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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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fünfundzwanzig Jahre alt ist. Ganz zu schweigen davon, wie sehr die Mutter des Mädchens leiden wird. Von den Chamards haben wir keine Vergebung zu erwarten, da kannst du sicher sein.«
    Würde Yves ihr wirklich nicht vergeben?
    Mr Johnston stand auf und sperrte mit seiner Leibesfülle das Licht aus, sodass Marianne sein Gesicht kaum erkennen konnte.
    »Und was ist mit dir, Vater? Vergibst du Marcel und Yves? Vergibst du Adam?«
    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Nein.«
    Dann verließ er mit schweren Schritten das Zimmer.
    Marianne blieb sitzen, die Hände in den Schoß gelegt, das Gesicht ausdruckslos und still. Sie fühlte sich vollkommen zerrissen. Als würde sie in dem Blut ertrinken, das aus ihrem zerrissenen Herzen strömte.
    Auf der anderen Seite des Flusses waren Yves und Marcel mitten in der Nacht nach Hause gekommen. Sie weckten ihren Vater mit ihrem Bericht über den Angriff auf Nicolette.
    »Es ist alles meine Schuld, Papa.« Marcel ging im Schlafzimmer auf und ab. »Ich wusste, dass er ein übler Trunkenbold ist.«
    »Wie ist es passiert?«, fragte Bertrand.
    Yves, schwer wie Blei und ohne Elan, ließ sich gegen den Bettpfosten sinken. Sein Herz fühlte sich an, als wäre es ihm beim Verlassen von Mariannes Haus aus der Brust gerissen worden. Sie hatte nichts mehr zu ihm gesagt, hatte ihn nicht einmal richtig angesehen.
    »Adam Johnston ist schon seit Wochen hinter Nicolette her«, berichtete Marcel. »Wir kennen seine Familie, und ich dachte deshalb, das hätte seine Ordnung. Er war wirklich verliebt in sie. Er betete sie an.«
    »Und Nicolette?«
    »Sie mochte ihn auch. Vielleicht war es auch mehr, das weiß ich nicht. Aber gestern hat sie eine Einladung zum Mittagessen von Robert Whittington angenommen, und Adam muss die beiden im Speisesaal des Hotels gesehen haben. Als Nicolette nach Hause kam, war außer ihr niemand da, Cleo hatte am Nachmittag wohl einen Auftritt. Adam hat geklopft, Nicolette wollte ihn nicht ins Haus lassen, weil er betrunken war, aber er hat sich gewaltsam Einlass verschafft. Und dann hat er sie als – nun, er hat wohl die üblichen Begriffe verwendet, mit denen man untreue Frauen bezeichnet. Sie hat ihn aufgefordert zu gehen. Da hat er zugeschlagen.«
    »Wo war Pierre?«, fragte Bertrand heiser. »Und wo warst du?«
    Yves verstand, dass sein Vater irgendjemandem die Schuld geben musste, aber sie kam ausschließlich Adam zu. »Papa«, sagte er, »Pierre kann nicht ständig in ihrer Nähe sein, und das gilt auch für Marcel.«
    Marcel schüttelte den Kopf und nahm den Ärger seines Vaters auf sich. »Ich hätte sehen müssen, dass Adam sich in die Sache mit Nicolette verrannt hatte. Ich hätte besser aufpassen müssen, hätte dafür sorgen müssen, dass er abreist.«
    »Sag ihm, was mit Pierre passiert ist«, forderte Yves ihn auf.
    »Ja, Pierre. Er kam nur ein paar Minuten, nachdem Adam das Haus verlassen hatte, und fand Nicolette bewusstlos auf dem Boden. Sie wurde aber fast sofort wach, hat er erzählt. Dann hat er eine Nachbarin gebeten, bei ihr zu bleiben, hat seine Pistole geladen und ist Adam nachgelaufen. Er wusste, in welchem Stall sein Pferd stand. Und er hat tatsächlich auf ihn geschossen, hat er mir erzählt, ihn aber verfehlt. Adam ist aufs Pferd gestiegen und geflüchtet.«
    »Und du bist ihm gefolgt«, fügte Bertrand hinzu.
    Yves hatte Marcel noch gar nicht von seinem Heiratsantrag bei Marianne erzählt. Papa wusste auch noch nichts davon. Sie hatten beide keine Ahnung, wie viele Leben Adam an einem einzigen Tag zerstört hatte.
    »Ich habe eine schreckliche Szene gemacht«, fuhrt Marcel fort. »Und Mr Johnston hat uns rausgeschmissen. Adam hat nicht einmal abgestritten, was er getan hat. Ich hätte ihn wohl totgeschlagen, wenn Yves nicht da gewesen wäre. Stattdessen hat Yves ihn niedergeschlagen und ihm das Nasenbein gebrochen.«
    »Und jetzt erwartest du, dass er auf den Schlag irgendwie reagiert?«
    »Wenn er noch ein bisschen Ehre im Leib hat, ja.«
    »Was glaubst du, wen von uns er fordern wird?«, fragte Yves, eigentlich nur aus Neugier, während er am Bettpfosten lehnte, zu niedergeschlagen, als dass ihn die Antwort noch gekümmert hätte. Sein Lebensglück schien ihm so weit entfernt wie der Mond, obwohl Marianne doch nur auf der anderen Seite des Flusses wohnte. Nach allem, was geschehen war, würde Mr Johnston die Hochzeit ganz sicher verbieten.
    »Adam?«, fragte Marcel zurück. »Na, ich habe ihm die erste Ohrfeige verpasst, aber ich

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