Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
Vom Netzwerk:
Wange.
    Annie wischte sich beide Wangen mit dem Handrücken ab. »In Ordnung, dann dürfen Sie jetzt auch Miss Marianne zwei Mal küssen.«
    Yves nahm Marianne in die Arme und küsste sie, wie sie es sich den ganzen Nachmittag schon gewünscht hatte. Sie lehnte sich an ihn, und er nahm ihr Gewicht auf, als wäre sie ein Teil von ihm.
    Endlich zog Annie ihn am Jackett. »Das reicht jetzt, Mister.«
    Yves hielt Marianne fest und grinste die Kleine an. »Aber das war ja erst der erste Kuss, Annie.«
    »Dann machen Sie den zweiten aber kürzer, ja? Die Ameisen krabbeln mir schon die Beine hoch.«
    Sie gingen weiter durch den Garten, hielten sich an den Händen, weil sie jetzt zusammengehörten. Bei den Versuchsbeeten angekommen, erklärte sie ihm, was sie mit den Rosenkreuzungen vorhatte.
    »Kannst du nicht Stecklinge mitnehmen? Ableger?«, fragte Yves, und Marianne küsste ihn, gerührt, weil er sich um die Frage kümmerte, ob sie ihre Rosen mitnehmen konnte.
    »Du lieber Himmel, jetzt geht das schon wieder los!«, platzte Annie heraus. »Charles wird mich verhauen, wenn er rausfindet, dass Sie sich die ganze Zeit küssen. Er hat gesagt, ich muss dafür sorgen, dass immer genug Abstand zwischen Ihnen ist.«
    »Annie, glaub mir, Charles verhaut dich nicht«, sagte Marianne.
    Annies große dunkle Augen schwammen in Tränen, und Yves erlag ihrem Flehen. »Ich glaube, wir gehen ins Haus zurück, und ich verspreche dir, dass ich Miss Marianne auf dem Weg nicht ein einziges Mal küsse, ist das in Ordnung?«
    Im Haus angekommen sagte Marianne: »Komm mit, Annie, du kannst mir helfen, mich zum Abendessen umzuziehen.«
    »Au ja, ich binde die Bänder, das kann ich gut.«
    Yves hielt die Tür weit auf, damit Marianne mit ihrem Glockenrock hindurchkam und Annie ihr folgen konnte. Dann klopfte er auf seine Jackentasche, zog eine Zigarre heraus, zündete sie an und nahm im Schatten Platz. Marianne war die Seine. Er wollte endlich nach Norden, wo er nicht mehr vorgeben musste, zu einer Kultur zu gehören, die die Sklaverei guthieß. Dort konnte er endlich unter seinem eigenen Namen schreiben, ohne die Sicherheit seiner Familie zu gefährden. Und ohne Marianne von zu Hause fortzugehen, war ihm ein unerträglicher Gedanke geworden. Jetzt gehörte sie zu ihm, und damit gehörte ihm die ganze Welt.
    Schritte auf dem Weg unterbrachen seine zufriedenen Gedanken.
    Adam Johnston war gekommen. Er trug keinen Hut, seine Jacke war mit Schlamm bespritzt, und er ging etwas unsicher. Er war betrunken geritten, ein Glück, dass er sich nicht den Hals gebrochen hatte.
    Yves erhob sich. »Adam?« Er konnte den Whiskey auf zehn Schritte Entfernung riechen.
    Mit ungeschickten Bewegungen kam Adam zu ihm auf die Veranda. »Was zum Teufel tust du denn hier?«, fragte er mit schwerer Zunge.
    Wie gewöhnlich brachte der Alkohol den unangenehmen Kerl in ihm zum Vorschein, dachte Yves. Er hatte keine Lust, ihm in diesem Zustand von der Verlobung zu erzählen. »Ich hatte mit deinem Vater etwas zu besprechen«, sagte er.
    Adam hob die kleine Flasche, die er in der Hand hielt. »Willst du auch einen Schluck?«
    Yves schüttelte den Kopf und zeigte ihm die Zigarre. »Willst du nicht lieber vom Whiskey auf Zigarren umsteigen?«
    Adam schnaubte durch die Lippen wie ein Pferd. Nach kurzem Überlegen entschied er sich, schraubte die Flasche auf und nahm einen Schluck. »Ich werd’ mal reingehen.«
    Bei Tisch trank Adam Wein, füllte sein Glas aber ein paar Mal auf, und das wenige Essen, das er zu sich nahm, machte ihn nicht nüchterner. Yves bemerkte Mariannes Besorgnis, ihre häufigen Blicke auf Adams Glas. Was musste der Idiot hier in diesem Zustand auftauchen und seine Schwester aufregen? Nach dem Abendessen würde Yves ihn mit nach draußen nehmen, um herauszufinden, was der Grund für sein Verhalten war.
    »Adam«, sagte Marianne ruhig, »der Wein bringt dich doch sicher ins Schwitzen. Willst du nicht lieber ein Glas Limonade?«
    Adam sah sie an, mit eindeutiger Abwehr im Blick und mit Hohn in der Stimme. »Nein, kleine Schwester, ich will kein Glas Limonade.«
    Yves sah Mr Johnston an, der Adam mit einer steilen Falte zwischen den Augenbrauen betrachtete. Er wusste wohl von der Streitlust seines Sohnes, sobald dieser etwas getrunken hatte.
    Die Anspannung am Tisch wurde vom Geräusch schneller Schritte in der Eingangshalle unterbrochen. Sie hörten Charles etwas murmeln, dann war eine lautere, ungeduldige Stimme zu vernehmen.
    Marcel? Yves legte seine

Weitere Kostenlose Bücher