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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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zusammengeschlagen. Adam schluchzte jetzt, murmelte irgendetwas, während Rotz und Blut aus seiner Nase strömten. Marianne wischte ihm mit ihrem schönen Kleid das Gesicht ab. »Still«, sagte sie zu ihm. »Es wird alles wieder gut.«
    Marcel nahm Yves am Arm. »Komm, Bruder, Adam wird sich verantworten müssen, wenn er wieder nüchtern ist.«
    Mr Johnstons Stimme donnerte: »Betreten Sie meinen Grund und Boden nie wieder!«
    »Marianne?« Hörte sie ihn denn nicht? »Marianne …« Wie sollte er sie über die Kluft zwischen ihren beiden Familien hinweg jemals wieder erreichen, wenn sie …
    Marcel zog an Yves’ Arm. »Wir gehen, Mr Johnston. Aber ich erwarte Satisfaktion für das, was Ihr Sohn meiner Schwester angetan hat.«
    Mariannes Aufmerksamkeit galt ganz ihrem Bruder, der vollkommen am Ende war. Sein Geheul erfüllte das ganze Zimmer.
    Yves sah sie noch einmal flehend an. Wollte sie ihn denn nicht wenigstens ansehen? »Marianne?«
    Sie drehte sich zu ihm um, ihre Hände und ihr Kleid voller Blut, das Gesicht gerötet und voller Zorn. »Geh, Yves. Geh bitte.«
    Er überließ sich Marcels Griff und verließ das Haus. Verließ Marianne.
    »Warte«, versuchte er es noch einmal. »Marianne …«
    »Nein«, antwortete Marcel. »Hier gibt es heute nichts mehr zu sagen. Komm jetzt.«
    Er hatte recht. Mit was für einem Gesicht sie ihn angesehen hatte! Er folgte Marcel durch die Dunkelheit zu den Pferdeställen. Gott, was hatte er getan?

28
    Am Morgen nachdem Adam Mariannes Leben zerstört hatte, versorgte sie sein gebrochenes Nasenbein und die Platzwunde am Kopf. Der große Bruder, den sie als Kind so sehr geliebt hatte, der ihr die Plätze mit den wilden Brombeeren gezeigt hatte und sie mit seinen Zinnsoldaten hatte spielen lassen – wie war es möglich, dass sie nicht an seine Seite eilte, wenn er schluchzend und verletzt am Boden lag? Jetzt aber drückte sie den Verband an seinen Kopf und hoffte inständig, dass es richtig wehtat.
    »Himmel, Marianne.« Er griff nach der Karaffe auf seinem Nachttisch, aber Marianne erwischte sie als Erste und stellte sie weg.
    »Ich gebe dir was anderes gegen die Schmerzen. Keinen Whiskey mehr, Adam.«
    »Kleines Biest, gib mir die Flasche!«
    »Nein. Du trinkst jetzt das hier, und dann erzählst du mir, was am See passiert ist.« Sie reichte ihm eine Tasse mit Absud aus Passionsblume. »Gegen die Schmerzen. Willst du, oder willst du nicht?«
    Er nahm die Tasse. »Du kannst mir das Trinken nicht verbieten.«
    »Das ist mir klar. Aber solange du krank hier liegst, trinkst du nichts. Und jetzt erzähl mir, was du angestellt hast.«
    Adam wurde rot. »Männer haben nun mal Affären, du musst nicht alles wissen.«
    »Marcel sagt, du hast ihr den Kiefer gebrochen.«
    Adam sah sie wie vom Donner gerührt an. »Was?« Er starrte sie mit großen, entsetzten Augen an.
    »Du erinnerst dich nicht mal daran, was?«, fragte sie voller Abscheu. Wenn sie nicht so wütend auf ihn gewesen wäre, hätte sie vielleicht ein wenig Mitleid gehabt. Adam war zutiefst erschrocken. Offenbar hatte er überhaupt nicht begriffen, was er tat. Er drehte sich weg von ihr und rollte sich zusammen. Kein Wort würde er mehr sagen.
    Marianne suchte ihren Vater im Arbeitszimmer auf, der dort mit roten, verschwollenen Augen vor sich hin brütete. Er hatte tatsächlich geweint! »Hast du nicht geschlafen, Vater?«
    »Was hat Adam dir erzählt? Weißt du, was passiert ist?«
    »Nein, er will nicht mit mir sprechen. Und ich habe keine Ahnung, wie weit er sich noch erinnert.«
    Mr Johnston drehte sich in seinem Schreibtischstuhl zum Fenster und starrte hinaus. Marianne setzte sich in den großen Ledersessel auf der anderen Seite des Schreibtischs. Würde er sagen, dass es ihm leidtat, die Brüder Chamard hinausgeworfen zu haben? Dass er die Sache mit Yves wieder in Ordnung bringen würde? Ihretwegen? Sie wartete, aber er sagte nichts.
    »Vater?«
    Er drehte sich wieder zu ihr. »Lass dir davon nicht die Saison verderben, Marianne. Es wird diesen Winter in New Orleans jede Menge junger Männer geben. Du hast die freie Wahl, weißt du, wenn du dir nur ein bisschen Mühe gibst, sie zu ermutigen.«
    Für einen Augenblick brachte sie kein Wort heraus. Konnte er wirklich glauben, dass ihre Verlobung ihr so wenig bedeutete? »Ich werde Yves heiraten.«
    »Die Heirat ist abgesagt, und dafür kannst du dich bei deinem Bruder bedanken. Er hat die Freundschaft zwischen mir und Bertrand zerstört, eine Freundschaft, die

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