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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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mild gestimmter Freund hatte es sicher nicht leicht mit dieser Schwester.
    »Nun gut.« Sie wandte sich wieder an Adam. »Dieser McNaught hat die Hunde abgerichtet, damit sie Sklaven jagen. Und er hat es zugelassen, dass diese Hunde einen Jungen fast in Stücke gerissen haben, bevor er sie endlich zurückpfiff. Solche Hunde wollen wir auf Magnolias nicht haben.«
    »Soweit ich weiß, war der Junge wegglaufen«, entgegnete Adam.
    Mit eisiger Stimme antwortete Marianne: »Weggelaufen oder nicht, wir lassen nicht zu, dass unsere Sklaven von Hunden zerrissen werden, als wären sie Waschbären oder Opossums.«
    Yves bewunderte ihre feste Kinnlinie, während sie sprach. Instinktiv nutzte sie jeden Vorteil. Sie stand, während Adam saß. Sie blickte ihren Bruder direkt an, während er auf das weiße Tischtuch sah. Adam hatte keine Chance gegen sie.
    »Ihr könnt eine andere Hundemeute kaufen, Vater und du«, fuhr sie fort. »Hunde, die noch kein Menschenfleisch gekostet haben.«
    Marcel räusperte sich. »Es wäre ja wirklich zu schade, wenn diese Hunde über ein Kind herfielen.«
    Marianne sah ihn dankbar an. Alle Frauen liebten Marcel, dachte Yves.
    »Die meisten der Hunde gehören McNaught selbst«, sagte Adam.
    »Dann schreib ihm heute Nachmittag einen Scheck zur Entschädigung. Das ist mehr als fair, finde ich.« Marianne hob ihren weiten Rock, um an ihrem Stuhl vorbeizukommen. Offenbar war die Sache für sie erledigt. Yves sah, wie Adam einen Blick auf Marcel warf. Sein Stolz musste vor seinen Freunden wiederhergestellt werden. »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er, und Marianne verließ das Zimmer so heiter und gelassen, als hätte sie seine vollkommene Zustimmung erlangt. Zweifellos kannte sie ihren Bruder besser als irgendjemand sonst.
    Als die Dame und die drei Herren den Tisch verlassen hatten, räumte Pearl den Teller mit dem Eingemachten und das Salzfässchen ab, um alles in den Schrank zu stellen. Dann lauschte sie auf Charles’ Schritte, aber es war nichts zu hören. Sie nahm eine halb aufgegessene Hühnerbrust von einem Teller, ein Stück Kuchen und eine Süßkartoffel, und füllte damit die Tasche in ihrem Rock, die sie in der Mitte eingenäht hatte, sodass sie von der Schürze verdeckt wurde.
    Pearl selbst bekam immer gut und reichlich zu essen. Die Frauen, die in der Küche arbeiteten, bekamen so viel zu essen, wie sie wollten, zumeist sogar dieselben Speisen, wie sie auch im Haus serviert wurden. Wenn sie Essen stahl, dann für Luke. Seine Rationen waren nicht allzu knapp bemessen, aber ein Mann, der so kräftig war wie er, so groß und breitschultrig, der den ganzen Tag auf dem Feld für zwei arbeitete, der brauchte einfach mehr.
    Vielleicht würde er heute Abend nicht mehr so wütend auf sie sein, dachte sie. Wenn sie ihm ein gutes Abendessen mitbrachte, würde er sich beruhigen, und sie könnten darüber reden.
    Als Peter fast gestorben wäre, hatte Pearl Luke mit in die Hütte genommen, um ihm zu zeigen, was die Hunde angerichtet hatten. Miss Marianne hatte tief und fest geschlafen, und Luke hatte sich neben Petie auf die Knie niedergelassen und ihm zugeflüstert, er solle gesund werden und wieder zu Kräften kommen und es dann noch einmal versuchen.
    Pearl war so wütend gewesen, dass sie es kaum ausgehalten hatte, bis sie in ihrer gemeinsamen Hütte waren. Sie schloss die Tür hinter ihm und schrie ihn an: »Wie kannst du dem Jungen sagen, er soll noch einmal weglaufen? Hast du denn keine Augen im Kopf? Siehst du denn nicht, was die Hunde mit ihm gemacht haben?«
    »Schrei doch nicht so!« Luke hatte versucht, ihre Hände zu nehmen, aber sie hatte sich losgemacht.
    »Du wirst nicht weglaufen, versprich mir das. Du wirst nicht weglaufen, damit diese Männer dich auch noch mit einer Hundemeute jagen. Was soll denn die ganze Freiheit, wenn du dann tot bist?«
    Luke saß auf der Bettkante und fuhr sich mit der Hand durch sein sonnengebleichtes Haar. »Dieser McNaught hat mich auf dem Kieker, Pearl. Er hat gesagt, wenn ich ihn noch einmal so ansehe, dann stellt er mich an den Pfahl.« Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wollte sie nicht nehmen. »Pearl, ein Mann kann nur eine bestimmte Menge Schläge aushalten, sonst geht etwas in ihm kaputt.«
    »Dann hör doch auf, ihn anzusehen. Guck auf den Boden, wie es sich gehört! Solange du dich um deinen eigenen Kram kümmerst, tut er dir auch nichts.«
    »Willst du einen Mann, Pearl, oder ein Maultier?«
    Sie schwieg, aber ihr Kinn verriet,

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