Mädchen, das seinem Ritter kichernd folgte, um ihm an der verschwiegensten Ecke des Gartens Mut für die kommenden Kämpfe zu machen, bemerkten jedoch sehr wohl, dass ihr Liebesnest bereits belegt war.
Blass vor Abscheu und Zorn sah Philippe de Montcours Sabine de Caresse in Florimonds Armen. Sabine, die Parfaite, die Unberührbare ... Sabine, die er Zeit seines Lebens geliebt hatte. Gut, er hatte sie nicht haben können, aber wenigstens hatte sie auch keinem anderen lustvoll beigelegen – bis jetzt. Philippe spürte, wie etwas in ihm aufloderte, eine Wut, wie er sie nie zuvor empfunden hatte. Fast brutal stieß er die kleine Hofdame weg, deren Annäherung er vorhin noch trunken genossen hatte. Warum sollte er nicht auch die Zuwendungen dieser kleinen Dirnen genießen, die sich vor ihrer Verheiratung mit irgendeinem reichen Adligen an der jungen Ritterschaft schadlos hielten? Beflügelt vom Wein und von der Aufregung vor dem Turnier am nächsten Morgen hatte er das Mädchen mit an seinen geheimen Ort am Brunnen nehmen wollen – nur um festzustellen, dass Sabine sich das Wissen darum bereits zu Nutzen machte. Philippe wehrte die Zärtlichkeiten der jungen Madeleine rüde ab.
»Ich muss jetzt allein sein«, beschied er sie kalt. »Mich sammeln vor dem Kampf«
Und was für ein Kampf das sein sollte. Er würde Florimond d’Aragis zerschmettern!
Fünfzehntes Kapitel
Der erste Tag des Turniers am Hofe des Herzogs bot keine Überraschungen. Sabine und die anderen Frauen träumten und plauderten sich zunächst durch die Kämpfe der jüngsten Ritter, deren Schlagabtausch wirklich nur für Militärausbilder und stolze Väter interessant war. Danach folgten die Vorausscheidungen in den wichtigeren Konkurrenzen – auch sie eine Folge voraussagbarer Begegnungen. Nur selten kam es zu einem interessanten Kampf, wenn das Los zwei gleichermaßen starke Gegner zusammengebracht hatte, die erbittert gegen das Ausscheiden kämpften. Erheblich häufiger trafen sich jedoch gleich schwache Kämpfer und hieben scheinbar endlos ungeschickt aufeinander ein, bis endlich einer sein Schwert verlor.
Wie erwartet bestritten Florimond, Philippe und François ihre Kämpfe siegreich und ohne große Mühe. Florimond tat sich in der zweiten Runde etwas schwer, weil sein Gegner über ein wesentlich stärkeres Pferd verfügte. Wie viele fahrende Ritter besaß er kein spezielles Turnierpferd, sein braver ›Danseur‹ trug ihn sowohl auf seinen langen Ritten über Land als auch durch den Tjost, letzteres mit mehr Geschick als Kraft. Den zum Teil sehr schweren und überaus temperamentvollen Hengsten der Gegner, deren geballte Masse an Gewicht und Vorwärtsdrang den Lanzenstoß des Ritters verstärkte, hatte er nichts entgegenzusetzen. Immerhin schaffte Florimond es meist, ihren Stößen auszuweichen, aber bei seinem zweiten Kampf ging er trotzdem als erster zu Boden.
»Das Pferd kann das Turnier entscheiden«, seufzte die Herzogin, deren Herz deutlich für den Sänger schlug, obwohl er nicht unter ihrem, sondern Sabines Zeichen in den Kampf ritt. Die junge Frau hatte ihm letztlich einen Schal geschenkt, und alle Damen seufzten bei dem wunderschönen Anblick des starken, hochgewachsenen Ritters mit den Goldaugen und dem lockigen Haar, der die Lanze mit dem nachtblauen Stück Stoff daran ehrfürchtig vor der Ehrentribüne senkte. Dabei hatte er der Herzogin zugelächelt, dann aber Sabine einen Blick geschenkt, dessen Leuchten die Sonne erblassen ließ.
»Aber er wird den Mann doch jetzt im Schwertkampf schlagen«, antwortete Sabine und verfolgte das Geschehen auf dem Kampfplatz mit glühenden Augen. »Und das gleicht die Niederlage im Tjost aus. Oder nicht?« Einen Lidschlag lang wandte sie die Augen von Florimond ab und blickte besorgt auf die Herzogin.
Die nickte. »Gewiss, Kind. Solange er sich beim Sturz nicht verletzt. Aber das geschieht schnell, in den schweren Rüstungen können die Männer ja nicht abrollen wie eine Katze – obwohl Euer Ritter das eben schon sehr geschickt gemacht hat, Sabine, keine Sorge! Er reitet auch sehr gut, aber in den Endrunden gilt das auch für die anderen.«
Sabine seufzte, diesmal vor Sorge. Wie
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